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Anti Weltmeister-Thema!!
 
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Rigo32



Anmeldungsdatum: 16.06.2006
Beiträge: 13
Wohnort: hinterm Schreibtisch

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2006 20:57    Titel: Anti Weltmeister-Thema!! Antworten mit Zitat

Weil mich abraxas nach einem Thema gegen die WM gefragt hat,
mache ich mal so eine Art Speakers-Corner für die WM auf!

Ansage Ansage Tanzen Tanzen



Also ich bin ja mehr für die WM Augenzwinkern

Gruß der Rigo

_________________
Jemand der weiss, dass er nichts weiss,
weiss mehr als jemand der nicht weiss,
das er was weisst.

Mast und Schotbruch


Zuletzt bearbeitet von Rigo32 am 24. Jun 2006 12:26, insgesamt einmal bearbeitet
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 24. Jun 2006 01:06    Titel: Antworten mit Zitat

So, dann können wir einfach erörtern.

Von mir kommen nur kontra-Argumente... Augenzwinkern


  • - die WM ist ein riesiger kapitalistischer Ausbeutungsapparat. (an alle, die es noch nicht wissen: ich bin überzeugt linksradikal... was nicht heißt, dass ich nen Iro trage und Faschos verkloppe...)

    und mein Beleg dafür: Ein großteil der ganzen Sportler da sind einfach nur Millionäre mit Verträgen und Ruhmessucht. Gleichzeitig kosten die Tickets dementsprechend viel.
    Die Trikots, Fussbälle, Fanartikel für die Fans werden in Fernost von ausgebeuteten Arbeitern zu Hungerlöhnen und Niedrigpreisen angefertigt. Ein derartiger Fußball kostet den Hersteller keine drei Euro. Und dann schaut euch die Preise im Laden mal an.

  • Fussball und Politik... mein Traufinale wäre ja USA - Iran gewesen, aber leider wurde mir gesagt, das sei mittlerweile nicht mehr möglich... schade.
    Tatsächlich werden zwar die Vorzüge diesbezüglich in den Medien gepriesen, aber neutrale Berichterstattung ist sowieso nicht unbedingt deren Stärke. Man schaue sich nur die Deutsch-Holländischen Beziehungen an... oder die WM in Frankreich. Obwohl dieses traurige Beispiel natürlich schon längst überstrapaziert ist. Vor allem gewalttätige Fussballfans (oder Fussballer auf dem Rasen!) geben immer wieder Paradebeispiele für Ausländerhass und Nationalgefühl... womit wir wieder beim nächsten Punkt wären:

  • Unverholener Nationalismus und Patriotismus.
    Es wird mir von allen Stellen gesagt: "Wie gut, dass es in Deutschland wieder deutsche Flaggen gibt"... da platzt mir der Kragen. Dass die anderen das auch machen, ist kein Grund es toll zu finden. Ich finde es keinen Deut besser, wenn sich Franzosen oder Brasilianer oder was auch immer mit ihren Fahnen schmücken...
    Ach ja, Belege... schlagt einfach mal ein beliebiges Geschichtsbuch auf und blättert von der ersten Seite zur letzten. Ich wette ihr findet nicht eine Seite, auf der berichtet wird, dass Nationalismus etwas "gutes" getan hättte - ohne dass dabei mehrere hundert Menschen draufgegangen wären...
    Ich will hier nicht Fussball mit Krieg gleichsetzen. Aber die WM dient vielen als Entschuldigung dazu, sich wieder vom "wir"-Gefühl und von dreifarbigen Feinbildern blenden zu lassen.

  • Die ganze Kohle die der "Staat" in die WM gesteckt hat, könnte man sinnvoller verwenden. Ihr meint die WM würde Deutschland was bringen? Pustekuchen. Anstatt dass sie für ein sattes Plus sorgt, wird's eher ne finanzielle Nullrunde. Die einzigen, die Profit aus der ganzen Sache schlagen, sind die multinationalen Riesenkonzerne... wie adidas. Siehe Punkt eins.
    Das bestätigen einem fast alle Wirtschaftsexperten. Ja gut, den örtlichen Hotels bringts vielleicht mal was... die müssen dafür halt Fussballfans aushalten. Das Problem ist nur, dass die meisten Fussballfans dann leider doch ins Hilton oder andere derartige Hotels gehen.

Die Liste ließe sich fortführen...

