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Gedichtsanalyse: Der ungebetene Gast von Günter Kunert
 
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Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 14:10    Titel: Gedichtsanalyse: Der ungebetene Gast von Günter Kunert Antworten mit Zitat

Hallo,
ich habe grade mein Abitur in Deutsch geschrieben.
Wir hatten 4 Klasuren zur Wahl und ich habe mich für das Gedicht entschieden.
Da ich mir sehr unsicher bin, inwiefern ich es richtig analysiert habe, wollte ich euch mal fragen, wie ihr das Gedicht versteht im Bezug auf die Deutungshypothese und inhalt.
Vielen Dank schonmal!

Hier das Gedicht :
DER UNGEBETENE GAST

1
Stellt noch einen Stuhl an den Tisch.

2
Es ist ein Gast gekommen
(Aus der Gegend um Warschau dort)
Und hat am Tisch Platz genommen
Und sagte kein einziges Wort.

3
Füllet ihm ein Glas.

4
Die Füße mit Lappen umwunden,
Und die Augen haben gefehlt.
An der Kehle klaffende Wunden
Haben stumm seine Geschichte erzählt.

5
Was steht dem Gast zu. Diensten?

6
Er schwieg gleich der dunklen Tiefe
Im allertiefsten Meer.
Dann hob er den Kopf, als riefe
Seinen Namen irgendwer.

7
Öffnet ihm die Tür.

8
So ist der Gast gegangen
Sacht wie ein Licht verlischt.
Sich doch zum Essen zwangen,
Denen man aufgetischt.

9
Wohl bekomm es.

10
Da schmeckten nach Asche die Bissen,
Und die Esser senkten den Blick;
Voreinander ihre Gewissen
Verbargen sie ohne Geschick.

11
So rückt doch den Stuhl wieder fort.
Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

So ich möchte noch eine Sache hinzufügen, unzwar eine Idee von mir..
ich hab geschrieben, dass in den Strophen 2,4,6,8,10 ein Kreureim vorhanden ist, aber wenn man den 2 und 3 Vers dieser Strophen tauscht ein Paarreim entsteht, der auch Sinn ergibt.
Kann man das so sagen?
mfg
Gabriel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 14:31    Titel: Re: Gedichtsanalyse: Der ungebetene Gast von Günter Kunert Antworten mit Zitat

Daniel1991 hat Folgendes geschrieben:
Hallo, ich habe grade mein Abitur in Deutsch geschrieben.

Glückwunsch!

Ich finde nur, wenn du gerade über dieses Gedicht 4 Stunden geschrieben hast, müsstest du doch irgend etwas dazu anmerken können. Zu einer Diskussion braucht man einen Diskussionsansatz.

Zitat:
Wir hatten 4 Klasuren zur Wahl und ich habe mich für das Gedicht entschieden.


Ach wirklich, 4 Klausuren zur Wahl? Augenzwinkern
Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 14:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sehe schon, du hast recht :p

Also woran ich mich noch errinern kann:

- zum einen wie vorhin schon gepostet, die Änderung der Strophen 2,4,6,8 und 10, dass man in diesen Strophen die 2 und 3 Verse tauschen könnte
- auffälig ist, dass der "ungebetene Gast" nicht wie ein unerwünschter behandelt wird: ihm wir ein Stuhl an den Tisch gebracht, er bekommt, obwohl er schweigt, ein Glas eingeschenkt, die Tür wird ihm geöffnet, ...
-da den anderen Personen, nachdem der Gast den Tisch verlassen hat, das Essen nach "Asche" schmeckt zeigt es, dass der Besuch von ihm seine Spuren hinterlassen hat und die Leute ihr Essen nicht mehr genießen können. Sie denken anscheind an den Krieg und die Folgen des Kriegs nach --> Vergangenheit der Kriegszeit nicht verarbeitet


So was haltet ihr von dieses Ansätzen ... ?
Danke
Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 14:53    Titel: Antworten mit Zitat

Geschrieben wurde das Gedicht 1963 ( Nachkriegszeit )
Gabriel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 15:26    Titel: Antworten mit Zitat

