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Georg Büchner - Woyzeck (Auszug)
 
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Stefanie
Gast





BeitragVerfasst am: 21. Dez 2005 19:51    Titel: Georg Büchner - Woyzeck (Auszug) Antworten mit Zitat

Großmutter: Es war einmal ein arm Kind und hat kein Vater und keine Mutter, war alles tot und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es ist hingegangen und hat gesucht Tag und Nacht. Un weil auf der Erde niemand mehr war, wollt`s in Himmel gehen, und der Mond guckt es so freundlich an; und wie es endlich zum Mond kam, war`s ein Stück faul Holz. Und da es zur Sonn gangen, und wie es zur Sonn kam wars ein verwelkt Sonneblum. Und wies zu den Sternen kan warens kleine goldne Mücken, die waren angesteckt wie der Neuntöter sie auf die Schlehen steckt. Und wies wieder auf die Erde wollte, war die Erde ein umgstürtzer Hafen. Und war ganz allein, und da hat sichs hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und ist ganz allein.

Wer kann mir sagen was mit diesem Text gemeint ist?
Habs bereits ausgearbeitet u. vom Lehrer retour gekommen. Aber es war so eingiges Falsch. Deshalb brauche ich Hilfe...
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 21. Dez 2005 20:34    Titel: Antworten mit Zitat

Du musst dieses Anti-Märchen als Kontrafaktur zum herr- und herzlich glücklich belohnten "Sterntaler-Mädchen-Märchen" lesen.

*

http://www.moneymuseum.com/standard/images/raeume/ueberlieferung/sterntaler.jpg


Mhm, ein wenig abstrakt...?

Such mal nach dem Sterntaler-Text - und vergleiche, wie es zwei Kindern ergeht, die die unterschiedlichsten Voraussetzungen haben, "am Glück und Segen des Himmels" teilzunehmen.

*

Na, mich interessiert auch, wie du deine Arbeit geschrieben hast...!?

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.


Zuletzt bearbeitet von Lindenblatt am 22. Dez 2005 11:20, insgesamt einmal bearbeitet
Antwort
Gast





BeitragVerfasst am: 21. Dez 2005 20:59    Titel: Meine Abgabe Antworten mit Zitat

hast du eine Email Adresse? Dann schick ich dir meinen Text den ich abgegeben habe (+ Korrektur vom Lehrer)
sqrt(2)
Gast





BeitragVerfasst am: 26. Dez 2005 02:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe letztes Jahr eine Klausur über den Vergleich beider Märchen geschrieben. (Aufgabenstellung: Vergleichen Sie die beiden Märchen bezüglich ihrer Struktur und ihres Aussagegehalts; erläutern Sie, inwiefern das Märchen der Großmutter Büchners Weltsicht spiegelt.) Vielleicht kannst du ja aus dem Vergleich deiner Arbeit mit meiner Vorteil ziehen. Die Zeilenangaben beziehen sich auf den Text auf dem Aufgabenblatt.

------------------------------------------------------------------------

Das von den Brüdern Grimm gesammelte und 1815 erschienene Märchen "Sterntaler" und das Märchen der Großmutter aus Georg Büchners 1836/37 entstandenen "Woyzeck" gehen beide von einer ähnlichen Situation aus, zeigen aber durch die sehr unterschiedlichen zu Grunde liegenden Weltbilder einen gänzlich unterschiedlichen Handlungsverlauf und demonstrieren in ihrer Gegenüberstellung so Büchners Weltsicht des determinierten Geschichtsverlaufs, in der man sich aus seiner eigenen Situation nicht befreien kann.

Das Märchen "Die Sterntaler" geht von einem armen, elternlosen Mädchen aus, das jedoch "gar gut und fromm" (Z. 4) ist. Wohnungslos ausziehend trifft es auf dem Weg weitere arme Menschen, denen es Stück für Stück die eigene Verpflegung und Kleidung abgibt (Z. 4-12). Nachdem es sein letztes Kleidungsstück abgegeben hat, wird es durch als Taler vom Himmel herabfallende Sterne und Ersatz der weggegebenen Kleidung entlohnt (Z. 12f.), was dazu führt, dass es "reich für sein Lebtag" (Z. 15) hat.

Auch im Märchen der Großmutter ist ein armes Waisenkind Hauptcharakter, welches jedoch weinend Trost bei Mond, Sonne und Sternen sucht, die es nacheinander als faules Holz und verwelkte Sonnenblume entlarvt (Z. 3-7). Bei der Rückkehr zur Erde findet es diese nur noch als umgestürzte Schüssel vor und bleibt so weinend und gänzlich allein zurück (Z. 7-9).

Im Märchen "Die Sterntaler" handelt es sich also um ein ideales Kind, welches in der Not noch Trost spendet. Es wird so am Ende duch überirdischen Beistand entlohnt. Dieser isealistische Handlungsverlauf wird durch seine Geradlinigkeit unterstrichen.

In starkem Kontrast zum Handlungsverlauf der "Sterntaler" steht der des Märchens der Großmutter: Er weist überhaupt keinen idealistischen Charakter auf und geht von einem Kind aus, das in der Trauer um die verlorenen Eltern Trost bedarf. In der Suche nach Trost verläuft die Handlung nicht geradlinig, sondern das Kind irrt zwischen den verschiedenen Orten hin und her. Dabei entlavt es die überirdischen Himmelskörper als hohle Attrappen und kann so auch auf keinen überirdischen Beistand hoffen. Auch das Bild der Erde bei der Rückkehr des Kindes als umgestürzte Schüssel, deren Inhalt unbrauchbar geworden ist, zeigt die Erde ebenfalls als unbrauchbar; auch dort wird das Kind keinen Trost finden.

