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Der gute Mensch von Sezuan - 8.Szene
 
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Wilfried



Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 15. Jan 2007 23:24    Titel: Der gute Mensch von Sezuan - 8.Szene Antworten mit Zitat

Hallo,

wie der Titel schon sagt soll ich die 8.Szene aus "Der gute Mensch von Sezuan" nach epischen Elementen untersuchen.

Ich habe mal einiges aufgeschrieben, wäre nett wenn ihr euhc das mal anschauen könntet und sagen ob ich was vergessen habe oder ob es so geht. Ob ich evtl. noch die sprachenliche Struktur ändern muss oder noch mehr auf die Szene eingehen soll.

Ausführung:

Es fängt alles damit an, dass alle zehn Szenen von „Der gute Mensch von Sezuan“ einzeln betrachtet werden können, sie also selbstständige Elemente sind; trotzallem sind sie von Brecht zu einem Lehrstück aneinandergereiht. Im dramatischen Theater zielt die Handlung auf den Aufbau einer Spannung die sich durch das ganze Stück hin zieht. Im epischen Theater hingegen ist jede Szene für sich abgeschlossen, inkl. der Spannung die Szene für Szene erneut auf- und abgebaut wird.

Beim epischen Theater werden die Szenen durch handlungsfremde Elemente unterbrochen. Durch Zwischenspiele oder wie es in dieser Szene der Fall ist, durch das „Lied vom achten Elefanten“ das die Arbeiter in der Tabakfabrik singen. Der achte Elefant ist überflüssig – genau wie Suns neue Arbeit als Aufseher. Die Arbeiter stimmen somit das Lied an. Bei dem Lied handelt es sich inhaltlich um poetische Reflexion von dem Einzelaspekt genauer dieser Situation.
Brecht möchte mit diesen „Unterbrechungen“ den Zuschauer daran erinnern, dass es sich um ein Theaterstück handelt. Darüber hinaus wird dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben über das Geschehene nachzudenken.

Im epischen (erzählerisch) Theater wird der Verfremdungseffekt gerne verwendet um eine kritische Distanz zum Stück zu schaffen.
Brecht setzt hierzu Fr. Yang ein. Sie erzählt dem Publikum aus ihrer subjektiven Sichtweise einige Geschehnisse aus der Vergangenheit, die aber in hohem Maße abstrakt zu den realen Umständen stehen. Sie tritt dabei aus ihrer eigentlichen Rolle heraus und spricht dabei direkt den Zuschauer an. Frau Yang kommentiert Ereignisse wie eine Außenstehende - wodurch der Zuschauer aus seiner passiven Haltung herausgelöst wird und zu einer kritischen Stellungnahme bewegt werden soll. Frau Yang stellt die Wahrheit nicht nur völlig verzerrt dar, wenn sie von Sui Ta als „unendlich gütig“ spricht und betont, sie und ihr Sohn Sun könnten ihm „wirklich nicht genug danken“.
Die „Historisierung“ die Brecht über Frau Yang ausübt ist ein wichtiges gestalterisches Merkmal des epischen Theaters, sie kann als der „Erzähler“ angesehen werden.
Brecht schreibt selber: „[…] Das Selbstverständliche wird in gewisser Weise unverständlich gemacht, das geschieht aber nur, um es dann verständlicher zu machen.“

Das angestimmte Lied der Arbeiter und die den Zuschauern zugewandte Erzählungen der Frau Yang kommentieren und diskutieren ständig die Handlung des Stückes.

Ein weiteres Vorkommen des V-Effekts ist im gesamten Lehrstück zu finden, sowie auch ganz deutlich in der Szene „Shui Tas Tabakfabrik“. Shen Te / Shui Ta dies sind zwei völlig konträr wirkende Persönlichkeiten. Die aber genau den gewollten Kontrast zwischen „Gut“ und „Schlecht“ darstellen. Der Mensch wird im dramatischen Theater wie ein verstehbares Wesen dargestellt. In Brechts epischem Theater wird er bzw. hier sie zum Gegenstand der Untersuchung.
Shen Te ist zu Anfang des Theaterstückes ein Herzens guter Mensch. Durch die Schlechtigkeit der Welt und die kapitalistische Gesellschaft wird sie sozusagen gezwungen sich in Shui Ta zu verwandeln um zu überleben. Dem erbarmungslosen Geschäftsmann, wie man hier besonders gut erkennen kann. Shui Ta ist besonders darauf bedacht sein Vermögen zu mehren und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf seine Mitarbeiter. Er bezahlt seine Angestellten schlecht, in seiner Tabakfabrik herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen - wie an dem ehemaligen Schreiner der die für ihn viel zu schweren Tabakrollen schleppen muss sieht – und er zahlt die Schulden nicht an das Teppichhändlerpaar zurück.

