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Aracan
BeitragVerfasst am: 21. Jul 2021 11:04    Titel:

Schade, ich hatte mir das so schön zurechtgelegt.
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 21. Jul 2021 10:45    Titel:

Aracan hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
das Wirken Albert Schweitzers als Tropenarzt, des Herrn Müller als des eigentlichen Führers der Opposition

Bei Herrn Müller ist Kasuskongruenz eingehalten, bei Albert Schweitzer nicht.


Meiner Meinung schon. Der Duden hat hier zufällig einen komplizierten Fall rausgegriffen. Denn artikellose Berufsbezeichnungen (hier Tropenarzt) werden nicht gebeugt.

Würde ein Artikel dakommen (das Wirken Albert Schweitzers als eines Tropenarztes), läge der Fall anders. Ohne Artikel dagegen ist es wie beim Beamten, der mir gebeugt vor etwa zehn Jahren in einer fehlerhaften Buchübersetzung mal aufgefallen ist. Sinngemäß:
Zitat:
Er stieß Beamtem Bühler in die Rippen.

Gruselig, nicht wahr? Ich hab mich damals im Usenet darüber ausgelassen, und die Antworten bestätigten mich.

Somit ist Entwarnung angesagt: auch Albert Schweitzer ist kongruent.
Aracan
BeitragVerfasst am: 21. Jul 2021 09:27    Titel:

Ich fürchte, die Schwierigkeiten beginnen damit, dass du zwar "diese Dinge bereits weißt", nämlich, dass im Deutschen Kasuskongruenz gilt, aber dies im Threadtitel in Frage stellst. Du suchst, wenn ich recht verstehe, Belege dafür, wann die Kasuskongruenz, die in deinem Beispielsatz korrekt durchgehalten ist, missachtet werden darf.

Nun denn: Die traurige Wahrheit ist, dass selbst der Duden hier nicht recht weiß, was er sagen soll. Unter dem Lemma "als" als Konjunktion verzeichnet er innerhalb eines einzigen Aufzählungspunktes dies:
Zitat:
das Wirken Albert Schweitzers als Tropenarzt, des Herrn Müller als des eigentlichen Führers der Opposition

Bei Herrn Müller ist Kasuskongruenz eingehalten, bei Albert Schweitzer nicht.
Warum das so ist, darüber kann man spekulieren. Am nächsten liegt für mich die Erklärung, dass Albert Schweitzer in vielerlei Hinsicht gewirkt hat, unter anderem auch als Tropenarzt. Hier geht es also um das Spezifikum des Tropenarztes, der übrigens Albert Schweitzer war.
Herr Müller hingegen ist eine quantité négligeable und allein in seiner Eigenschaft als Führer der Opposition erwähnenswert. Hier geht es also um Herrn Müller und darum, warum wir überhaupt von ihm reden.
Wir könnten Herrn Müller sogar weglassen, und es ergäbe immer noch Sinn, zu sagen: "die Aussagen des Führers der Opposition". Im ersten Fall würde aber etwas fehlen, wäre nur vom "Wirken Albert Schweitzers" die Rede.

In deinem Beispiel schließlich geht es nicht um die Seele im Allgemeinen, sondern um die Seele als Krankheitsauslöser, sodass analog zu Albert Schweitzer Kasuskongruenz unbedingt erforderlich ist.

So weit mein Erklärungsversuch. Wenn jemand einen besseren hat, dann immer her damit!
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 20. Jul 2021 16:05    Titel:

Psychologie ist zwar nicht meine Stärke, aber ich pflichte Aracan hier bei. Es ist auch meines Erachtens die Seele, die Krankheiten ursächlich erregt. Die bloße Entdeckung dieses Umstands macht dagegen nicht krank.

Daher muss alles, was entdeckt wird, hier im Genitiv stehen: "... nämlich zur Entdeckung der Seele als eines ätiologischen, krankheitserregenden Faktors."

Dass der Genitiv allmählich im Sprachgebrauch verschwindet, ist weiterhin bekannt. Ich versuche mal ein passendes Beispiel.

Korrekt wäre: Das Auto meines Bruders, eines schnellen Fahrers, ist rot. Ersetzt wird das aber meistens durch den Dativ: Das Auto meines Bruders, einem schnellen Fahrer, ist rot. Oder man nimmt tatsächlich den Nominativ: Das Auto meines Bruders, ein schneller Fahrer, ist rot.

