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Lindenblatt
BeitragVerfasst am: 28. Sep 2006 09:28    Titel:

Dass die Bachmann eine Philosophin und motivkundige Literatin war, kann man an der Vorlage erkennen, die zu ihrem Gedicht führte:

Kindertotenlied
Von Friedrich Rückert

Du bist ein Schatten am Tage
Und in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.

Wo ich mein Zelt aufschlage
Da wohnst du bei mir dicht;
Du bist ein Schatten am Tage
Und in der Nacht mein Licht.

Wo ich auch nach dir frage
Find ich von dir Bericht,
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.

Du bist ein Schatten am Tage
Und in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.
*
So und ähnlich ging man noch nach der Romntik mit der Lebens-Schatten-und-Licht-Symbolik um

I.B. dreht diese Verhältnisse existenzialistisch und sprachlich virtuos um; es sind auch Bilder der neuro-vegetativen Entgrenzung, des epochentypischen Ich-Zerfalls einer Generation. (Kannst Du bestimmt für Dich übersetzen, wenn Dich diese Art von psychologischer Betrachtung interessiert.)
Sabina
BeitragVerfasst am: 27. Sep 2006 22:03    Titel:

Hmm, interessante Interpretation @ Lindenblatt... aber vllt. etwas weit hergeholt...? grübelnd
Mein erster Eindruck von dem Text war, dass das lyrische Ich sich in der Fremde befindet (ein fremdes Land? Vllt. auch etwas anderes, abstrakteres...), wo es sich nicht wohl fühlt, fremd, nur als Schatten seiner selbst. Sprachliche Mittel hier ganz klar die Wiederholung. Die Wörter fremd, Schatten und Rosen werden mehrmals erwähnt.
Die Rosen sind hier ein Symbol. Nur komm ich gerade nicht darauf, wofür
bzw. wie man in das Gesamtbild eingliedern könnte grübelnd
Schatten scheint sich hier sowohl auf die Umgebung, wie Lindenblatt bereits erwähnte, zu beziehen, als auch auf den Zustand der Person.
@keindeutschprofi: Du siehst schon, jeder interpretiert es auf seine Weise, du musst einfach versuchen es so darzustellen wie du es siehst - und zu lernen, es mit Textpassagen usw. zu belegen Thumbs up! Es gibt keine eindeutigen Aussagen, da man einfach nicht weiß, was der Autor genau meinte...
Lindenblatt
BeitragVerfasst am: 27. Sep 2006 21:35    Titel:

Das lyrische Ich ist personal nicht anwesend. Es gibt eine materielle, sachliche Gegenstandsbeschreibung: "mein Schatten". Er erhält kein Verb zugeschrieben, keine Anpapssung, keine Funktion, dass sich eine Beziehung zu den umgebenden Dingen, Sachen, Blumen etc. ergäbe.

Die Kenntnisnahme der Umgebung ist also reduziert auf ein flüchtiges, dunkles Moment, das anzeigt, dass kein Licht, keine Sonne scheint oder benutzt werden kann, die diese Details der Umgebung beleuchten könnte, sie erkennbar werden ließen für eine Aufnahme, Bewertung, Vermittlung.
Das lyriche Ich ist eine ohnmächtige, nur schttenmäßig anwesende Form eines nicht namentlich, nicht personal genannten Wesens oder eines Gegenstandes, eines ästhetischen Anscheins, der nicht fassbar ist...
Die Fremdheit ist das wesentlichste Merkmal, die stärkste Aussage der Befindlichkeit für die Autorin und jeden Leser.
keindeutschprofi
BeitragVerfasst am: 27. Sep 2006 16:09    Titel: schatten rosen schatten...

hallo. ich mal wieder. ich hoffe mir kann jemand helfen. ich muss im folgenden gedicht die situation des lyrischen ich's beschreiben und soll belege bzw. sprchliche mittel mit einbeziehen!

Ingeborg Bachmann (1926-1973): Schatten Rosen Schatten

Unter einem fremden Himmel
Schatten Rosen
Schatten
auf einer fremden Erde
zwischen Rosen und Schatten
in einem fremden Wasser
mein Schatten (v 1964)


hoffe mir kann jemand helfen...
danke im vorraus

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