dickes danke für eure Mühen und liebe grüße willi
Sirius



Anmeldungsdatum: 29.04.2006
Beiträge: 180
Wohnort: Erlangen

BeitragVerfasst am: 16. Jan 2007 00:22    Titel: Re: Der gute Mensch von Sezuan - 8.Szene Antworten mit Zitat

Wilfried hat Folgendes geschrieben:


Du hast ganz gut wichtige Aspekte erkannt, allerdings ist der Aufbau deiner Darstellung dringend verbesserungsbedürftig (Reihenfolge!). Hier also nur ein paar "Zwischenbemerkungen":

Es fängt alles damit an, dass alle zehn Szenen von „Der gute Mensch von Sezuan“ einzeln betrachtet werden können, sie also selbstständige (Das sehe ich anders! Zumindest die Gesamt-"Moral" ergibt sich durchaus erst aus der Betrachtung und Interpretation des gesamten Stücks!) Elemente sind; trotzallem sind sie von Brecht zu einem Lehrstück aneinandergereiht. Im dramatischen Theater zielt die Handlung auf den Aufbau einer Spannung die sich durch das ganze Stück hin zieht. Im epischen Theater hingegen ist jede Szene für sich abgeschlossen, inkl. der Spannung die Szene für Szene erneut auf- und abgebaut wird.

Beim epischen Theater werden die Szenen durch handlungsfremde Elemente unterbrochen. Durch Zwischenspiele oder wie es in dieser Szene der Fall ist, durch das „Lied vom achten Elefanten“ das die Arbeiter in der Tabakfabrik singen. Der achte Elefant ist überflüssig (Keineswegs! Er arbeitet zwar nicht, aber er - und nur er - sorgt mit Gewalt oder doch der Drohung damit dafür, dass die anderen arbeiten. Also: Kapitalistische Produktion beruht auf Gewalt bzw. auf der Drohung mit Gewalt. Und wer die Situation der Fabrikarbeiter des 19. Jh oder der Jh-Wende anschaut, findet dazu durchaus Belege in der außertheatralsichen Wirklichkeit - um die es Brecht ja geht!) – genau wie Suns neue Arbeit als Aufseher. Die Arbeiter stimmen somit das Lied an. Bei dem Lied handelt es sich inhaltlich um poetische (poetisch?? Die Liedform ist in dieser Situation wohl eher ein Verfremdungselement aus Ausdruck von Poesie! Es geht auch hier um Belehrung!) Reflexion von dem Einzelaspekt genauer dieser Situation.
Brecht möchte mit diesen „Unterbrechungen“ den Zuschauer daran erinnern, dass es sich um ein Theaterstück handelt. Darüber hinaus wird dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben über das Geschehene nachzudenken. ( und damit eben über das bloße Theater hinaus zu denken!)