Daniel1991 hat Folgendes geschrieben:
-da den anderen Personen, nachdem der Gast den Tisch verlassen hat, das Essen nach "Asche" schmeckt zeigt es, dass der Besuch von ihm seine Spuren hinterlassen hat und die Leute ihr Essen nicht mehr genießen können. Sie denken anscheind an den Krieg und die Folgen des Kriegs nach --> Vergangenheit der Kriegszeit nicht verarbeitet


Und wofür steht deiner Meinung nach dann der "ungebetene Gast"?
Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

mhm da habe ich mir leider keine Gedanken drüber gemacht Big Laugh
wie würdest du/ihr das gedicht denn interpretieren .. ?
Gabriel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

Daniel1991 hat Folgendes geschrieben:
Geschrieben wurde das Gedicht 1963 ( Nachkriegszeit )


Mmh, Nachkriegszeit, Warschau, Asche, Gewissen ... da braucht man eigentlich kein Abi für.

Dazu musst du in einer Analyse ja auch irgendwas zur Biografie Kunerts geschrieben haben (-> Mutter und Kindheit).

Was soll das jetzt 1962/63? Klingt nach Aufarbeitung der deutschen Geschichte und dem Umgang damit in der ehemaligen DDR. Das passt zum Moment der Desillusionierung Kunerts zu Beginn der 60er Jahre, seinen Schwierigkeiten mit der DDR/der Kulturpolitik der SED und seinem enttäuschten Glauben an den Aufbau einer menschenwürdigen und
freien sozialistischen Gesellschaft.
Peca
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Huhu!


Also, Ich hatte auch Montag die Prüfung und habe auch das Gedicht genommen und ich fand, dass der ungebetene Gast nicht wie ein Gast behandelt wurde!
Die Art und Weise in der ihm zB die Tür geöffnet wird ist in Befehlsform geschrieben.
Es wirkt, als wenn der Gast am besten gar nicht da sein sollte.
Und das habe ich damit gleich gesetzt, dass die Menschen noch nicht bereit sind, die Geschichte aufzuarbeiten bzw. es gar nicht wollen.
Denn die Zeit in der das Gedicht geschrieben wurde (1963) war ja die Zeit, in der viele Kinder fragen pber den Krieg hatten und so.
Das wusste ich aus dem Gedicht von Enzensberger (letzte Abiklause, haben wir zufällig durch genommen)

Liebe GrüßeAugenzwinkern
matze
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 21:59    Titel: au ja Gedichte Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe auch das Gedicht genommen.
Und ich war auch der Meinung von Peca.
Der Gast erscheint mir wirklcih nicht erwünscht. An den Imperativen erkennt man auch, dass die Gesellschaft aufgefordert werden muss sich mit dem thema zu beschäftigen. ( Also glaube ich )Big Laugh Ebenso, dass die Leute sich "zum Essen zwingen " müssen.

Mich würde aber mal interessieren, was ihr so über den in der Aufgabenstellung verlangten formalen Aspekt im GEdicht geschrieben habt?Zunge raus Seit ihr auf die Zahlen eingegangen?? die habe ich nämich kategorisch übersehen, nicht bemerkt oder was weiß ich ^^

LG Matze
mauri
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Apr 2010 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke auch, der ungebetene Gast war Jude (Anspielung auf das Warschauer Ghetto und auf die Verbennung nach der Vergasung zu Asche, außerdem wirkt der Gast wie ein lebendiger Toter).

Ich hatte aber Probleme damit, das Gedicht auf die DDR zu beziehen. Von der BRD weiß man, dass viele ehemalige Nazis nach dem Krieg wieder Führungspositionen eingenommen hatten. Hier wäre es verständlich gewesen, dass eine Aufarbeitung der Judenvernichtung unerwünscht gewesen war. Man war in den 60er-Jahren wieder zu Wohlstand gekommen und wollte sich das Essen dadurch nicht vermiesen lassen. Das schlechte Gewissen wurde einfach beiseite geschoben.

Aber in der DDR?