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Zauberwürfel
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 05.08.2004
Beiträge: 754
Wohnort: Osnabrück

BeitragVerfasst am: 24. Jun 2006 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ach Abraxas, mach das ganze doch nicht so mies!
Das macht ja gar keinen Spaß mehr!

Die Stimmung ist einfach einzigartig, ich finds cool!
Aber ich als passionierte Fußballspielerin dürfte ja auch nix anderes sagen ...

_________________
WICHTIG!
1.Wir erledigen hier keine Hausaufgaben!
2.Erwartet nicht innerhalb weniger Minuten/ Stunden eine perfekte Lösung!

Und denkt dran:
http://www.mysmilie.de/smilies/schilder/4/img/022.gif Augenzwinkern
Barium
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Jun 2006 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Och, ich schau mal ab und zu ein Spiel und dann mal nicht. Ich laufe sozusagen außerhalb des WM-Kreises und schneide ab und an mal rein.
MacHarms



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 208
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 11:00    Titel: Antworten mit Zitat

Mich interessiert Fußball überhaupt nicht.


Gruß von der Waterkant,

Peter
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

Sicher, da darf jeder seine eigene Meinung dazu haben - oder auch nicht. Ist mir vollkommen egal. Aber man sollte die Schattenseiten nicht übersehen...

Einstweilen komme ich mir vor wie im Alten Rom: "Brot und Spiele" - und alle sind glücklich.

Die taz schrieb ja gestern, dass einige schwedische Zeitungen dafür gewesen seien, dass Deutschland gewinne... dann wären die Deutschen nämlich weiter im Hoch und die Regierung könne unbemerkt Reformen auf dem Weg bringen - dadurch würde es Deutschland nach der WM besser gehen und auch ganz Europa.

Und ein ultra-linkes schwedisches Blatt hat aber sogar getitelt, dass genau das nicht passieren sollte. Sonst wachten die Deutschen am Ende mit 30% Mehrwertsteuer und ohne Sozial- Kranken- und Arbeitslosenversicherung auf... ^^

Ich glaub, die Politiker fühlen sich grad pudelwohl...

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Franziska



Anmeldungsdatum: 02.12.2005
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 18:56    Titel: Antworten mit Zitat

Die Politiker nützen das ja auch regelrecht aus.
Die 5min-Nachrichten im Radio berichten auch nur noch von der Wm, wer wo wie gewonnen hat mit zuschaueranzahl, Einschaltquoten und so fort. Oder habe ich nur einen sehr WM-interessierten Sender gefunden?
ES ist auch schon verwunderlich, wie sich manche meiner Familienmitglieder wandeln in Hinsicht auf Fußball.

Viele Grüße
Franziska
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 26. Jun 2006 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

Nicht nur die Familie... ganze Landstriche sind nicht wiederzuerkennnen Augenzwinkern

Und was dieses eklige Fanhnengezeige soll, hat mir bisher auch noch keiner zufriedenstellend erklärt...

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MacHarms



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 208
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 27. Jun 2006 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, abraxas, wenn man jetzt polemisieren wollte, könnte man die Fahnenherzeiger wie folgt darstellen:

Sie wissen nicht, was 1871 passierte (schlechte Zeiten für Schwarz-Rot-Gold!) oder was 1933 los war (wieder schlechte Zeiten für Schwarz-Rot-Gold!),
aber sie können alle Jahre auswendig herbeten, in denen Deutschland Fußball-Weltmeister war, und angeben, wer im Endspiel die entscheidenden Tore schoß.



Gruß von der Waterkant,

Peter
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 27. Jun 2006 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hihi...

aber weit fern von jeglicher Polemik, gehen mir nicht nur die deutschen Flaggen auf den Senkel... Ich hab einfach prinzipiell was dagegen...

Grüße, abraxas

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
MI



Anmeldungsdatum: 05.07.2006
Beiträge: 45
Wohnort: Krefeld

BeitragVerfasst am: 05. Jul 2006 00:49    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Einstweilen komme ich mir vor wie im Alten Rom: "Brot und Spiele" - und alle sind glücklich.