Viele Grüße
Steffen
Arborem
BeitragVerfasst am: 20. Jul 2021 15:27    Titel:

@Aracan

Danke für deine Antwort, aber die ist wohl kaum hilfreich.
Erstens, mein Eingangspost legt nahe, zumindest sollte er das, dass ich diese Dinge bereits weiss.
Zweitens bleiben deine Aussagen vage Behauptungen, ohne in irgendeiner Art ins Detail zu gehen oder ggf. Referenzen zum Nachlesen etc. zur Verfügung zu stellen.
Dieselben Schlüsse wie du habe ich selbst auch gezogen. Damit sind sie jedoch noch nicht bewiesen/begründet.

Meine Fragen bleiben unbeantwortet:

1. Warum richtet sich bei dieser Kongruenz der Kasus nach dem Genitiv? Ist es, weil semantisch gesehen der Bezug auf die Seele gemacht wird? Denn wie gesagt, es wäre nicht unlogisch, den Bezug auf das ganze Objekt im Dativ zu machen.

2. Würde man in der heutigen Sprach wirklich den Nominativ verwenden? Und wenn ja, warum?

Ich hätte mir zu beiden Dingen ausführliche Erläuterungen gewünscht. Oder zumindest mögliche Erklärungsansätze zu beobachteten, grammatikalischen Besonderheiten.

Nun ja, sei's drum. Trotzdem danke für die Antwort.
Aracan
BeitragVerfasst am: 20. Jul 2021 09:23    Titel:

Der krankheitserregende Faktor ist die Seele, nicht die Entdeckung. Daher sind "Seele" und "Faktor" durch "als" parallel gesetzt und daher müssen ihre Kasus kongruent sein, nicht die von "Entdeckung" und "Faktor".
Heute würde man möglicherweise, wie vorgeschlagen, mit dem Nominativ drüberfahren. Korrekt ist aber die zitierte Version.
Arborem
BeitragVerfasst am: 19. Jul 2021 17:36    Titel: Warum Kasuskongruenz in diesem Satz?

Guten Tag

Beim Lesen eines Buches bin ich auf folgenden Satz gestossen:

"Die Abgrenzung und Erforschung dieses Sondergebietes, das sowohl von der psychiatrischen wie von der neurologischen Seite her aufgeschlossen wurde, hat zu einer Entdeckung geführt, die der wissenschaftlichen Medizin äusserst unbequem war, nämlich zur Entdeckung der Seele als eines ätiologischen, krankheitserregenden Faktors."

Ja, der Satz ist in etwas älterem Deutsch geschrieben (die Textstelle stammt aus den 1930er-Jahren) und meine Fragerei dazu ist aufgrund der überholten Sprache zugegebenermassen etwas sinnlos. Wink
Trotzdem möchte ich den Satz gerne analysieren resp. meine Fragen dazu stellen:

Meine Unklarheiten betreffen vor allem den letzten Teilsatz "nämlich zur Entdeckung der Seele als eines ätiologischen, krankheitserregenden Faktors".
Die Angleichung der Wörter "ätiologisch", "krankheitserregend" und "Faktor" im Genitiv ist auf das Prinzip der Kasuskongruenz zurückzuführen. So viel ist mir klar.

Was mir nicht klar ist, ist weshalb das im Genitiv stattfindet. Das Präpositionalobjekt "zur Entdeckung der Seele" als Ganzes steht im Dativ. Warum gleicht man den Kasus dann dem Genitivattribut "der Seele" an?

Ausserdem glaube ich, dass man in heutigem Deutsch diese Kasuskongruenz gar nicht vorgenommen hätte. Ich wüsste momentan gar nicht, wie man den Satz grammatikalisch korrekt in modernem Deutsch verfassen würde.

Ich glaube in etwa so:
Die Abgrenzung und Erforschung dieses Sondergebiets, das sowohl von der psychiatrischen wie von der neurologischen Seite her aufgeschlossen wurde, hat zu einer Entdeckung geführt, die der wissenschaftlichen Medizin äussert unbequem war, nämlich zur Entdeckung der Seele als ein ätiologischer, krankheitserregender Faktor.

Der Teil nach dem Adjunktor kommt mir hier jedoch falsch vor. Mit diesen Endungen wäre das der Nominativ. Vielleicht sollte es "als einem ätiologischen, krankheitserrenden Faktor" lauten, zumal "zur Entdeckung der Seele" im Dativ ist.

Aber ich weiss es nicht. Ich habe zu lange am Satz aus dem Buch herumstudiert und bin nun einigermassen verwirrt. Ich kann den Satz nun nicht einmal in heutiges Deutsch "übersetzen".

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