In der DDR hatte eine ganz andere Entnazifizierung stattgefunden. Die Partei-Führungsschicht der SED bestand eher aus alten kommunistischen Kadern. Die brauchten keine Angst vor einer Aufarbeitung der Judenvernichtung zu haben. Die hatten auch kein schlechtes Gewissen - die Ermordung der Juden wurde ja den Nazis angelastet.

Ich habe es einfach damit erklärt, dass Kunert als Halbjude gegenüber diesem Thema besonders sensibilisiert gewesen ist.
Daniel1991
Gast





BeitragVerfasst am: 21. Apr 2010 00:27    Titel: Antworten mit Zitat

So erstmal danke für eure Gedanken.

Ich bin auch der Meinung, dass man es so wie Peca interpretieren kann.
Den Imperativ habe ich zwar erwähnt, jedoch nicht wie ihr in Bezug gebracht, was man eigent super machen könnte.

Was genau verlangt war, war mich auch nicht richtig klar.
Habe das gedicht einfach analysiert und alles was mir aufgefallen ist aufgeschrieben.

Was sagt ihr eigent zu dem Vorschlag, wie ich oben schon erwähnt habe, dass man das Gedicht auch anderes lesen kann, unzwar wenn man die Verse 2 und 3 der 2,4,6,8,10 Strophe tauscht, also aus dem Kreuzreim ein Paarreim entstehen lässt?

Am Schluss habe ich noch geschrieben, dass der Besuch des Gasts seine Spuren hinterlssen hat, denn das Essen schmeckt wie "Asche" und ...
darksunx



Anmeldungsdatum: 21.04.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 21. Apr 2010 01:31    Titel: Antworten mit Zitat

Servus Daniel,

ich habe ebenfalls das gedicht genommen, weil mir der andere kram einfach nicht lag.

undzwar suche ich seit monatg nach einer gedichtsanalyse von diesem gedicht hab aber nichts gefunden, deswegen wollte ich mal wissen was du/ihr von meiner vorstellung des gedichts haltet:

aber zuerstmal
Zitat:
So ich möchte noch eine Sache hinzufügen, unzwar eine Idee von mir..
ich hab geschrieben, dass in den Strophen 2,4,6,8,10 ein Kreureim vorhanden ist, aber wenn man den 2 und 3 Vers dieser Strophen tauscht ein Paarreim entsteht, der auch Sinn ergibt.


das hat irgendwie keinen sinn. also es steht bestimmt nicht im erwartungshorizont, dass der schüler das gedicht so umschreiben konnte, das es ebenfalls sinn ergeben hätte..also das ist mir völlig unklar was du da wolltest smile


zur analyse:

was mir auffällt sind diese einzelnen verse die dazwischen geschoben wurden 1/3/5/7 usw. diese verse scheinen mir wie eine aufforderung des lyrischen-ichs zu sein (aber dazu gleich mehr)


beim betrachten der ersten "richtigen" strophe (2) ist mir direkt diese klammer ins auge gesprungen und die ergänzung: "anspielung auf das warschauer ghetto und das kz dort in der nähe.
somit war für mich der bezug zum holocaust und der judenvernichtung klar. dieser gast stellt für mich also die juden, den holocaust, also die ERINNERUNG an das geschehene dar.
das schweigen, dass permanent im gedicht vorkommt (vgl. s.2 / v.4 oder s.4 /v4) ist für mich ein zeichen dafür , dass dieses geschehen vergessen worden ist oder wird (von der gesellschaft).

die beschreibung des gastes in strophe 4 war der beleg für die schrecklichen ereignisse, die den juden angetan wurden und die nun mit diesem gast wieder an den tisch (also in das gedächtnis der menschen) kommen.

strophe 6 fand ich nicht so eindeutig..wo der bezug mit diesem dunklen meer liegen sollte.....vers 3 und 4 spielen für mich auf die verbrannten juden an, die nun im himmel nach..naja nicht vergeltung, aber aufklärung rufen ( bei dem gedicht "todesfuge" von paul celan gab es ein ähnliches bild, deswegen komme ich auf diesen interpretationsansatz).

