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Dengel
BeitragVerfasst am: 08. Aug 2021 12:41    Titel:

Entsprechend lässt sich heutzutage Nichtswürdigkeit, Untergebenheit vielleicht durch Anrede nur mit dem Nachnamen des Untergebenen vom Vorgesetzten ausdrücken.

Ja, in Japan wird darauf heutzutage ja bestimmt auch noch großen Wert gelegt auf die richtige Anrede mit den passenden, extra wohl dafür erdachten Höflichkeitsformen.

Danke auch für das Zitat. Ja, mit diesen verpönten Floskeln dümpel ich da wohl unschneidig so hin auf der Redestrecke.
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 08. Aug 2021 12:07    Titel:

Deinem köstlichen Beitrag ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Nur noch so viel:

Die Unterwürfigkeit der Höflichkeitsformen in allen Sprachen ist heutzutage, wo jeder jeden duzt, natürlich nicht mehr zeitgemäß. Sie entstand in der Feudalzeit, wo der Bauer den Fürsten halt irgendwie anreden musste. Das Rumeiern mit Ihr, Er und Sie hat damals aber eben wirklich die Nichtswürdigkeit des Redenden anzeigen sollen. Auch der heute nur noch scherzhaft verwendete Ausdruck "meine Wenigkeit" kommt aus dieser Zeit.

Interessant ist dabei, dass Du etwa im Japanischen gar nicht verstanden wirst, wenn Du die falsche Form benutzt. Ich habe mal ein paar Brocken gelernt, darunter "so shi ma su" (so machen wir es). Das ist aber die Höflichkeitsform! Ein Japaner, dem ich das mal spaßeshalber sagte, schaute mich nur irritiert an, er wusste überhaupt nicht, was ich meinte. Denn hier hätte ich das informale "so shi ru" benutzen müssen.

Ansonsten ist "ich würde sagen" & Co. auch einfach in die Kategorie von "äh", "nun ja" und "hm" einzureihen. Wie der sehr lesenswerte Eike Christian Hirsch zu diesem Thema mal schrieb:
Zitat:
Es ist eben nicht jedem gegeben, mit fliegendem Start auf die Redestrecke zu gehen.
(Deutsch für Besserwisser, Kapitel "Ich möchte meinen")

Viele Grüße
Steffen
Dengel
BeitragVerfasst am: 07. Aug 2021 14:31    Titel:

Zitat:
Entbehrlich sind sie, weil das Gesagte ja eh folgt. Dann muss ja nicht noch redundant davorgeschaltet werden, dass jetzt etwas kommt, was gesagt wird. Es sind also auf jeden Fall überflüssige Floskeln - nüchtern betrachtet.

Oder vielleicht auch nicht: etwa drückt das ja (auch) aus, falls ich es richtige sähe, dass der Vorsatz gefaßt wurde (weil vielleicht länger darüber nachgedacht wurde, dann der Entschluß gefaßt wurde, es also eben auch eine gewisse Beschäftigung mit einem Umstand gegeben hat) und jetzt tatsächlich umgesetzt wird (was auch durchaus nicht hätte geschehen können, etwa falls der Gefragte dafür nicht zugänglich gewirkt hätte, aber jetzt eben doch zu sein scheint) im Gegensatz etwa zu einer spontan gestellten Frage, bei der es diesen Vorsatz ja nicht oder (je nach Interpretation) zeitlich sehr nahe an der tatächlich gestellten Frage gegeben hätte.

Zitat:
Man stellt damit die eigene Meinung als unwichtig dar, zumindest als nicht richtiger als die des Gesprächspartners.

Das könnte ich - glaube ich - nicht so empfinden / sehen (aber dass es so gedeutet würde natürlich).

Zitat:
So in etwa: "falls Sie mich fragen würden, was Sie natürlich keinesfalls tun müssen, denn es ist klar, dass Sie es besser wissen, aber wenn Sie sich dennoch herablassen würden, meine Meinung zu hören, dann würde ich sagen..."

Ja, so und so ähnlich werden solche "Floskeln" wohl oft interpretiert, aber man könnte ja auch sagen / denken: "Wenn sie mich fragen würden, was sie natürlich nicht täten, weil sie wissen, dass ich es besser weiß / sie die falsche / ungünstige Antwort gegeben haben / sie damit ihre Unfähigkeit kenntlich machen würden / würde ich ihnen schon die richtige Antwort geben / würden sie auch mal die / eine richtige / zutreffende Antwort kriegen, nicht nur falsche / so ein Geschwafel von ihnen.

Zitat:
Das war natürlich übertrieben. Aber im Prinzip ist sowas die devote Höflichkeitsform, die in der Alltagssprache ja schon beim "Sie" losgeht: ich sage nicht "Du", aber auch nicht "Ihr", denn Letzteres ist zwar immerhin Plural, aber direkt anreden geht gar nicht. Also muss die dritte Person her, so als ob ich gar nicht da bin. Eigentlich unglaublich unterwürfig, oder?

Verzeihung, ich bin nicht ganz sicher, ob ich richtgig verstehe. Aber wenn tatsächlich die entsprechenden Gedanken, so eine Motivation dahinterstünden, wohl ja (was ja aber vielleicht auch nicht schlecht sein muss). Aber wenn das Ausdruck der Höflichkeit (die wohl oft eben als Schwäche, Unterlegenheit, weniger Macht habend ausgelegt wird, als Unterwürfigkeit etc.), der Zurückhaltung wäre, dann ja wohl nicht, der Empfänger könnte zunächst ja vielleicht nicht unbedingt das unterscheiden. Aber kompliziertes / umfangreiches / nicht endenwollendes Thema.

