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Ein Liebeslied von Else Lasker-Schüler
 
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uh huh her



Anmeldungsdatum: 02.06.2008
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 02. Jun 2008 19:57    Titel: Ein Liebeslied von Else Lasker-Schüler Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Meine Fragen beziehen sich auf das Gedicht: "Ein Liebeslied" von Else Lasker-Schüler:

Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen .....

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.


Die Dichterin verwendet in der ersten Strophe viele Begriffe, die mit "Nacht" in Verbindung gebracht werden können. Kann man sagen, dass dies bedeutet, dass sie sich einsam fühlt, weil ihr Geliebter nicht kommt?

In der zweiten Strophe geht es plötzlich um Blumen. Immortellen sind allerdings nicht sehr hübsch, man braucht eher ihr Öl zum Massieren. Ich frage nun, was diese Blumen zu bedeuten haben?

In der dritten Strophe gibt es viele Begriffe aus dem Bereich "Weltraum". Mit den sieben Sternen sind sicher die Plejaden gemeint, jedoch kann ich, wie bei den Blumen, wieder keinen Bezug zwischen der Legende (Plejaden sind hübsche Schwestern, die von Orion verfolgt werden, bis Zeus sie rettet und in den Himmel pflanzt) und dem Gedicht herstellen. Ich habe zwar eine Erklärung, aber die ist ziemlich versaut, und ich bezweifle, dass meine Deutschlehrerin damit zufrieden ist Augenzwinkern

Vierte Strophe...keine Ahnung...

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Tipps geben würdet, wie das Gedicht zu verstehen ist!

mfg
Ulises



Anmeldungsdatum: 24.04.2007
Beiträge: 92

BeitragVerfasst am: 02. Jun 2008 21:11    Titel: Re: Ein Liebeslied von Else Lasker-Schüler Antworten mit Zitat

...

Zuletzt bearbeitet von Ulises am 04. Mai 2011 10:56, insgesamt 2-mal bearbeitet
uh huh her



Anmeldungsdatum: 02.06.2008
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 02. Jun 2008 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für deine schnelle Antwort!

Das mit den Siebenmeilenstiefeln war mir schon klar, jetzt sehe ich auch noch den Zusammenhang, aber trotzdem redet sie von Siebensternenschuhen. Könnte das nicht trotzdem etwas mit den Plejaden zu tun haben?

Habe mich informiert, sie hat das Gedicht als alte Frau an ihren viel jüngeren Liebhaber geschrieben. Jetzt ergeben auch die Immortellen einen Sinn, sie beziehen sich auf die Erzählerin, weil sie alt und verwelkt ist (oder?).

Die lange Nacht symbolisiert sicher auch das Leben der Erzählerin, vielleicht beschreibt sie damit, wie lange sie auf ihren Geliebten gewartet hat.

Und die verstaubten Himmelstruhen könnten ihre etwas eingestaubte Lust sein.

Stimmt das? Big Laugh

Mit der letzten Strophe kann ich leider nach wie vor nichts anfangen

mfg
Ulises



Anmeldungsdatum: 24.04.2007
Beiträge: 92

BeitragVerfasst am: 02. Jun 2008 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

uh huh her hat Folgendes geschrieben:
Das mit den Siebenmeilenstiefeln war mir schon klar, jetzt sehe ich auch noch den Zusammenhang, aber trotzdem redet sie von Siebensternenschuhen. Könnte das nicht trotzdem etwas mit den Plejaden zu tun haben?

Sie spielt einfach mit den Worten und verschiedenen Bildern. Aber die Zahl sieben kommt von den Meilen und nicht von den Plejaden.

Zitat:
Habe mich informiert, sie hat das Gedicht als alte Frau an ihren viel jüngeren Liebhaber geschrieben.

Hast du das in schoolwork gelesen? Big Laugh Mach es mal richtig!

Zitat:
Jetzt ergeben auch die Immortellen einen Sinn, sie beziehen sich auf die Erzählerin, weil sie alt und verwelkt ist (oder?).

Natürlich nicht! LOL Hammer Sind ja auch die Augen des Geliebten.

Zitat:
...vielleicht beschreibt sie damit, wie lange sie auf ihren Geliebten gewartet hat.
Ja, das würde ich auch so sehen. Hat was mit Sehnsucht zu tun.

Zitat:
Und die verstaubten Himmelstruhen könnten ihre etwas eingestaubte Lust sein.
So in etwa, obwohl die Lust bei ihr noch ganz in Ordnung zu sein scheint ... Big Laugh

Zitat:
Mit der letzten Strophe kann ich leider nach wie vor nichts anfangen

Eine andere Bilderwelt: das Tierreich eben. "Rohr" ist nichts anderes als Gras (wie "Schilfrohr").
uh huh her



Anmeldungsdatum: 02.06.2008
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 02. Jun 2008 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, ich habs aus nem Forum, wo ich mich vorher umgesehen habe Big Laugh

Gut, dann sind halt die Augen des Geliebten so schön wie Immortellen...ist es so trivial?