das bild "Sacht wie ein licht verlischt"(S.8 / v.2) assoziiere ich mit der judenverbrennung.
Vers 3 und 4 aus dieser strophe zeigen für mich,dass die erinnerung und die aufklärung, die dieser gast mit an den tisch genommen hat, von den menschen um den tisch nunja.."runtergewürgt" werden müssen. daher auch "da schmeckten nach asche die bisse" (S.10 / v. 1). diese asche ist doch ganz klar der überrest der verbrannten meschen (zumindest die erinnerung daran,oder nicht??).
jetzt wird den menschen am tisch (die für mich die gesellschaft darstellen) klar, was es mit diesem gast auf sich hatte.
also ihnen wird klar, dass so schreckliche dinge geschehen sind, die nicht so einfach sind zu schlucken...

nun nochmal zu den aufforderungen des lyrischen-ich's, die ich oben angesprochen hatte:

strophe 9: "Wohl bekomm es" sieht doch so aus wie ein ausspruch des dichters nach dem motto: " SO, ich habe euch den gast ins haus geholt! ich habe euch aufgefordert den stuhl heranzustellen und nun wünsch ich euch guten apettit mit dem was ihr gerade von mir erfahren habt, und tut nicht so, als ob ihr immernoch nicht seht was passierte!"
also ist der dichter derjenige, der die gesellschaft WIEDER aufmerksam macht auf die schrecklichen ereignisse!
gleichzeitig äußert er somit kritik: zum einen, dass sich bis dahin die menschen nicht ausreichend genug mit dem thema beschäftigt haben und zum anderen, dass sie nachdem sie die ereignisse in erinnerung gerufen bekommen haben, immernoch die blicke senken.


was hälst du von meiner interpretation?!

außerdem hab ich das gedicht der hermetischen lyrik zugeordnet, da der jude als gast umschrieben worden ist, oder dieser tisch die gesellschaft darstellt. das war ja so hauptmerkmal der herme.lyrik, dass sie tatsachen in der schwebe halten und viel umschreiben.
des weiteren benutzt kunert viele bildliche vergleiche.
dieses umschreiben der tatsache ist für mich ausschlaggebend das gedicht in die hermetische lyrik einzuordnen.



PS
günter kunert stand garnicht in den anforderungen, das heißt, wir konnten garnicht wissen, dass er halbjude war und in der ddr sehr aktiv gewesen ist.


ich freue mich auf positive/negative kritik..und auf rechtschreibung leg ich keinen wert.! (geht schneller)
mauri
Gast





BeitragVerfasst am: 21. Apr 2010 14:23    Titel: Antworten mit Zitat

darksunx hat Folgendes geschrieben:
das bild "Sacht wie ein licht verlischt"(S.8 / v.2) assoziiere ich mit der judenverbrennung.

Das habe ich mit dem Sterben allgemein assoziiert. Die Juden wurden ja nicht wie die Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern im Krematorium und darin auch nur die Leichen nach der Vergasung.

Zitat:
diese asche ist doch ganz klar der überrest der verbrannten meschen (zumindest die erinnerung daran,oder nicht??).

Wer "Schindlers Liste" gesehen hat, da kam eine Szene, wo man dachte, es würde schneien, aber es war die Asche von den verbrannten Leichen des Krakauer Ghettos. Bei Auschwitz hat die Kamera auch immer wieder auf den Schornstein des Krematoriums geschwenkt.

Zitat:
außerdem hab ich das gedicht der hermetischen lyrik zugeordnet, da der jude als gast umschrieben worden ist, oder dieser tisch die gesellschaft darstellt. das war ja so hauptmerkmal der herme.lyrik, dass sie tatsachen in der schwebe halten und viel umschreiben.

Klar passt hermetische Lyrik super zum Thema der Judenvernichtung. Der Ursprung der hermetischen Lyrik lag im Unvermögen, das Grauenvolle lyrisch ästhetisch darstellen zu können. In der DDR kam noch das Problem mit der Zensur dazu.