Währens also die Aufforderung der "Sterntaler" ist, in jeder Situation selbstlos zu handel, ist für solche Handlungen in Büchners Märchen der Großmutter kein Platz Das Kind bedarf in seiner Natur als Kind Trost und Unterstützung und kann gar nicht anders handeln als diese zu suchen. Da es sie nichtt findet, mündet das Märchen stattdessen in der Aussage des fortwährenden Elends.

Das Märchen der Großmutter macht so die Weltsicht Büchners deutlich; im Gegensatz zu den "Sterntalern" ist der Handlungsverlauf nicht durch den Protagonisten selbstbestimmt, sondern verläuft zwingend aus der Natur des Kindes heraus. Dies zeigt Büchners Bild vom determniereten Menschen und dem determinierten Geschichtsverlauf. Auch die Entlarvung der überirdischen Himmelskörper als unbrauchbare Gegenstände, von denen keine Hilfe zu erwarten ist, entspricht Büchners atheistischer Weltanschauung.

Interpretiert man die Geschichte im Zusammenhand des "Woyzeck", so ergibt sich aus dem Tod Maries und Woyzecks ein Übergehen des Elends aus das Kind; extrapoliert man dies auf kommende Generationen, ergibt sich ein fortwährendes Elend, was den absoluten Kreislauf nichtprogressiver Geschichte in Büchners Weltbild deutlich macht.

------------------------------------------------------------------------

Ja, ich hab im Moment zu viel Zeit. Big Laugh
EmilyOÖ
Gast





BeitragVerfasst am: 04. Nov 2009 14:00    Titel: Vergleich Antworten mit Zitat

Hey... hab auch dieses Thema zu meiner Facharbeit bekommen.

... wär nett wenn ihr mir weiter helfen könntet.. weil ich echt keinen Plan habe, was genau ich vergleichen soll etc.....

lg
Julemaus
Gast





BeitragVerfasst am: 22. Feb 2010 22:50    Titel: Sterntaler Antworten mit Zitat

hi

Ich muss ebenfalls eine Facharbeit über das Märchen Sterntaler im Woyzeck schreiben und wollte nach ein paar hilfreichen Tipps fragen, da ich nicht weiß wie ich 13 Seiten zu diesem Thema füllen soll -.-

Ich freue mich über jede Hilfe!!!
Scarlett
Gast





BeitragVerfasst am: 17. März 2010 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

super antwort, hat mir echtt geholfen !!!!!! smile smile smile Freude Freude
Henrik
Gast





BeitragVerfasst am: 18. Apr 2010 18:05    Titel: Antworten mit Zitat

Soweit ich weiß ist dieses Anit-Märchen für den Inhalt des Dramas nicht von direkter Bedeutung es sollte mehr als die Füllung einer Leerstelle verstanden werden, welche wiederum bei der Interpretation des Dramas hilft, bzw. einen Rahmen für mögliche Interpretation des ganzen Dramas schafft, indem es sowohl Büchners Weltanschauung und damit wohl gleichzeitig seine Intention für dieses Werk veranschaulicht, als auch die hoffnungslose Situation Woyzeck's selbst darstellt.

Die deutliche Sprache welche Büchner an dieser Stelle verwendet veranschaulicht wiederrum wie Radikal er die Verhältnisse in der Gesellschaft verruteilt. Gerade wegen der straighten Aussage und zugleich doch unscheinbaren Einbingung in das Drama, eine sehr gelungene Passage Büchners.
Jia
Gast





BeitragVerfasst am: 27. Jun 2010 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Das Märchen der Großmutter ist beim besten Willen nicht als Füllung einer Leerstelle zu verstehen...im Gegenteil. Das Verlassen des dramatischen Stils hin zu einer epischen Form deutet darauf hin, dass es sich um etwas Besonderes handelt. Hier will Büchner das Geschehen kommentieren und außerdem in dieser Form auf Woyzecks Elend hinweisen bzw. es verdeutlichen.
Teacherman
Gast





BeitragVerfasst am: 09. März 2011 21:37    Titel: Büchners Weltbild Antworten mit Zitat

Ich gebe einfach mal zu bedenken, dass das Kind sich auf den Weg zum Himmel macht --> metaphorisch gesehen also ein gottgefälliges Leben führt. Doch die Versprechungen durch die Religion (Sonne, Mond, Sterne) entpuppen sich als fauler Zauber, die dem Kind auf der Suche nach Verbesserung ihrer Lebensumstände nicht weiterhelfen. Also geht es zurück auf die Erde, die sich als Nachttopf herausstellt --> es ist also in der bitteren Realität noch immer alles "bescheiden", das Kind resigniert und sieht ein, dass sich niiiemals was an seinem Leben ändern wird.
Wie bei Woyzeck selbst, der keine Chance auf Besserung hat, weil er zum Proletariat gehört, obgleich er tendenziell an Gott glaubt und ein gottgefälliges Leben führt.
etc. pp. (Gesellschaftskritik, Aktualität usw)
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