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Hiiiilfe Bitte Wer kann das?!
 
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Fantom



Anmeldungsdatum: 06.05.2005
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 06. Mai 2005 23:01    Titel: Hiiiilfe Bitte Wer kann das?! Antworten mit Zitat

Hilfe
Texterörterung,nach diesem Schema, brauche es bis 10.04.05 muss nicht umsonst sein

A. Einleitung
- Textsorte
- Verfasser
- Titel, Erscheinungsjahr u. –ort
- Thema, evtl. Anlass

B. Hauptteil
1. Strukturierte Textwiedergabe
2. Textbeschreibung ( Form u. Sprache)
3. Texterörterung
- Sachverhalt / Problem
- Auseinandersetzung mit den Thesen, Argumenten, Beispiele u, Schlussfolgerungen, Fehler in der Gedankenführung
- Absicht, Wirkung

C. Schluss / Beurteilung
- Aktualisierung
- Übereinstimmung oder Ablehnung
- Nutzen
Hans Magnus Enzensberger: Das Nullmedium oder Warum alle Klagen über das Fernsehen gegenstandslos sind
Der Begriff des Programms orientiert sich an der Schrift. Das Wort bezeichnet ja ursprüng¬lich nichts anderes als das Vorgeschriebene oder vorher Geschriebene: „eigentlich öffentliche schriftliche Bekanntmachung, öffentli¬cher Anschlag, jetzt (1895) besonders eine An¬kündigungs- oder Einladungsschrift, die von Universitäten und anderen höheren Bildungs¬anstalten erlassen wird. [m öffentlichen Leben spricht man vom Programm einer Partei, einer Zeitung, einer zu bestimmten Zwecken ge¬gründeten Gesellschaft, auch einer Regierung, wenn in mehr oder weniger bindender Gestalt die Grundsätze des beabsichtigten Handelns im voraus verkündet werden. ”Was dagegen die führenden Fernsehveranstal¬ter im voraus verkünden, liest sich so: „Buden¬zauber. Mini-ZiB. Ei elei, Kuck elei. Du schon wieder (8.). Wenn abends die Heide träumt. Almerisch g’sunga und g’schpuit. [...]” Dass man derartige Erscheinungen mit ana¬chronistischen’ Begriffen wie „Medium” oder „Programm” nicht mehr fassen kann, bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung. Neu an den Neuen Medien ist die Tatsache, dass sie auf 25 Programme nicht mehr angewiesen sind. Zu ihrer wahren Bestimmung kommen sie in dem Maß, in dem sie sich dem Zustand des Nullme¬diums nähern. Diese Neigung war, wie sich im Rückblick zeigt, schon den alten Medien nicht fremd. Auch der Buchdruck hat es nicht an Versuchen fehlen lassen, sich der immer lästiger werdenden Inhalte zu entledigen. Die ersten Pionier¬leistungen auf diesem mühevollen Weg wurden im Trivialroman erzielt. Weitere Marksteine haben Boulevard-Presse, „Heftchen¬literatur” und Illustrierte gesetzt. Einen trium¬phalen Rekord, der in der Druckindustrie bis heute unübertroffen blieb, hat, bis an die Traumgrenze des Analphabetentums gehend, die Bild-Zeitung aufgestellt. Den entscheidenden Fortschritt haben jedoch erst die elektronischen Medien gebracht. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass dem Versuch, ein gedrucktes Nullmedium zu schaffen, unüberwindliche Hindernisse im Wege stehen. [..] Das liegt vermutlich daran, dass die Idee der Null-Lektüre selbstwidersprüchlich ist. Der Leser, jeder Leser, hat nämlich den fata¬len Hang, Zusammenhänge herzustellen und noch in der trübsten Buchstabensuppe nach so etwas wie einem Sinn herumzustochern. Von einem jüngeren Medium wie dem Radio durfte man sich da schon weniger, und das heißt in diesem Zusammenhang: mehr ver¬sprechen. Die Emanzipation von der Schrift eröffnete zumindest neue Perspektiven. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass im Rundfunk ziemlich viel vorgelesen wurde. Doch auch dort, wo die freie Rede sich Bahn brach, in Ansprachen und Diskussionen, ja sogar im schieren Gequassel, stifteten die Wörter im¬mer wieder so etwas wie Bedeutungen. Es ist bekanntlich recht schwierig und erfordert Übung und Konzentration, über längere Strecken hinweg absolute Nonsens-Sätze zu produzieren, denen keine wie auch immer ge¬artete Deutung unterlegt werden kann. Es ist die Sprache selbst, die hier so etwas wie ein Minimalprogramm produziert. Um diesen Störfaktor loszuwerden, haben die Neuerer, die seit geraumer Zeit im Rundfunk am Werk sind, die Wortsendungen konsequent reduziert. Ein gewisser Brabbelrest ist jedoch ge¬blieben: zumindest die Namen von Idolen und anderen Markenartikeln müssen, aus ökono¬mischen Gründen, in