Die äußere Form des Gedichtes habe ich als Verfremdungseffekt eingeordnet und mit dem epischen Theater verglichen. Das Gedicht wird immer wieder durch Kommentare unterbrochen, als ob es zwei lyrische Ichs/Sprecher/Stimmen gäbe. Dem Zuschauer wird dadurch die Illusionen zerstört und es wird eine kritische Distanz zum Dargestellten aufgebaut. Der Verfremdungseffekt besteht darin, dem Leser das Erzählte in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und so die Widersprüche deutlich werden zu lassen (z.B. das ironische "Wohl bekommt's" oder das Wegrücken des Stuhls).

Nett fand ich auch das Wortspiel "Was steht dem Gast zu. Diensten?" "Zu Diensten?" bedeutet, dass der Gast seine Bestellung aufgeben kann. "Was steht dem Gast zu?" spielt auf eine Entschädigung für erlittenes Unrecht an.
darksunx



Anmeldungsdatum: 21.04.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 21. Apr 2010 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Die äußere Form des Gedichtes habe ich als Verfremdungseffekt eingeordnet und mit dem epischen Theater verglichen. Das Gedicht wird immer wieder durch Kommentare unterbrochen, als ob es zwei lyrische Ichs/Sprecher/Stimmen gäbe. Dem Zuschauer wird dadurch die Illusionen zerstört und es wird eine kritische Distanz zum Dargestellten aufgebaut.


wow, das hört sich echt gut an.. nur leider hab ich noch nie was davon gehört..^^naja ich muss schon zugeben, unsere lehrer sind irgendwie ein bisschen unvermögen.

naja ich bin froh, dass ich das gedicht wenigsten richtig eingeordnet hab. und naja..also dass das licht bei mir die "verbrennung" assoziiert kann doch schon ein möglicher interpretationsansatz sein...aber wir werden sehen.

gibt es noch andere, die was zu meiner analyse zu sagen habe? die ist ja eh nicht komplett, hab versucht noch das zu schreiben,was ich behalten hab.

aber stimmt ihr überein? und daniel1991 was ist eig. mit dir geworden?
gast322123123
Gast





BeitragVerfasst am: 23. Apr 2010 14:50    Titel: der ungebetene gast Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Ich kann mich in vielen Punkten anschließen ;-) Wobei ich jetzt auch in die Nummerierung nicht derart viel reininterpretiert habe, meiner Meinung nach gibt es dem Gedicht eine Struktur und einen klaren zeitlichen Ablauf. Wenn man ganz viel getrunken hat, dann kann man es auch am Ende als "kurz vor Zwölf" deuten ...

Die Klammer (einer aus der Gegend um Warschau dort) verbildlicht denke ich, ein Sprechen hinter vorgehaltener Hand. Jeder kennt das, es betritt jemand den Raum, der in dem Falle auch noch eine Vorgeschichte hat, über die man nicht gerne laut redet, weil es so schrecklich gewesen ist damals, und man tuschelt irgendwie mit dem Nebenmann und will unauffällig auf diese Person hinweisen.

Tiefer als ... ich kenne den genauen Wortlaut nicht mehr ... jedenfalls gab es dort ja die Verdopplung von tief und der der tiefe Ozean oder - was es war - steht ja auch ein wenig für Furcht.

Die Deutung der Intention haben denke ich meine Vorredner hier schon klar gemacht...

Was mich interessiert: Wie weit musste man bei Nummer zwei gehen? Strömungen... hermetische Lyrik, politische Lyrik, poetologische Lyrik, Naturlyrik, konkrete Poesie, Trümmerliteratur, Kahlschlagsliteratur, Reinigung der Sprache, Bewältigung, Eskapismus.... viel mehr fällt mir da jetzt nicht ein. Vielleicht noch bekannte Schreiberlinge... Enzensberger, Bachmann, Eich, Celan, Benn... Was würdet ihr sagen?
trboy
Gast





BeitragVerfasst am: 23. Apr 2010 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hey !
Auch ich habe das Gedicht genommen. Ich hab auch eine Frage wie Habt ihr eigentlich die formalen und inhaltlichen Aufbau beschrieben?? Ich habe da geschrieben dass das Gedicht wie ein drama aufgebaut ist 11 Szenen und in Strophe 6 ist der Höhepunkt bis dahin baut sich dass alles auf und danach wieder ab!