Natürlich, das IST es doch.
Glaubst du wirklich, dass die Menschen sich seit damals verändert haben? Unsere Zeit ist eine der großen Veränderungen, der "großen Möglichkeiten", aber auch der Zerrissenheit zwischen den Fronten, eine Zeit in der (vor allem in Deutschland) die großen Religionen wie Christentum, Islam, etc. vielen Leuten keinen Halt mehr bieten können, in dieser Zeit vergrößert sich der Zulauf der großen, neuen, Religion, die uns die Engländer geschenkt haben: Den Fußball.
Wie die Christen sich zur Kirche feinmachten, so machen sich auch die Anhänger der Moderne "fein", bevor sie in die modernen Kathedralen pilgern, um einem runden Ball und dem "Fußballgott" zu huldigen. Jeder Ball, jeder Zettel, jedes Kaugummi eines Stars wird zur modernen Reliquie (und genau wie bei den Reliquien gibt es davon mehr als es logischerweise geben kann). Fußball ist Brot und Spiele, Fußball ist Religion (und wussten die Anhänger des Christentums um die Geschichte ihres Landes?) - doch es bietet dem kleinen Manne (bzw. der kleinen Frau) einfach Raum zum Träumen, Raum sich auszuleben - aber auch einen Fixpunkt in der Gesellschaft. Wie man sich früher jeden Sonntag in der Kirche traf, so trifft man sich heute jeden Samstag im Stadion, sei es Fußball, Eishockey oder was auch immer.
Nur: der Fußball ist die größte Religion von diesen Sportreligionen, weil seine Einfachheit berauschend ist. Man benötigt nichts außer einem Ball, jeder kann daran teilhaben (wie auch die Christen und Moslems - in ihrer frühen Zeit - fast nichts für einen Gottesdienst benötigten). Ein Ball und viel Vorstellungskraft können Spiele entscheiden (wie es glaube ich in der Adidas Werbung gezeigt wird, mit den Jungen, die sich vorstellen mit den Stars zu spielen).
So ist es nun einmal und so wird es immer bleiben. Irgendeine Art der Religion wird sein und die Religion ist nun einmal das Opium des Volkes, wie Marx es gefasst haben soll. Doch jede Religion wird irgendwann ausgeschlachtet, von mächtigen Männern besessen, sodass sie ihre Glaubwürdigkeit verliert. Und da hat abraxas den Wunden Punkt des Fußballs getroffen: Die zunehmende Kapitalisierung könnte den Fußball auf die Dauer zerstören...

Trotzdem: Auch ich schaue gerne Fußballspiele (habe aber die Art, wie ich es mache nicht verändert - ich sitze immer noch ohne Schminke und Fahne vor dem Fernseher Augenzwinkern ) und ich finde auch gar nichts Schlimmes dabei. Mann lasse dem Volke sein Brot und seine Spiele, damit sie glücklich bleiben. Und bedenke: Das Fest ist bald vorüber und wird so schnell nicht wiederkehren.

Gruß
MI
Sunny



Anmeldungsdatum: 09.10.2005
Beiträge: 92

BeitragVerfasst am: 06. Jul 2006 19:44    Titel: Antworten mit Zitat

Also zum Thema Fahnen: Ich finde es gut, dass man wieder Fahnen zeigen kann, ohne gleich als Nazi dargestellt zu werden. Ganz ehrlich!
Außerdem kommen aufgrund der WM viele Ausländer nach Deutschland und vielen Berichten zufolge haben nun viele Ausländer eine viel bessere Meinung von Deutschland, weil die Zeit des 3. Reiches doch noch an unserem Bild nach Außen haftet.
Abgesehen davon sind solche Sportveranstaltungen wichtig für die Gesellschaft - endlich gibt es wieder ein 'Wir-Gefühl' und im ganzen Land ist nun gute Stimmung - das können wir uns in diesen Zeiten doch auch mal gönnen, oder?

_________________
Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit sich zu besinnen.
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 07. Jul 2006 02:18    Titel: Antworten mit Zitat

Klar, in "diesen Zeiten".

Es scheint für den Menschen tatsächlich ein natürliches Verhalten zu sein, bei Gefahr die Flucht in die Kopflosigkeit zu riskieren.

Kaum fangen alle zu jammern an, kaum wird die Mehrwertsteuer auf europäisches Standartniveau gehoben, kaum dass sich Titelseiten mit apokalyptischen Slogans schmücken, wird sich in's "wir" gerettet.

Und wer sind "wir"?

Mir vergeht's ja schon, wenn einer sagt: "Wir haben gestern ein Tor geschossen." Oder "Wir haben gestern aber gut gespielt."