Im epischen (erzählerisch) Theater wird der Verfremdungseffekt gerne ?? verwendet um eine kritische Distanz zum Stück zu schaffen.
Brecht setzt hierzu Fr. Yang ein. Sie erzählt dem Publikum aus ihrer subjektiven Sichtweise einige Geschehnisse aus der Vergangenheit, die aber in hohem Maße abstrakt zu den realen Umständen stehen. Sie tritt dabei aus ihrer eigentlichen Rolle heraus und spricht dabei direkt den Zuschauer an. Frau Yang kommentiert Ereignisse wie eine Außenstehende - wodurch der Zuschauer aus seiner passiven Haltung herausgelöst (wieso löst ein Kommentar aus passiver Haltung? Durch sie wird doch die Situation eher zugespitzt - und wenn du ihre Darstellung von der "Güte" Shui Tas als "völlig verzerrt" bezeichnest, so wird das dem Zuschauer wohl ebenso gehen - und genau das will Brecht ja!) wird und zu einer kritischen Stellungnahme bewegt werden soll. Frau Yang stellt die Wahrheit nicht nur völlig verzerrt dar, wenn sie von Sui Ta als „unendlich gütig“ spricht und betont, sie und ihr Sohn Sun könnten ihm „wirklich nicht genug danken“.
Die „Historisierung“ die Brecht über Frau Yang ausübt ist ein wichtiges gestalterisches Merkmal des epischen Theaters, sie kann als der „Erzähler“ angesehen werden. (Passt der Begriff "Historisierung" hier?? Erläutern, was er meint!)
Brecht schreibt selber: „[…] Das Selbstverständliche wird in gewisser Weise unverständlich gemacht, das geschieht aber nur, um es dann verständlicher zu machen.“

Das angestimmte Lied der Arbeiter und die den Zuschauern zugewandte Erzählungen der Frau Yang kommentieren und diskutieren (??) ständig die Handlung des Stückes.

Ein weiteres Vorkommen des V-Effekts ist im gesamten Lehrstück zu finden, sowie auch ganz deutlich in der Szene „Shui Tas Tabakfabrik“. Shen Te / Shui Ta dies sind zwei völlig konträr wirkende Persönlichkeiten. Die aber genau den gewollten Kontrast zwischen „Gut“ und „Schlecht“ darstellen. Der Mensch wird im dramatischen Theater wie ein verstehbares Wesen dargestellt. In Brechts epischem Theater wird er bzw. hier sie zum Gegenstand der Untersuchung. (Kritische Distanz statt Empathie!)
Shen Te ist zu Anfang des Theaterstückes ein Herzens guter Mensch. Durch die Schlechtigkeit der Welt und die kapitalistische Gesellschaft wird sie sozusagen gezwungen sich in Shui Ta zu verwandeln um zu überleben. Dem erbarmungslosen Geschäftsmann, wie man hier besonders gut erkennen kann. Shui Ta ist besonders darauf bedacht sein Vermögen zu mehren und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf seine Mitarbeiter. Er bezahlt seine Angestellten schlecht, in seiner Tabakfabrik herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen - wie an dem ehemaligen Schreiner der die für ihn viel zu schweren Tabakrollen schleppen muss sieht – und er zahlt die Schulden nicht an das Teppichhändlerpaar zurück.

i


Epische Grüße
Sirius

_________________
"So tauml' ich von Begierde zu Genuss,
Und im Genuss verschmacht' ich nach
Begierde." (Wald und Höhle)
Wilfried



Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 18. Jan 2007 09:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sirius,
danke für dein Hilfe. Ich habe mir mal dein Anmerkungen sorgfältig durchgelesen und versucht sie so gut wie möglich in mein Text einfließen zu lassen. Kannste du, oder jemand anders, nochmal drüber schauen?

1. Schauen Sie sich noch einmal das Schema auf S. 15 an, in dem BRECHT die Akzentverschiebung vom dramatischen zum epischen Theater verdeutlicht.

Analysieren Sie dann mit Hilfe dieses Schemas die 8. Szene aus „Der gute Mensch von Sezuan“ und begründen Sie, was an dieser Szene episch ist.

Es fängt alles damit an, dass alle zehn Szenen von „Der gute Mensch von Sezuan“ einzeln betrachtet werden können, es sind autonome Elemente. Die Gesamtmoral ergibt sich aber erst aus der Betrachtung und anschließenden Interpretation aller Szenen. Im dramatischen Theater zielt die Handlung auf den Aufbau einer Spannung die sich durch das ganze Stück hin zieht bis zu seinem Höhepunkt. Im epischen Theater hingegen ist jede Szene für sich abgeschlossen, inkl. der Spannung die Szene für Szene erneut auf- und abgebaut wird.
Vor der 8. Szene liegt ein sogenanntes Zwischenspiel, in dem es um einen Traum von Wang geht. Nach der Szene ist erneut ein Zwischenspiel in der Shui Tas Verhaftung aufgezeigt wird. Beides hat Nichts mit dem Hauptthema der eigentlichen Szene zu tun. In der es Suns Entwicklung geht.