Augenzwinkern [/b][/i]
Merle
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Apr 2010 16:12    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich hab auch das Gedicht analysiert, aber hab es der trümmerlyrik zugeordnet. Die trümmerlyrik ist ja häufig gesellschaftskritisch, was ich daran festgemacht habe dass die imperative eher wie ein zwanghaftes höflichkeitsbetjalten als ehrlich gemeinte Fürsorge wirken, der Gast ungebeten ist, die Gesellschaft erst anfängt zu essen nachdem der Gast weg ist(unhöflich) und schlieslich die Gesellschaft nicht in der Lage ist mit ihrer schuld umzugehen (letzter Vers der letzten Strophe!).. Außerdem ist die trümmerlyrik immer eine vestandsaufnahme, also sie zeigt einen ist-Zustand. Die zahlen 1-11 haben meiner Meinung nach wie eine Aufzählung gewirkt, ähnlich wie Günter eich in seinem Gedicht "Inventur" alle seine Besitztümer aufzählt wird hier der mechanische Umgang mit den opfern der nachkriegszeit kritisiert. Die " Täter " können nicht mit den "opfern" umgehen und ihre schul eingestehen
mauri
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Apr 2010 19:35    Titel: Antworten mit Zitat

Merle hat Folgendes geschrieben:
Also ich hab auch das Gedicht analysiert, aber hab es der trümmerlyrik zugeordnet.


Trümmerlyrik passt ja wohl gar nicht. In den 60er-Jahren gab es keine Trümmerlyrik mehr, diese entstand direkt nach dem Krieg bis in die 50er hinein. Die Menschen der Trümmerlyrik hatten nichts zu essen, es gibt da auch keine Gesellschaft, nur den isolierten und herumirrenden Einzelnen. Aber hier im Gedicht hat man den Eindruck, es wird ein Festessen im großen Saal gefeiert. Da wird aufgetischt und es klingt nach Bedienung ("zu Diensten?").

Charakteristisch für die Trümmerlyrik ist die Frage nach der Schuld am Krieg und am Holocaust. Insofern könnte man das Gedicht vielleicht als späten Nachläufer einordnen.

Die merkwürdige Stropheneinteilung hat mich an eine Montagetechnik erinnert, wie bei Bachmann oder Brecht.
mauri
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Apr 2010 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

trboy hat Folgendes geschrieben:
Ich habe da geschrieben dass das Gedicht wie ein drama aufgebaut ist 11 Szenen und in Strophe 6 ist der Höhepunkt bis dahin baut sich dass alles auf und danach wieder ab!


Ahh, und woher hast du, dass der Aufbau eines Dramas 11 Szenen betragen soll?

Soviel ich weiß, ist im Drama die Anzahl der Szenen beliebig, im offenen Drama sowieso.

Viel wichtiger fand ich die V-Effekte. Die Einzeiler geben andauernd neue Impulse und lassen den Leser immer wieder über die Strophen nachdenken.
trboy
Gast





BeitragVerfasst am: 25. Apr 2010 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

schuldigung ich hab mich falsch ausgedrückt. ich meinte nicht dass das drama 11 szenen hat ich meinte halt das gedicht ist wie ein drama aufgebaut zb 1. akt und dieser hat dann halt nach dem gedicht 11 szenen und in dem drama war das ja so dass das das drama im 3. akt den höhepunkt hat und im gedicht wäre dieser dann halt 6. strophe. so hab ich das geschrieben was habt ihr denn dazu geschrieben???
Angi



Anmeldungsdatum: 13.05.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2010 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

huhu
ich hab auch das gedicht in meiner klausur genommen und total auffällig fand ich jezz das der stuhl den rahmen des gedichtes gebildet hat... zunächst wird er rangeschoben und dann wieder weggestellt
den gast habe ich knallhart als juden bezeichnet, das passt dann auch wieder mit dem stuhl zusammen, zunächst wird er rangestellt, platzt für den gast gemacht (nach 1. weltkrieg gastarbeiter sollen kommen) und nach dem fortgang (verbrennung im kz) wird der stuhl wieder weggestellt (deutschland ohne ausländer)... ich hab auch geschrieben dass das gedicht die deutsche geschichte seit dem 1. weltkrieg bis zum ende des 2. wiederspiegelt.
ebenso kann man bezüglich der erscheinungszeit sagen dass das gedicht zum ende der nachkriegszeit verfasst wurde, da der autor in der ddr lebte dauerte die verarbeitung länger, da dort ja auch die komplette andere entwicklung nach dem krieg stagnierte (das hatten wir vorher als vgl ost west im unterricht)
Angi