regelmäßigen Abstän¬den hervorgestoßen werden. Erst die visuellen Techniken, allen voran das Fernsehen, sind in der Lage, die Last der Spra¬che wirklich abzuwerfen und alles, was einst Programm, Bedeutung, „Inhalt” hieß, zu liquidieren. […] Manche Fernsehveteranen, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, leiden auch unter der Vorstellung, es könnte ihnen der Stoff ausgehen. Die fixe Idee, es müsse etwas und nicht vielmehr nichts gesendet werden, verleitet sie zur Kannibalisierung der Alten Medien. Das führt vor allem zur Ausschlachtung eines Mediums, von dem man glauben mochte, es sei dem Fernsehen verwandt, nämlich des Films. Natürlich hat sich bald herausgestellt, dass hier eine Verwechslung vorliegt. Die ästhetische Faszination des Kinos ist auf dem Bildschirm nicht wiederholbar; sie wird durch das lächerliche Format, die Unterbrechung durch Werbespots und das indifferente’, endlose Abspielen zerstört; die Geheimwaffe des Zuschauers, das gefürchtete Zapping, gibt dem Film den Rest. Überhaupt der Zuschauer! Er weiß genau, womit er es zu tun hat. Vor jeder Programm-Illusion ist er gefeit. Die Richtlinien des Gesetzgebers zerplatzen vor seiner Praxis wie Seifenbla¬sen. Weit davon entfernt, sich manipulieren (erziehen, informieren, bilden, aufklären, mahnen) zu lassen, manipuliert er das Me¬dium, um seine Wünsche durchzusetzen. Wer sich ihnen nicht fügt, wird per Tastendruck mit Liebesentzug bestraft, wer sie erfüllt, durch herrliche Quoten belohnt. Der Zuschauer ist sich völlig darüber im Klaren, dass er es nicht mit einem Kommunikationsmittel zu tun hat, sondern mit einem Mittel zur Verweigerung von Kommunikation, und in dieser Überzeu¬gung lässt er sich nicht erschüttern. Gerade das, was ihm vorgeworfen wird, macht in sei¬nen Augen den Charme des Nullmediums aus. So erklärt sich auch eine Eigenschaft des Fern¬sehens, die unter jeder anderen Prämisse rät¬selhaft wäre: seine transkulturelle Reichweite. Ein und dieselbe Serie, ein und derselbe Vi¬deo-Clip, ein und dieselbe Show entfaltet, unabhängig von allen gesellschaftlichen Voraus¬setzungen, die gleiche Anziehungskraft in Lü¬denscheid, Hongkong und Mogadischu. So un¬abhängig von jedem Kontext, so unwidersteh¬lich, so universell kann kein Inhalt sein. In der Nullstellung liegt also nicht die Schwä¬che, sondern die Stärke des Fernsehens. Sie macht seinen Gebrauchswert aus. Man schal¬tet das Gerät ein, um abzuschalten. [. . .] Das Fernsehen wird primär als eine wohl definierte Methode zur genussreichen Gehirn¬wäsche eingesetzt; es dient der individuellen Hygiene, der Selbstmedikation. Das Nullme¬dium ist die einzige universelle und massenhaft verbreitete Form der Psychotherapie. Insofern wäre es absurd, seine gesellschaftliche Not¬wendigkeit in Frage zu stellen. Wer es abschaf¬fen möchte, sollte die Alternativen ins Auge fassen, die zur Verfügung stehen. Hier ist in erster Linie an den Drogenkonsum zu denken, von der Schlaftablette bis zum Koks, vom Al¬kohol bis zum Betablocker, vom Tranquillizer bis zum Heroin. Fernsehen statt Chemie ist sicherlich die elegantere Lösung. Wenn man an die sozialen Kosten und an die so genannten Nebenwirkungen denkt, wird man einräumen müssen, dass der Nutzer des Nullmediums eine weise Wahl getroffen hat- ganz zu schweigen von anderen Lösungsmöglichkeiten wie die Flucht in den Autowahn, die Gewaltkriminali¬tät, die Psychose, den Amoklauf und den Selbstmord. Wem diese Argumentation ex negativo zu düster ist, dem kann geholfen werden. Er braucht seinen Blick nur von den unangenehmen Tatsachen fort in höhere Sphären zu richten und die derzeit wieder einmal so beliebten ältesten Weisheitslehren der Menschheit zu Rate zu ziehen. Wenn nämlich unsere Konzentration ihr Maximum erreicht — das geht aus jedem esoterischen Taschenbuch einwandfrei hervor -, ist sie von Geistesabwesenheit nicht mehr zu unterscheiden, und umgekehrt: die extremste Zerstreuung schlägt in hypnotische Versenkung um. Insofern kommt der Wattebausch vor den Augen der Transzendentalen Meditation recht nahe. So ließe sich auch die quasi-religiöse Verehrung, die das Nullmedium genießt, zwanglos erklären: es stellt die technische Annäherung an das Nirwana dar.
Der Fernseher ist die buddhistische Maschine
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