Brecht schreibt selber: „[…] Das Selbstverständliche wird in gewisser Weise unverständlich gemacht, das geschieht aber nur, um es dann verständlicher zu machen.“

Seid Brecht in seinem epischen Theater den V-Effekt (Verfremdungseffekt) eingesetzt hat, ist er aus diesem nicht mehr weg zudenken. Die „Historisierung“ die Brecht über Frau Yang ausübt ist ein sehr wichtiges gestalterisches Merkmal des epischen Theaters.
Brecht setzt hierzu Fr. Yang ein, die sowohl als Erzählerin, wie auch als aktiver Charakter am Stück teilnimmt. In der 8. Szene spricht sie gleich mehrmals das Publikum direkt an, wodurch das Publikum aus seiner passiven Haltung heraus gelöst werden wird und zu einer kritischen Stellungnahme gezwungen wird.
Direkt am Anfang der Szene gibt sie dem Zuhörer eine kurze Inhaltsangabe, was ihn in der Szene zu erwarten hat: „Ich muss Ihnen berichten, […]“ Ihr Sohn Sun und Shui Ta haben nur einen kurzen Auftritt. Danach spricht Frau Yang erneut zum Publikum: „Die ersten Wochen waren hart für Sun. […]“ und leitet sogleich ein neues Bild ein, indem Sun und der frühere Schreiner sich beim Tabakrollen tragen unterhalten. Nach diesem Bild kündigt Frau Yang dem Zuhörer Sui Ta an: „Und mit einem Blick sieht natürlich Herr Shui Ta, […]“ Sie gibt dem Publikum die ganze Szene hindurch immer wieder Zwischenberichte über das Geschehen. Zum Schluss der 8. Szene fasst sie die Ereignisse, aus ihrer subjektiven Sichtweise zusammen. Ihre Erzählung ist aber im hohen Maße abstrakt zu den realen Umständen. Frau Yang stellt die Wahrheit nicht nur völlig verzerrt dar, wenn sie von Sui Ta als „unendlich gütig“ spricht und betont, sie und ihr Sohn Sun könnten ihm „[…] wirklich nicht genug danken […]“ Am Ende der Zusammenfassung steht noch ein Vergleich: „Das Edle ist wie eine Glocke, schlägt man sie, so tönt sie, schlägt man sie nicht, so tönt sie nicht.“

Brechts epische Theater soll ein Lehrstück sein. Der Zuschauer hat keine Wahl, er stuft die Charaktere als „gut“ oder „böse“ ein. Denn nur so kann das Publikum aus dem Stück lernen. Brecht stellt uns einige Szenen zur Verfügung um die Personen zu unterscheiden.
Sun ist eine der Hauptfiguren und soll vom Zuschauer eingeschätzt werden. In dieser Szene hier findet sich folgendes Bild: Sun und der frühere Schreiner Lin To schleppen Tabakballen. Erst als Sun Shui Ta kommen sieht, nimmt er dem Schreiner einen Ballen ab. Auf den ersten Blick ist das sehr sozial von Sun. Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man, dass Sun das nur aus purem Egoismus getan hat und nicht um Lin To zu helfen.
Die andere Hauptperson ist Shui Ta. In der 8. Szene gibt es ein Bild, an dem man sehr gut erkennen kann, was für einen Charakter er darstellt. Durch die Erfahrungen die Shen Te mit Sun gemacht hat, weiß zwangläufig auch Shui Ta, welch ein Mensch Sun ist. Er weiß, dass Sun für Silberdoller so ziemlich alles machen würde. Da sich Shui Ta geschworen hat, nicht mehr barmherzig zu sein „fördert“ er Sun. Vor einigen Tagen noch war Sun einer der Arbeiter. Als er aber den Vorarbeiter Posten bekommen hatte zeigte er seinen ehemaligen Leidensgenossen sein wahres Gesicht. Er behandelt sie wie Sklaven, wie Tiere. Er gibt Befehle schneller und effektiver zu arbeiten. Shui Ta wird durch seinen Vorarbeiter immer wohlhabender.

