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jake2042
BeitragVerfasst am: 28. Jun 2023 22:45    Titel:

Hallo Steffen,

vielen Dank! Mit dem Link bin ich zurechtgekommen. In ›Leos deutsche Grammatik‹ habe ich inzwischen ein wenig herumgestöbert. Das ist echt cool, wenn ich das mal so sagen darf.

Was ich mit syntaktischen Strukturen gemeint habe, ist bei ›Leos deutsche Grammatik‹ in Kapitel 3: Satzgrammatik zu finden. Ein Strukturbaum (eigentlich heißt das Phrasenstrukturbaum) ist eine Form, die Teile, in die sich ein Satz gliedert, grafisch (in einer Baumhierarchie) darzustellen. Diese Satzteile werden Phrasen, Konstituenten oder Satzglieder genannt. Letzteres ist der Ausdruck, unter dem Du das bei ›Leos deutsche Grammatik‹ findest. Die bekanntesten Beispiele für solche Satzglieder dürften Subjekt, Prädikat und Objekt sein. In der Terminologie der Phrasenstrukturgrammatik, die sich erheblich von traditioneller grammatikalischer Terminologie unterscheidet, wären das eine Nominalphrase an der Stelle des Subjekts, eine Verbalphrase an der Stelle des Prädikats und eine Nominalphrase an der Stelle des Objekts. Das, was in der Phrasenstrukturgrammatik unter Phrasen verstanden wird, findest Du in ›Leos deutsche Grammatik‹ unter dem Begriff ›Wortgruppen‹. Eine Nomengruppe ist eine Nominalphrase, eine Partizipgruppe ist ein Verbalphrase usw. Das sind nur andere Bezeichnungen, gemeint ist dasselbe. In dem Satz

(1) Der sportliche Hans läuft schnell zum Kaufhaus

ist ›der sportliche Hans‹ eine Nomengruppe (Nominalphrase) an der Stelle des Subjekts, ›läuft schnell‹ eine Partizipgruppe (Verbalphrase) an der Stelle des Prädikats und ›zum Kaufhaus‹ eine Nomengruppe (Nominalphrase) an der Stelle des Objekts.

Was ich mich jetzt im Zusammenhang mit meinem Ausgangsposting gefragt habe, ist, wie das mit Bezügen zwischen einzelnen Wörtern, die zu verschiedenen Wortgruppen gehören, ist (wenn ich das mal so ausdrücken darf). In dem Satz

(2) Bob ist langsam

bezieht sich das Wort ›langsam‹, das zum Partizip gehört, auf das Wort ›Bob‹, das alleine das Subjekt bildet, also zu einem anderen Satzglied gehört. Warum bezieht es sich nicht auf das Kopulaverb ›ist‹, mit dem zusammen es das Partizip bildet? Wäre das nicht naheliegender? Eigentlich müsste ich solche Sachen wissen, aber ich habe mindestens die Hälfte dessen, was ich während meines Germanistikstudiums (Nebenfach) über Grammatik gelernt habe, wieder vergessen.

Viele Grüße
jake2042
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 28. Jun 2023 15:17    Titel:

Die Quellen stehen jeweils in den Links. Das sind die unterstrichenen Wörter, klick einfach mit der Maus drauf, und Du gelangst zu leo.org auf die Seiten, die sie vor einigen Jahren von canoo.net übernommen und integriert haben.

Was Deine strukturellen Fragen betrifft, kann ich nicht antworten, da ich wiederum kein Germanist bin. Vielleicht schaut noch jemand anders vorbei.
jake2042
BeitragVerfasst am: 28. Jun 2023 14:42    Titel:

Hallo Steffen,

vielen Dank für Deine Antwort! Da habe ich nun jahrelang Germanistik studiert (allerdings nur als erstes Nebenfach, in den neunziger Jahren an der Kölner Uni), aber davon habe ich, jedenfalls in Bezug auf Grammatik, noch nie etwas gehört. Die Bezeichnung ›Kopula‹ für das Wort ›ist‹ (oder das Wort ›sind‹) war mir eher im Zusammenhang mit klassischer (vormoderner) Logik bei sogenannten kategorischen Urteilen (›Alle Schwäne sind weiß‹, ›Aristoteles ist ein Mensch‹) bekannt.