Denkt doch mal nach: was ist "wir"? Was bedeutet es?

Anstatt die Sache nüchtern zu sehen, anstatt zu beachten, was hier - in diesem "unserm"(?) Lande - so alles geschieht, wird ein Topfdeckel über Deutschland zugemacht. Alle in einem Boot?

Bravo. So kann man nicht nur nicht mehr über den eigenen Tellerand schauen - nein, man kann auch noch nichtmal aus selbigem Teller Springen.
Und es ward dunkel.

Sicher. Alle in einem Boot. Aber wer schläft in der Kaptiänskajüte, wer darf das Deck schrubben - und wer fährt im Frachtraum mit?

Ihr schaut ein paar Millionären dabei zu, wie sie einem Ball hinterherjagen, sich gegenseitig hinterjagen und ihre Urinstinkte rauslassen - sich gegenseitig verkloppen und auf den Rasen spucken - und in das wird nicht nur Emotion und Geld reingesteckt.
Eine ganze Fußballideologie entsteht. Und leider ist es nicht nur diese.

MI hat gesagt, Fußball sei eine Religion - oder eine Ersatzreligion. Das stimmt nicht ganz. Bisher wurden keine Genozide deswegen veranstaltet - ganz im Gegensatz zu den Religionen. Und ich hoffe das bleibt so.

Und im Prinzip ist mir persönlich der Fußball herzlich egal. Sollen die Leute sich dran freuen. Ich hab mich auch an der Snooker-WM in Sheffield dieses Jahr gefreut.

Aber: das Problem ist für mich nicht der Fußball - wie manche schon erraten haben mögen. Mein Problem sind die Fahnen.

Das Hymnengesinge.
Das Parolengeschreie.

Das "WIR"!
Und... "DIE".

Wenn ihr "wir" sagt, wen meint ihr dann? Die Deutschen?
Und... die Türken auch? Die Italiener
Die, die einen deutschen Pass haben?
Meint ihr auch den Türken an der Dönerbude?
Wo fängt denn "wir" an - und wo hört es auf?

Schaut - das kleine bisschen Nationalismus, das die WM ins Land gebracht hat ist mir im Prinzip auch egal. Aber es bleibt nunmal leider nicht dabei. Ich hab schon genügend Leute - nüchtern und im Vollrausch - gesehen, deren Aussagen, auf dem Marktplatz, im Nahverkerszug oder im Park vor Kindern geäußert mich an antiquierte Parolen von vor sechzig Jahren erinnert haben. Das Problem sind nicht die Gedanken der Massen - die Masse denkt sich noch nichts böses dabei. Das Problem ist die Desensibilisierung für totgeglaubte aber so schmerzlich präsente Probleme!

Der Neonationalsozialismus ist in Deutschland weiterhin auf dem Vormarsch. Dass die Zahl der organisierten Massendemos rapide abgenommen hat, sagt nicht, dass es keine Naziaktionen mehr gibt. Ganz im Gegenteil, an ihre Stelle sind nicht weniger organisierte Einzelaktionen getreten. Schnell rein, den ollen Neger verkloppt, schnell wieder raus. Blitzkrieg. Kennt man.

Im großen alten, trägen und müdegewordenen Europa sind sich die Leute leider wieder viel zu sicher. Und die Fußball WM hat jetzt vielen Leuten wieder erlaubt, ihre Freude an etwas, das gegen das Grundgesetz ist auch öffentlich zu propagieren. An dem Deutschland, das über Allem steht.

Sicher, ich werde jetzt der Schwarzmalerei bezichtigt werden. Und lasst es mich mal klarstellen: nicht jeder, der eine Fahne schwingt, ist ein Nazi.
Aber vorher hat man letzteren daran erkennen können, dass er eine schwang. Jetzt schwingen alle eine und der Nazi hat ein bisschen mehr das, was er braucht, um sich wohlzufühlen: Ignoranz seitens der öffentlichen Meinung.
Im Prinzip sinds gute Zeiten für Nazis. Und sie werden nicht schlechter.

Vor allem, weil sich der Bürger nichts mehr dabei denkt, wenn einer tatsächlich auf die Idee kommt und eine Nation toll findet. Womöglich noch die eigene.