Anmeldungsdatum: 13.05.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2010 21:26    Titel: Antworten mit Zitat

ps: das geschlossene drama hat 5 akte mit der
1. Exposition
2. schürzung des knotens
3. Klimax
4. retardierendes moment
5. totale katastrophe
da es sich um die geschlossenen form handelt beinhaltet es mimesis und das führt zur katharsis (z.b.don carlos)

das drama der offenen form bricht damit, hat meist nur 3 akte und die menschen versuchen aus dem bisher gelebten auszubrechen (z.b. dantons tod)
Noxare
Gast





BeitragVerfasst am: 15. Mai 2010 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

"Die Füße mit Lappen umwunden,
Und die Augen haben gefehlt.
An der Kehle klaffende Wunden
Haben stumm seine Geschichte erzählt. "


hallo?!?! Hat niemand geschrieben, dass es hier um einen imaginären Gast handeln muss?!?!
Es kann ja wohl nicht sein, dass jemand einfach so durch die Tür kommt und sich and den Tisch setzt, der keine Augen mehr hat und dessen Kehle irgendwie aufgeschlitzt ist.

Also ich habe geschrieben, dass diese Person ein Abbild der Erinnerungen der am Tisch sitzenden Leute an den Holocaust ist, also nur eine Fantasievorstellung!!!

Vor diesem Hintergrund lässt sich der Titel auch als Chiffre lesen. Man kann nämlich "der ungebetene Gast" in "die ungebetene Erinnerung" bzw. "die unerwünschte Erinnerung" übersetzen.

Der Autor kritisiert halt, dass die Leute, die am Tisch sitzen und offensichtlich die Nachkriegsgeneration repräsentieren, die Erinnerung an den Holocaoust verdrängen wollen, statt miteinander darüber zu reden und eine Art "Vergangenheitsbewältigung" vorzunehmen. Das sieht man daran, dass die Leute - wie auch schon einige andere hier im Forum richtig festgestellt haben - diese "Erinnerung" ablehnend und abweisend behandeln.
mauri
Gast





BeitragVerfasst am: 15. Mai 2010 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

Noxare hat Folgendes geschrieben:
"hallo?!?! Hat niemand geschrieben, dass es hier um einen imaginären Gast handeln muss?!?!


Natürlich ist Erinnerung auf der einen Seite immer nur imaginär, weil sie Ermordeten tot sind und das Geschehene Vergangenheit ist.

Trotzdem ist Wiedergutmachung keine Fantasievorstellung, sondern eine reale Kritik am Umgang mit den Überlebenden und Opfern. Der "ungebetene Gast" steht auch für die Frage, wie mit den Juden jetzt umgegangen werden soll und wird.

Es ist ja bekannt, dass die DDR immer eine palästinafeindliche Haltung einnahm. Überlebenden Juden wurden keine Entschädigungen zugestanden. In den offiziellen Gedenkfeiern wurden mehr die Helden des Widerstandes geehrt, Juden nicht.
Noxare
Gast





BeitragVerfasst am: 15. Mai 2010 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

nein nein, du hast mich falsch verstanden. Ich wollte die Kritik, vergangenheitsbewältigung, widergutmachung, etc. mit dem Begriff Fantasievorstellung nicht abwerten oder so.

Klar weiß ich, dass es ne reale Kritik und so ist, hatte ich auch im Abi so alles geschrieben, ich wollte nur verdeutlichen, dass es in dem Gedicht zumindest keine real existierende Person ist.

Nur würde bestimmt nicht gut ankommen bei den Lehrern, wenn man davon ausgeht, dass es eben eine richtige Person wäre und wenn man die ganze Zeit in der Analyse auch so davon spricht.
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