Zitat:
Diese besonders in Diskussionen o.ä. gebrauchten Floskeln mögen unter inhaltlichem Aspekt entbehrlich und in stilistischer Hinsicht blass sein

Damit, "stilistischer Hinsicht blass sein", ist der Schreibstil gemeint? Nicht der Inhalt offenbar, da bezieht man sich ja vorher drauf. Mit "stilistisch" ist gemeint, der Schreibstil der Formulierung ist nicht gut? Man könnte eine bessere Formulierung nehmen? Um dasselbe (das ja entbehrlich sei) auszudrücken oder etwas das nicht "entbehrlich" / sinnvoll zu erwähnen wäre? Dann würde aber das ja automatisch die Fomulierung ändern, vielleicht zu einem besseren Schreibstil, aber gar nicht den Inhalt ausdrücken, der vielleicht ausgedrückt werden soll. Wie ist das hier genau gemeint?
Ist denn der (Schreib-)Stil abhängig vom Inhalt oder geht es beim Stil um wohlklingende Formulierungen / Wörter, den Umgang damit also, unabhängig vom Inhalt oder ist der Stil zwar nicht unabhängig vom Inhalt, aber die Abhängigkeit nicht so stark, dass der Inhalt ruhig weniger Bedeutung haben kann (falls man Schreibstil und Inhalt überhaupt unabhängig voneinander betrachten könnte)?

Zitat:
Und diese höfliche Unterwürfigkeit findet sich eben auch in diesen Floskeln.

Wenn man sie da reininterpretiert (was ja wohl viele tun), sonst ja bestimmt nicht, vermute ich. Höflichkeit muss ja an sich keine Unterwürfigkeit beinhalten, schätze ich. Oder doch? Bedeutet Höflichkeit auch immer Unterwürfigkeit? Oder wie ist hier überhaupt und eigentlich "Unterwürfigkeit" zu interpretieren? Ist nur eine rethorische Frage.
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 07. Aug 2021 13:02    Titel:

Entbehrlich sind sie, weil das Gesagte ja eh folgt. Dann muss ja nicht noch redundant davorgeschaltet werden, dass jetzt etwas kommt, was gesagt wird. Es sind also auf jeden Fall überflüssige Floskeln - nüchtern betrachtet.

Das Argument mit der Höflichkeit ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Man stellt damit die eigene Meinung als unwichtig dar, zumindest als nicht richtiger als die des Gesprächspartners. So in etwa: "falls Sie mich fragen würden, was Sie natürlich keinesfalls tun müssen, denn es ist klar, dass Sie es besser wissen, aber wenn Sie sich dennoch herablassen würden, meine Meinung zu hören, dann würde ich sagen..."

Das war natürlich übertrieben. Aber im Prinzip ist sowas die devote Höflichkeitsform, die in der Alltagssprache ja schon beim "Sie" losgeht: ich sage nicht "Du", aber auch nicht "Ihr", denn Letzteres ist zwar immerhin Plural, aber direkt anreden geht gar nicht. Also muss die dritte Person her, so als ob ich gar nicht da bin. Eigentlich unglaublich unterwürfig, oder?

Und diese höfliche Unterwürfigkeit findet sich eben auch in diesen Floskeln. Damit sind sie eben, genau wie das "Sie", Bestandteile des höflichen Umgangs miteinander.
Dengel
BeitragVerfasst am: 07. Aug 2021 11:35    Titel:

Zitat:
Diese besonders in Diskussionen o.ä. gebrauchten Floskeln mögen unter inhaltlichem Aspekt entbehrlich und in stilistischer Hinsicht blass sein

Aber warum?

Zitat:
Da sie eine Äußerung entgegenkommender und weniger selbstsicher erscheinen lassen, sind sie jedoch nicht immer überflüssig.

Das verstehe ich gar nicht. Was heißt hier "entgegenkommender" (höflicher? Freundlicher?) und was bedeutet der Zusammenhang "entgegenkommender und weniger selbstsicher", in welchem Zusammenhang stehen diese zwei Eigenschaften hier? Und wieso, inwiefern sind sie deshalb "nicht immer überflüssig"?
Steffen Bühler
BeitragVerfasst am: 07. Aug 2021 10:14    Titel:

Ich schließe mich da der hiesigen Pflichtlektüre Duden 9 an:

Zitat:
Diese besonders in Diskussionen o.ä. gebrauchten Floskeln mögen unter inhaltlichem Aspekt entbehrlich und in stilistischer Hinsicht blass sein. Da sie eine Äußerung entgegenkommender und weniger selbstsicher erscheinen lassen, sind sie jedoch nicht immer überflüssig.

Viele Grüße
Steffen
Dengel
BeitragVerfasst am: 06. Aug 2021 23:36    Titel: Ist "ich wollte sagen", "würde ich sagen"

Sind "ich wollte sagen", "würde ich sagen" schlechter Stil?

Z.B.: ich würde sagen, wir sehen uns morgen.

Er ist größer als du, würde ich sagen.

Ich wollte fragen, wie es dir geht.

Falls ja, warum?

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