Stimmt das nicht mit dem jüngeren Liebhaber? Hab gesucht, aber weder im Internet noch im Brockhaus noch in dem Buch, wo ich das Gedicht stehen hab, kann man sehen, wann sie es geschrieben hat. Kannst du mir vielleicht einen Tipp geben, in welchem Gedichtband es steht?

Vielen Dank nochmal für deine Hilfe!

mfg
Ulises



Anmeldungsdatum: 24.04.2007
Beiträge: 92

BeitragVerfasst am: 03. Jun 2008 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

uh huh her hat Folgendes geschrieben:
Gut, dann sind halt die Augen des Geliebten so schön wie Immortellen...ist es so trivial?

Das glaube ich nicht. Die Metapher hat wohl schon etwas mit den Trockenblumen zu tun und mit dem Namen.

Zitat:
Stimmt das nicht mit dem jüngeren Liebhaber? Hab gesucht, aber weder im Internet noch im Brockhaus noch in dem Buch, wo ich das Gedicht stehen hab, kann man sehen, wann sie es geschrieben hat. Kannst du mir vielleicht einen Tipp geben, in welchem Gedichtband es steht?


Nein, von "Liebhaber" stand in schoolwork nichts. Er war nicht ihr Liebhaber, sondern ein verheirateter jüdischer Wissenschaftler mit Namen "Ernst Simon". Else Lasker-Schüler hatte schon früher ein Fabel für jüngere Männer. Augenzwinkern


Zitat:
Auch in den dunklen Jahren im Exil schreibt Else Lasker-Schüler Gedichte, sucht und findet Worte der Versöhnung. Versöhnung, die über die Grenzen von Zeit und Raum erhaben ist. Und sie singt, trotz Bitterkeit, Seelenqual und Traurigkeit, trotz Alter, Angst und Einsamkeit – ihre Altersliebe zu dem drei Jahrzehnte jüngeren und verheirateten Wissenschaftler Ernst Simon war rein platonisch - auch am Ende ihres Lebens von der Liebe. Bezaubernd und beschwörend, anmutig und leicht.


Ich liebe dich
Ich liebe dich
Und finde dich
Wenn auch der Tag ganz dunkel wird.
Mein Lebelang
Und immer noch
Bin suchend ich umhergeirrt.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Es öffnen deine Lippen sich...
Die Welt ist taub,
Die Welt ist blind
Und auch die Wolke
Und das Laub -
- Nur wir, der goldene Staub
Aus dem wir zwei bereitet:
- Sind!



http://www.themen-der-zeit.de/content/Else_Lasker-Schueler.255.0.html
jowa
Gast





BeitragVerfasst am: 02. Feb 2011 02:07    Titel: Lasker-Schüler Antworten mit Zitat

"Immortellen" ist möglicherweise ein doppeltes Wortspiel. Einerseits heißt es einfach Trockenblume (die ja sehr romantisch, wenn auch etwas verblasst aussehen können, z. B. getrockene Rosen oder Lavendel) Der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für "un (im/in) sterblich (mortus)" ab, bedeutet also unvergänglich/unsterblich, gleichzeitig wohl auch "aus der Zeit gefallen". Was die letzte Strophe angeht: vielleicht einfach vorstellen. Mit "Rohr" ist wohl das "Schilfrohr" gemeint, in das sich Tiere, die man nie zu Gesicht bekommt, gerne verstecken. "Seltene Tiere" mag sich auf die ungewöhnliche Konstellation einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann beziehen, die eben nur im Schutz des Schilfs für sich sein können, von keinem beobachet, auch von sich selbst nicht. "Selten" bedeutet ja einerseits "nicht häufig", andereseits in einer altertümlicheren Lesart auch "seltsam", beides trifft ja zu. Das ist typisch für ein gutes Gedicht, dass ein und dasselbe Wort viele Bedeutungen anklingen lässt. Deshalb heißt es ja auch "Ge-dicht", von "verdichten". Die Bedeutungen sind aber keinesfalls beliebig, sondern alle in jeder Nuance treffend.
Xabotis



Anmeldungsdatum: 29.12.2010
Beiträge: 848

BeitragVerfasst am: 02. Feb 2011 16:43    Titel: Re: Lasker-Schüler Antworten mit Zitat

Was du hier in deiner tollen sprachgründigkeit erklärt hast, nennt sich Metaphorik, wahrscheinlich kennst du auch dessen griechische Urbedeutung.
Sie wird nicht nur in Gedichten, sondern auch in der Dramaturgie verwandt und ist immer mehrdeutig zu verstehen.

Wink

_________________
There is nothing, neither good nor evil, but human thinking makes it so. (W. Shakespeare)
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