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candy_brooks57
BeitragVerfasst am: 19. Mai 2015 22:08    Titel: "Lockung" Joseph von Eichendorff Gedichtanalyse

Meine Frage:
Hallo, ich habe hier eine Gedichtanalyse zum Gedicht "Lockung" von Joseph von Eichendorff geschrieben. Ich wäre auch sehr dankbar, wenn ihr mir Feedback dazu geben könntet !

Vielen Dank im voraus
candy_brooks57

Meine Ideen:
Hier ist das Gedicht :

Hörst du nicht die Bäume rauschen
Draußen durch die stille Rund?
Lockt's dich nicht, hinabzulauschen
Von dem Söller in den Grund,
Wo die vielen Bäche gehen
Wunderbar im Mondenschein
Und die stillen Schlösser sehen
In den Floß vom hohen Stein?

Kennst du noch die irren Lieder
Aus der alten, schönen Zeit?
Sie erwachen alle wieder
Nachts in Waldeseinsamkeit,
Wenn die Bäume träumend lauschen
Und der Flieder duftet schwül
Und im Fluß die Nixen rauschen -
Komm herab, hier ist's so kühl.



In seinem Gedicht ?Lockung?, welches 1834 erschien und das der Epoche der Romantik zuzuordnen ist, thematisiert Joseph von Eichendorff die Einsamkeit und Sehnsucht, und verdeutlicht diese besonders mithilfe von naturverbundenen Elementen. Das Gedicht besteht aus zwei Strophen à acht Verse mit einem regelmäßigen Kreuzreim. Außerdem liegt ein vierhebiger Trochäus vor, mit jeweils abwechselnd männlicher und weiblicher Kadenz. Die erste Strophe des Gedichts, beschreibt Fragen, die das lyrische Ich dem lyrischen Du stellt. Dabei handelt es sich um die Beschreibung der Natur in der Nacht. Auch in der zweiten Strophe werden weiterhin Fragen des lyrischen Ich beschrieben, bei den es sich jedoch um alte Erinnerungen, die bei dem lyrischen Ich in seiner Einsamkeit erweckt werden, handelt. Die erste Strophe im Gedicht beginnt mit einer ruhigen, düsteren Atmosphäre. Das lyrische Ich spricht das lyrische Du direkt an (vgl.: V.1), indem es fragt, ob es von der Natur der stillen Nacht nicht angelockt werde (vgl.: V.3), was auf die Beziehung zum Titel ?Lockung? zurückführen lässt. Die nächtliche Atmosphäre wird durch das Nutzen von Adjektiven wie still und wunderbar (vgl.: V.6 u.7) als positiv beschrieben, außerdem durch den Ausdruck ?Wunderbar im Mondenschein? (V.6) verstärkt. In dieser Strophe ist das Motiv der Naturverbundenheit klar erkennbar, und das beschriebene Naturbild wird mithilfe von rhetorischen Mitteln, wie der Personifikation der Bäche, welche als ?gehend? beschrieben werden (vgl.: V.5), lebendig dargestellt. Fortgesetzt wird die zweite Strophe mit weiteren Fragen des lyrischen Ich. Alte und gleichzeitig schöne Erinnerungen aus der Vergangenheit des lyrischen Ich werden genannt, eine Art von Nostalgie wird durch die Personifizierung der ?irren Lieder? (V.9) erweckt, denn sie ?erwachen alle wieder? (V.11), was bedeutet, dass sich das lyrische Ich sich wieder an alte Zeiten erinnert. Man könnte meinen, dass diese Erinnerungen durch die Einsamkeit in der sich das lyrische Ich befindet ausgelöst wurden. ?Nachts in Waldeseinsamkeit? (V.12), die hier erwähnte Einsamkeit ist ein weiteres Motiv der Romantik, was hier in Verbindung mit der Nacht gezeigt wird. In Vers 14-16 des Gedichts versucht das lyrische Ich mit dem Ausdruck ?Komm herab, hier ists so kühl? (V.16) in die düstere Tiefe der Einsamkeit und Melancholie zu verlocken, denn die Sehnsucht nach jemandem mit dem es seine Einsamkeit in der tiefen Waldesnacht teilt ist groß.Wieder wird diese Verlockung durch die Personifizierung der Bäume, welche ?träumend lauschen? (V.13) sehr lebendig und verlocken dargestellt. Als kühl (vgl.: V.16) könnte man ebenfalls den inneren Zustand des lyrischen Ich betrachten, denn in seiner Einsamkeit ist das lyrische Ich hoffnungslos und von Melancholie geprägt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Joseph von Eichendorf mit seinem Gedicht ?Lockung? eine schöne Natur beschreibt, die in ihre Tiefe verlocken möchte wo sich jedoch Einsamkeit und Sehnsucht befinden. Dabei werden die Motive der Naturverbundenheit, Einsamkeit und Sehnsucht als typische Merkmale der Epoche der Romantik in das Gedicht verarbeitet, was wiederum die erwähnte Hyphothese der Verkörperung der Einsamkeit und Sehnsucht in Verbindung mit der Naturverbundenheit, bestätigt. Meiner Meinung nach ist das Gedicht ein typisches Werk des Dichters Joseph von Eichendorff, in welches er die damals in der Romantik herrschende Einsamkeit, Sehnsucht und Melancholie der Menschen nach der langen Kriegszeit klar hervorhebt.

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