Eine Nation ist ein dem menschlichen Streben nach Freiheit entgengetzes Konzept. Wo der Mensch sich bewegen will, ziehen Nationen Grenzen. Wo der Mensch sich äußern will, sagt ihm die Nation, wie. Wo der Mensch handeln will, schickt ihm die Nation einen Polizisten. Wo der Mensch sich entfalten will, teilt die Nation die Menschen in Klassen und erlegt auch ihnen Grenzen auf - bis auf einer.

Eine Nation ist nicht gut - und kann notwendigerweise nicht gut sein, von einem menschlichen Standpunkt aus gesehen. Für die Nation ist es natürlich gut, dass es sie gibt - und sie versucht das mit allen Mitteln zu erhalten.

Und leider war deswegen die WM ein großer Schritt zurück. Das - zumindest oberflächlich - wohl am allermeisten antinational ausgerichtete Volk Europas ist wieder im alten europäischen Gefüge des Fahnenschwingens und Hymnensingens.

Überlegt's euch mal:

Wo es ein "Wir" gibt, gibt es auch "die Anderen".

Und diese beiden Worte, in hunderte anderer Sprachen übersetzt, sind der Grund für viele Jahrtausende blutiger, blutigster Menschheitsgeschichte.

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Jack



Anmeldungsdatum: 03.07.2006
Beiträge: 57

BeitragVerfasst am: 07. Jul 2006 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

abraxas hat Folgendes geschrieben:
Sicher, ich werde jetzt der Schwarzmalerei bezichtigt werden. Und lasst es mich mal klarstellen: nicht jeder, der eine Fahne schwingt, ist ein Nazi.
Aber vorher hat man letzteren daran erkennen können, dass er eine schwang. Jetzt schwingen alle eine und der Nazi hat ein bisschen mehr das, was er braucht, um sich wohlzufühlen: Ignoranz seitens der öffentlichen Meinung.


Daraus ergeben sich aber mehrere logische Widersprüche:

1.) Warum schwingt ein Nazi die Fahne des Staates, den er eigentlich beseitigen will?
2.) Was ist schlimm an einer Fahne, die im 3. Reich gar nicht benutzt wurde?
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 08. Jul 2006 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

1.: Weil er für das Schwingen der Fahne, die du meinst, verhaftet werden würde.

2.: siehe erstens.


Und ausserdem: sind die Nationalisten hier in Deutschland alles andere als linientreue NDSDAP-Liebhaber. Ganz im Gegenteil, wenn sich die Leute von damals den Abschaum von heute mal anschauen würden, dann würden sie sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen.

Und mir ging es eher um die prinzipielle Idee vom Stolz auf ein Land. Also auch auf Deutschland (aber auch alle anderen Länder). Da sind nicht nur die Nazis gemeint. Aber halt leider auch die.

Grüße, abraxas

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Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Jack



Anmeldungsdatum: 03.07.2006
Beiträge: 57

BeitragVerfasst am: 08. Jul 2006 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wobei der Begriff Nationalismus an dieser Stelle auch eher fragwürdig ist. Patriotismus ist es zweifellos, aber Nationalismus klingt immer negativer und irgendwo auch brutaler. Menschen aus anderen Ländern werden ja trotzdem freundlich empfangen und behandelt (wenn wir von den sogenannten No-go-Areas absehen), von daher scheint dieser Party-Patriotismus mir doch eher harmlos zu sein.
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 08. Jul 2006 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wiederhole hierbei aber nur, was ich gehört habe. Sprüche wie:

"Ein bisschen mehr Nationalismus tut Deutschland gut."

"Endlich haben die Deutschen wieder etwas mehr Nationalstolz."

... und dergleichen, von Leuten, von denen man soetwas nie erwartet hätte - und eigentlich von fast allen Leuten in meiner Umgebung, ob's nun Arbeitskollegen sind oder Komilitonen.

Der Begriff Patriotismus fällt dann nach meinen Beobachtungen weniger häufig - obwohl ich ihn mindestens genausosehr verabscheue.

Für mich ist jegliche Art emotionaler Bindung zu einem Staat oder gar Konzern falsch - und ich halte sie für gefährlich.

Denn der Mensch bindet sich emotional sicher an den Staat. Aber der Staat nicht an den Menschen.

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
MacHarms



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 208
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 08. Jul 2006 19:39    Titel: Antworten mit Zitat

abraxas hat Folgendes geschrieben:


Für mich ist jegliche Art emotionaler Bindung zu einem Staat oder gar Konzern falsch - und ich halte sie für gefährlich.

