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Interpretation Ein verächtlicher Blick
 
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katja
Gast





BeitragVerfasst am: 03. Apr 2006 19:22    Titel: Interpretation Ein verächtlicher Blick Antworten mit Zitat

Hey Leute
Such 'ne Grundhilfe im Punkto Interpreation von Kurzgeschichten.
ich soll als hausaufgabe die Kurzgeschichte " Ein verächtlicher Blick" von Kurt kusenberg interpretieren. jemand ne Ahnung?
Zauberwürfel
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 05.08.2004
Beiträge: 754
Wohnort: Osnabrück

BeitragVerfasst am: 04. Apr 2006 13:01    Titel: Antworten mit Zitat

Inwiefern suchst du eine Grundhilfe?
Brauchst du generelle Hilfe, wie man eine Interpretation aufbaut oder brauchst du Tipps speziell zu der von dir genannten Geschichte?

Wäre schön, wenn du das etwas genauer beschreiben könntest smile

_________________
WICHTIG!
1.Wir erledigen hier keine Hausaufgaben!
2.Erwartet nicht innerhalb weniger Minuten/ Stunden eine perfekte Lösung!

Und denkt dran:
http://www.mysmilie.de/smilies/schilder/4/img/022.gif Augenzwinkern
Gast






BeitragVerfasst am: 04. Apr 2006 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

Also, ich brauche Hilfe zu der speziellen Geschihcte:
Ist das parataktisch geschrieben (also mit kurzen Sätzen) oder hypotaktisch (oder taxisch?? kp´; also mit langen Sätzen) und wieso? weil sonst check ichs schon, aber das kann ich nicht so richtig einschätzen.
Am besten stell ich die Story mal rein
Katja
Gast