Im epischen Theater werden die Szenen durch handlungsfremde Elemente unterbrochen. Das Publikum wird der Handlung gegenüber gestellt. Durch Zwischenspiele oder wie es in dieser Szene der Fall ist, durch das „Lied vom achten Elefanten“ das die Arbeiter in der Tabakfabrik singen.
Mit dem „achten Elefanten“ ist Sun gemeint. Er arbeitet zwar nicht in der Produktion mit, aber er und nur er hält die Produktion durch Gewalt bzw. Androhung von Gewalt effektiver am laufen. Schaut man sich die Jahrhundertwende genauer an so findet man genau dieses außertheatralische System in der Wirklichkeit wieder. Bei dem Lied handelt es sich inhaltlich um poetische Reflexion von dem Einzelaspekt genau der beschriebenen Situation.

Das angestimmte Lied der Arbeiter und die den Zuschauern zugewandte Erzählungen der Frau Yang kommentieren und diskutieren ständig die Handlung des Stückes.

Brecht möchte mit diesen „Unterbrechungen“ den Zuschauer daran erinnern, dass es sich um ein Theaterstück handelt. Darüber hinaus wird dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben über das Geschehene nachzudenken und darüber hinaus zu denken. Das Publikum erhält dadurch eine kritische Distanz zum Bühnengeschehen.

An den beiden Hauptfiguren soll der Unterschied zwischen dem veränderlichen und dem veränderten Menschen dargestellt werden.
Durch die Schlechtigkeit der Welt und die kapitalistische Gesellschaft wird Shen Te gezwungen sich in Shui Ta zu verwandeln um zu überleben. Dem knallharten Geschäftsmann. „Sie“ erhebt Anklage gegen ihren ehemaligen Geliebten und lässt den gebrechlich wirkenden Schreiner drei Tabakballen tragen. Shen Te (Shui Ta) stellt den veränderlichen Menschen dar.
Die andere Hauptfigur, Sun, wird als der veränderte Mensch dargestellt. Er verändert im Laufe des Stückes keine seiner Charakterzüge, er verbessert bloß sein Image und seine gesellschaftliche Stellung. Er behält seine negativen Eigenschaften, wie Egoismus und Hinterhältigkeit.
Brecht will dem Publikum zeigen, zu welchen Taten der Mensch fähig ist, wenn er in die Enge getrieben wird. Shen Te musste sich in Shui Ta verwandeln. Eine andere Identität annehmen. Shen Te war „zu gut“ für unsere Welt würde man bei uns wohl sagen. Sie hatte ein Herz, war hilfsbereit und insgesamt zu „schwach“. Shui Ta macht alles mit einem Hintergedanken, nur um seinen Profit zu mehren. Er gibt den Armen Menschen aus der Stadt zwar Arbeit, legt dabei aber größten Wert darauf, dass sie nie soviel Geld verdienen, dass sie ihm gefährlich werden können.

An diesem Beispiel kann man sehr gut er kennen, wie geschickt Brecht es geschafft hat, die Spannung das ganze Stück über sehr hoch zu halten. Der Zuschauer muss sich die ganze Zeit über fragen: Wann fliegt das Geheimnis von Shui Ta auf? Wie viel Macht lässt sie Sun besitzen?

Die Abgeschlossenheit jeder Szene sieht man auch daran, dass jedes auf und ab in sich abgeschlossen wird. In der 8. Szene steht Sun anfangs mittelos und mit Schulden behaftet. Im Laufe der Szene entwickelt er sich zum Vorarbeiter, mit gutem Lohn und Gratifikationen.

Da „Der gute Mensch von Sezuan“ ein Lehrstück ist, will Brecht uns damit irgendetwas sagen. „Facit saltus“ (die Natur macht Sprünge). Würde es in unserer Gesellschaft nicht „arm“ und „reich“ geben, sondern der Besitz gleichmäßig verteilt sein, dann würde es viel weniger Elend und Neid auf der Welt geben. Genau von diesem Aspekt ist die 8. Szene geprägt.

Schaut man in der Geschichte einfach mal zurück, oder schaut man sie die heutigen Gesellschaften an so sieht man ein Modell der Wirklichkeit. Brecht macht dem Publikum sehr deutlich, dass gesellschaftliche Missstände die Ursache für unwürdige Lebensbedingungen sind.

greetz willi
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