Hast Du eine Quelle für das Zitat? Ich würde gerne etwas mehr darüber erfahren. Würde sich der Strukturbaum ändern? Und wie lassen sich syntaktische Strukturen so darstellen, dass der Unterschied zwischen Adjektiven und Adverbien klar wird? Oder ist das nicht möglich?

Viele Grüße
jake2042
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 28. Jun 2023 12:52    Titel:

Willkommen im Deutschboard!

Das ist in Deinem zweiten Beispiel ist kein Hilfsverb, sondern ein sogenanntes Kopulaverb:

Zitat:
Die Kopulaverben nehmen eine Stellung zwischen den Hilfsverben und den Vollverben ein. Sie verbinden das Subjekt des Satzes mit einem Nomen im Nominativ oder einem Adjektiv in einer nicht flektierten Form.

Zusammen mit diesem Kopulaverb wird das Adjektiv zu einem Prädikativ verknüpft. Dieses bildet dann das Prädikat des Satzes.

Viele Grüße
Steffen
jake2042
BeitragVerfasst am: 28. Jun 2023 11:47    Titel: Adverb oder Adjektiv

Hallo alle zusammen,

vor kurzem bin ich auf ein kleines Problem gestoßen bzw. auf, etwas, das mir bisher nicht bewusst gewesen ist. Die beiden Sätze:

1) Bob läuft langsam
2) Bob ist langsam

werden auf Englisch mit

1a) Bob walks slowly
2a) Bob is slow

übersetzt. Siehe hier:

https://1drv.ms/i/s!AhSmXwQDkCvahKAsJ2wj08KOuzltiQ

Das bedeutet aber, dass ›langsam‹ in Satz 1) ein Adverb ist (was klar ist), in Satz 2) dagegen ein Adjektiv (was zumindest mir bislang nicht klar war). Aber warum ist ›langsam‹ in Satz 2) ein Adjektiv und kein Adverb? In Satz 1) ist die Sache klar: ›langsam‹ bezieht sich auf ›läuft‹, bestimmt dieses Verb näher. Und in Satz 2)? Im Grunde genommen sind beide Sätze strukturgleich, siehe hier:

https://1drv.ms/i/s!AhSmXwQDkCvahKArM-sAxxVwpTAjaA

Meine bisherige Vorstellung war die: In beiden Sätzen bezieht sich ›langsam‹ auf das weniger weit entfernte Wort. Um von ›langsam‹ zu ›Bob‹ zu kommen, muss ich über insgesamt vier Knoten gehen, darunter sogar den Wurzelknoten des Satzes. Das ist die maximal mögliche Entfernung. Um von ›langsam‹ in Satz 1) zu ›läuft‹ und in Satz 2) zu ›ist‹ zu kommen, muss ich nur über zwei Knoten gehen. Das ist die kürzeste Entfernung, die möglich ist. Das liegt daran, dass ›läuft langsam‹ in Satz 1) und ›ist langsam‹ in Satz 2) jeweils das Prädikat und ›Bob‹ das Subjekt des Satzes ist. Eine andere Darstellung ist die:

1b) [ [Bob] [ [läuft] [langsam] ] ]
2b) [ [Bob] [ [ist] [langsam] ] ]

Sowohl in 1b) als auch in 2b) ist ›langsam‹ mit dem jeweiligen Verb ausweislich der Klammern zum Prädikat verbunden. Dass es sich dabei in 1b) um ein Vollverb und in 2b) um ein Hilfsverb handelt, spielt dabei, meine ich, keine Rolle.

Warum also sollte sich ›langsam‹ in Satz 2) über das Prädikat hinausweisend auf das Subjekt ›Bob‹ und nicht, was ausweislich der Knotenentfernung viel näherliegender ist, auf das Hilfsverb ›ist‹ beziehen? Für mich viel plausibler wäre, zu sagen, dass sich nicht ›langsam‹ als einzelnes Wort, sondern ›läuft langsam‹ in Satz 1) bzw. ›ist langsam‹ in Satz 2) sich jeweils als ganze Wortgruppe auf ›Bob‹ beziehen. Das heißt dann aber nur, dass sich das Prädikat eines Satzes auf das Subjekt desselben Satzes bezieht. Das ist erstens trivial und trägt zweitens nichts zur Klärung der Frage bei, warum ausweislich der Google-Übersetzung ins Englische ›langsam‹ in Satz 1) ein Adverb (›slowly‹), aber in Satz 2) ein Adjektiv (›slow‹) ist.

Viele Grüße
jake2042

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