Denn der Mensch bindet sich emotional sicher an den Staat. Aber der Staat nicht an den Menschen.


Richtig! Denn ein Staat ist - wie eine Fahne - kein lebendes Wesen und kann deshalb keine Emotionen entwickeln.

Bei einem Hund sähe es da schon etwas anders aus.


Gruß von der Waterkant,

Peter
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2006 11:45    Titel: Antworten mit Zitat

Da wiederum gibt der Bürger tatsächlich ans arme Thier weiter, was ihm vom Staate widerfuhr:

er setzt es -ganz emotionslos, höchstens mit Abscheu - an der Autobahn aus.

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
MI



Anmeldungsdatum: 05.07.2006
Beiträge: 45
Wohnort: Krefeld

BeitragVerfasst am: 10. Jul 2006 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

Was habe ich letztens auf der Hamburger Fanmeile gesehen: Eine Plastik-Pickelhaube in Schwarz-Rot-Gold - ich entziehe mich hier einem Kommentar, doch da hört dann mein Verständnis auf. Da muss ich auch MacHarms zustimmen, dass ein bisschen mehr Geschichtskunde den Deutschen vielleicht gut tun würde.

Allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich grundsätzlich gegen ein kleines bisschen "Nationalstolz" bin, solange es nicht in nationalistische Strömungen ausartet - DIE muss man entschieden bekämpfen. Ich weiß, dass das eine sehr leicht in das andere übergehen kann, doch ist dieses "Fanfest" Fußball-WM doch sehr friedlich verlaufen, trotz des Ausscheidens der Deutschen. Wenn das Fanengeschwenke zum Alltag würde, weiß ich zwar nicht, ob ich das weiterhin gutheißen würde, doch bleibt das erst einmal zu sehen.
Zudem werden auch einige Deutsche endlich begriffen haben, dass die in Deutschland lebenden "Türken" und/oder "Italiener", etc. zumeist Deutsche sind und sich gerne "integrieren" würden. Das ist doch auch etwas wert!

Zitat:
Und leider war deswegen die WM ein großer Schritt zurück. Das - zumindest oberflächlich - wohl am allermeisten antinational ausgerichtete Volk Europas ist wieder im alten europäischen Gefüge des Fahnenschwingens und Hymnensingens.

Solange die Bildung eines vereinten Europas nicht darunter leidet, bin ich nicht unbedingt dieser Meinung. Meinen Erfahrungen nach war nur Deutschland wirklich richtig gegen Fahnenschwenken, etc. ausgerichtet. In den anderen Ländern gehörte das zwar nicht zum Alltag (und wird auch nach der WM nicht zum Alltag gehören), aber es gehörte zur Kultur.
Wenn jetzt in der Politik die Gesundheitsreform angehandelt wird, dann wird schnell wieder die Ernüchterung folgen und das Fahnenschwenken rapide zurück gehen, da bin ich mir ziemlich sicher.

Gruß
MI
MacHarms



Anmeldungsdatum: 03.11.2004
Beiträge: 208
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 14. Jul 2006 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Die schwarz-rot-goldene Pickelhaube erinnert mich an folgendes Erlebnis:

In San Jose, Kalifornien, gibt es als Touristen-Attraktion das Winchester Mystery House (richtig: es hatte dem Erfinder und Fabrikanten des Winchester Repetiergewehrs gehört, und seine Witwe und Erbin Sarah Winchester hatte die fixe Idee, sie bräuchte nicht zu sterben, solange an ihrem Haus gebaut würde; und es wurde gebaut - es hat ihr nichts genützt).

Näheres für Interessierte: www.winchestermysteryhouse.com

Mein Erlebnis betrifft aber nicht das Mystery House als solches, sondern ein dortselbst befindliches Gewehr-Museum, in dem - schön in Vitrinen geordnet - auch Handfeuerwaffen der Weltkriege ausgestellt sind.
Einer dieser Glaskästen zeigt deutsche Donnerbüchsen des Ersten Weltkriegs, u.a. den legendären Karabiner 98 k, und diese Vitrine ist geschmückt mit einer großen Flagge in schwarz-rot-gold!
Naja, was wissen die Amis schon von europäischer Geschichte!


Gruß von der Waterkant,

Peter


Filmografie: Winchester ´73 (1950) mit James Stewart.
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