BeitragVerfasst am: 04. Apr 2006 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Das Telefon summte, der Polizeipräsident nahm den Hörer auf. „Ja?“
„Hier spricht Wachtmeister Kerzig. Soeben hat ein Passant mich verächtlich angeschaut.“
„Vielleicht irren Sie“, gab der Polizeipräsident zu bedenken. „Fast jeder, der einem Polizisten begegnet, hat ein schlechtes Gewissen und blickt an ihm vorbei. Das nimmt sich dann wie Geringschätzung aus.“
„Nein “, sprach der Wachtmeister. „ So war es nicht. Er hat mich verächtlich gemustert, von der Mütze bis zu den Stiefeln.“
„Warum haben sie ihn nicht verhaftet?“
„Ich war zu bestürzt. Als ich die Kränkung erkannte, war der Mann verschwunden.“
„Würden sie ihn wieder erkennen?“
„Gewiss. Er trägt einen roten Bart.“
„Wie fühlen sie sich?“
„Ziemlich elend.“
„Halten sie durch, ich lasse sie ablösen.“
Der Polizeipräsident schaltete das Mikrofon ein. Er entsandte einen Krankenwagen in Kerzigs Revier und ordnete an, dass man alle rotbärtigen Bürger verhaftete.
Die Funkstreifen waren gerade im Einsatz, als der Befehl sie erreichte. Zwei von ihnen probierten aus, welcher Wagen der schnellere sei, zwei andere feierten in einer Kneipe den Geburtstag des Wirtes, drei halfen einem Kameraden beim Umzug, und die übrigen machten Einkäufe. Kaum aber hatten sie vernommen, um was es ging, preschten sie mit ihren Wagen in den Kern der Stadt.
Sie riegelten die Straßen ab, eine um die andere, und kämmten sie durch. Sie liefen in die Geschäfte, in die Gaststätten, in die Häuser, und wo sie einen Rotbart aufspürten, zerrten sie ihn fort. Überall stockte der Verkehr. Das Geheul der Sirenen erschreckte die Bevölkerung und es liefen Gerüchte um, die Hetzjagd gelte einem Massenmörder.
Wenige Stunden nach Beginn des Kesseltreibens war die Beute ansehnlich; achtundfünfzig rotbärtige Männer hatte man ins Polizeipräsidium gebracht. Auf zwei Krankenwärtern gestützt, schritt Wachtmeister Kerzig die Verdächtigen ab, doch den Täter erkannte er nicht wieder. Der Polizeipräsident schob es auf Kerzigs Zustand und befahl, dass man die Häftlinge verhöre. „Wenn sie“, meinte er, „in dieser Sache unschuldig sind, haben sie bestimmt etwas anderes auf dem Kerbholz. Verhöre sind immer ergiebig.“
Ja, das waren sie wohl, jedenfalls in jener Stadt. Man glaube jedoch nicht, dass die Verhörten misshandelt wurden; so grob ging es nicht zu, die Methoden waren feiner. Seit langer Zeit hatte die Geheimpolizei durch unauffälliges Befragen der Verwandten und Feinde jedes Bürgers eine Kartei angelegt, aus der man erfuhr, was ihm besonders widerstand: das Rattern von Stemmbohrern, grelles Licht, Karbolgeruch, nordische Volkslieder, der Anblick enthäuteter Ratten, schlüpfrige Witze, Hundegebell, Berührungen mit Fliegenleim, und so fort. Gründlich angewandt, taten die Mittel meist ihre Wirkung: sie entpreßten den Befragten Geständnisse, echte und falsche, wie es gerade kam, und die Polizei frohlockte. Solches stand nun den achtundfünfzig Männern bevor.
Der Mann, dem die Jagd galt, befand sich längst wieder in seiner Wohnung. Als die Polizisten bei ihm läuteten, hörte er es nicht, weil er Wasser in die Badewanne strömen ließ. Wohl aber hörte er, nachdem das Bad bereitet war, den Postboten klingeln und empfing von ihm ein Telegramm. Die Nachricht war erfreulich, man bot ihm einen guten Posten im Ausland an - freilich unter der Bedingung, dass er sofort abreise.
"Gut", sagte der Mann. "Gut. Jetzt sind zwei Dinge zu tun: der Bart muss verschwinden, denn ich bin ihn leid, und ein Pass muss her, denn ich habe keinen."
Er nahm sein Bad, genüsslich, und kleidete sich wieder an. Dem Festtag zu Ehren, wählte er eine besonders hübsche Krawatte. Er ließ sich durchs Telefon sagen, zu welcher Stunde er auf ein Flugzeug rechnen könne. Er verließ das Haus, durchschritt einige Straßen, in die wieder Ruhe eingekehrt war, und trat bei einem Friseur ein. Als dieser sein Werk verrichtet hatte, begab der Mann sich ins Polizeipräsidium, denn nur dort, das wusste er, war in sehr kurzer Frist ein Pass zu erlangen.
Hier ist nachzuholen, dass der Mann den Polizisten in der Tat geringschätzig angeschaut hatte deshalb nämlich, weil Kerzig seinem Vetter Egon ungemein glich. Für diesen Vetter, der nichts taugte und ihm Geld schuldete, empfand der Mann Verachtung, und die war nun, als er Kerzig gewahrte, ungewollt in seinen Blick hineingeraten. Kerzig hatte also richtig beobachtet, gegen seine Meldung konnte man nichts einwenden.
Ein Zufall wollte es, dass der Mann beim Eintritt ins Polizeipräsidium erneut dem Polizisten begegnete, der ihn an Vetter Egon erinnerte. Dieses Mal aber wandte er, um den anderen nicht zu kränken, seine Augen rasch von ihm ab. Hinzu kam, dass es dem Armen offenbar nicht gut ging; zwei Wärter geleiteten ihn zu einem Krankenwagen.
So einfach, wie der Mann es gewähnt, ließ sich die Sache mit dem Pass nicht an. Es half ihm nichts, dass er mancherlei Papiere bei sich führte, dass er das Telegramm vorwies: die vermessene Hast des Unternehmens erschreckte den Passbeamten.
"Ein Pass", erklärte er, "ist ein wichtiges Dokument. Ihn auszufertigen, verlangt Zeit." Der Mann nickte. " So mag es in der Regel sein. Aber jede Regel hat Ausnahmen. "
"Ich kann den Fall nicht entscheiden", sagte der Beamte. "Das kann nur der Polizeipräsident."
"Dann soll er es tun." Der Beamte kramte die Papiere zusammen und erhob sich. "Kommen Sie mit", sprach er. "Wir gehen den kürzesten Weg - durch die Amtszimmer.“ Sie durchquerten drei oder vier Räume, in denen lauter rotbärtige Männer saßen. "Drollig", dachte der Mann. "Ich wusste nicht, dass es ihrer so viele gibt. Und nun gehöre ich nicht mehr dazu."
Wie so mancher Despot, gab der Polizeipräsident sich gern weltmännisch. Nachdem der Beamte ihn unterrichtet hatte, entließ er ihn und hieß den Besucher Platz nehmen. Diesem fiel es nicht leicht, ein Lächeln aufzubringen, denn der Polizeipräsident ähnelte seinem Vetter Arthur, den er gleichfalls nicht mochte. Doch die Muskeln, die ein Lächeln bewirken, taten brav ihre Pflicht - es ging ja um den Pass.
"Kleine Beamte", sprach der Polizeipräsident, "sind ängstlich und meiden jede Entscheidung. Selbstverständlich bekommen Sie den Pass, sofort, auf der Stelle. Ihre Berufung nach Istanbul ist eine Ehre für unsere Stadt. Ich gratuliere." Er drückte einen Stempel in den Pass und unterschrieb. Lässig, als sei es ein beliebiges Heftchen, reichte er seinem Besucher das Dokument. "Sie tragen da", sprach er, "eine besonders hübsche Krawatte. Ein Stadtplan - nicht wahr?"
"Ja", erwiderte der Mann. "Es ist der Stadtplan von Istanbul."
"Reizender Einfall. Und nun -" der Polizeipräsident stand auf und reichte dem Mann die Hand - "wünsche ich Ihnen eine gute Reise." Er geleitete den Besucher zur Tür, winkte ihm freundlich nach und begab sich in die Räume, wo man die Häftlinge vernahm. Ihre Pein zu kürzen, hatten die Bedauernswerten manches Delikt eingestanden, nur jenes nicht, dessen man sie bezichtigte. "Weitermachen!" befahl der Polizeipräsident und ging zum Mittagessen. Bei seiner Rückkehr fand er eine Meldung vor. Ein Friseur hatte ausgesagt, er habe am Vormittag einen Kunden auf dessen Wunsch seines roten Bartes entledigt. Den Mann selbst könne er nicht beschreiben, doch erinnere er sich eines auffälligen Kleidungsstückes: einer Krawatte mit einem Stadtplan.
"Ich Esel!" schrie der Polizeipräsident. Er eilte die Treppe hinunter, zwei Stufen mit jedem Satz. Im Hof stand wartend sein Wagen. "Zum Flugplatz!" rief er dem Fahrer zu und warf sich auf den Rücksitz.
Der Fahrer tat, was er vermochte. Er überfuhr zwei Hunde, zwei Tauben und eine Katze, er schrammte eine Straßenbahn, beschädigte einen Handwagen mit Altpapier und erschreckte Hunderte von Passanten. Als er sein Ziel erreichte, erhob sich weit draußen, auf die Sekunde pünktlich, das Flugzeug nach Istanbul von der Rollbahn.
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