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Struppi



Anmeldungsdatum: 28.08.2010
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 19:49    Titel: Fabelinterpretation Antworten mit Zitat

Hi, ich hab eine Frage zu Fabelinterpretationen... wir haben um eine Interpretation zu schreiben einige Arbeitsblätter bekommen, auf denen Stand, wie die Interpretation aufgebaut sein muss:

Einleitungssatz, Interpretationshypothese, Textzusammenfassung, Analyse, Interpretation (-> Beweisführung), Schlussbemerkung.
Zu der Analyse sollte man dann folgende Anhaltspunkte beachten:
Aufbau, Erzählweise, Sprache und Stil, Figurencharakterisierung, Lehre.

Daran habe ich mich gehalten, jedoch besteht die eigentliche Interpretation der Fabel nur aus einem Satz. Muss das so? In meinem Fall besteht die ganze INterpretation nämlich eigentlich nur aus Analysis. Mir fällt dazu nichts weiter ein, und um ehrlich zu sein habe ich die Interpretation aus dem Internet, da ich selber nichts zu dem Hintergrund der Fabel (Wolf und Lämmlein) wusste. Ich hoffe irgendjemand kann mir meinem Problem helfen...lg

falls jemand die Zeit dazu hat das zu lesen - Hier ist meine bisherige Interpretation:

Martin Luther – Wolf und Lämmlein

1.1 - Einleitungssatz
In der um etwa 1530 geschriebenen Fabel "Wolf und Lämmlein" von Martin Luther geht es um die Begegnung von einem Wolf und einem Lamm, die sich streiten.

1.2 - Interpretationsthese
Obwohl das Lämmlein seine Unschuld gut begründen konnte, hat es dem Lämmlein am Ende nichts genützt.

2.1 - Textzusammenfassung
Die Fabel erzählt von einer Begegnung von Wolf und Lamm, die beide aus dem gleichen Bach trinken wollen. Als der Wolf dies bemerkt, beginnt er dem Lamm verschiedene Vorwürfe zu machen, die es jedoch widerlegen kann. Am Ende wird das Lamm gefressen und der Erzähler formuliert als Lehre, dass der Stärkere über dem klügeren steht.

2.2 – Analyse
a) Aufbau
Die Fabel beginnt mit der Beschreibung der Situation: Zuerst trinken beide Tiere von dem Wasser im Bach, dann läuft der Wolf hinab zum Lämmlein. Darauf folgt der Dialog zwischen Lämmlein und Wolf im Hauptteil. In dem Dialog beginnt der Wolf einen Streit mit dem Lamm, wobei er ihm verschiedene Vorwürfe macht, die das Lamm jedoch widerlegen kann. Das geschlossene Ende, bei welchem der Wolf das Lämmlein frisst, lässt sich deutlich von dem Hauptteil und der Lehre unterscheiden.
b) Erzählweise
Der Erzähler der Parabel ist ein auktorialer Erzähler, was man daran merkt, dass er die Figuren Charakterisiert: "…das unschuldige Lämmlein" (Z. 12). Die Parabel ist zeitdeckend erzählt.
c) Sprache und Stil
Die Schlüsselwörter der Fabel sind Lämmlein und Wolf, welche menschliche Eigenschaften haben. Das Lamm steht für unterdrückte Menschen, die trotz ihrer Klugheit unter den Stärkeren oder Mächtigeren stehen. Die Mächtigeren nehmen sich durch ihre physische Überlegenheit die Freiheit, selbst zu entscheiden, was Recht und Unrecht ist.
d) Figurencharakterisierung
Das Lamm verdeutlicht seine Überzeugungskraft gegenüber den Anschuldigungen des Wolfs. Allerdings ist das Lamm auch fromm und vielleicht zu gutgläubig, da es dem Wolf ehrliche Antworten gibt, ohne daran zu denken, dass der Wolf sich durch die verbale Überlegenheit nicht davon abbringen lässt, es trotzdem zu fressen. Der Wolf versucht durch seine unüberlegten Anschuldigungen eine Rechtfertigung des späteren Fressens zu erzielen.
e) Lehre
Die ausformulierte Lehre sagt aus dass das schwächere, klügere Lamm nicht verhindern konnte, dass der stärkere, böse Wolf es frisst.

Interpretation

Luthers Fabel handelt von der Ständegesellschaft im 16. Jahrhundert. Die Rechte der politisch Schwächeren wurden zu der Zeit nicht vertreten und sie waren der Willkür der politisch Mächtigeren unterworfen.
TiH



Anmeldungsdatum: 17.06.2010
Beiträge: 58

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 20:22    Titel: Re: Fabelinterpretation Antworten mit Zitat

Struppi hat Folgendes geschrieben:
Hi, ich hab eine Frage zu Fabelinterpretationen... wir haben um eine Interpretation zu schreiben einige Arbeitsblätter bekommen, auf denen Stand, wie die Interpretation aufgebaut sein muss:

Einleitungssatz, Interpretationshypothese, Textzusammenfassung, Analyse, Interpretation (-> Beweisführung), Schlussbemerkung.
Zu der Analyse sollte man dann folgende Anhaltspunkte beachten:
Aufbau, Erzählweise, Sprache und Stil, Figurencharakterisierung, Lehre.

Daran habe ich mich gehalten, jedoch besteht die eigentliche Interpretation der Fabel nur aus einem Satz. Muss das so? In meinem Fall besteht die ganze INterpretation nämlich eigentlich nur aus Analysis. Mir fällt dazu nichts weiter ein, und um ehrlich zu sein habe ich die Interpretation aus dem Internet, da ich selber nichts zu dem Hintergrund der Fabel (Wolf und Lämmlein) wusste. Ich hoffe irgendjemand kann mir meinem Problem helfen...lg


Da verstehe ich deine Arbeitsblätter allerdings auch nicht, es könnte allerdings gemeint sein, dass du bei der Analyse auf die formalen Aspekte eingehst (wie du es getan hast) und in der Interpretation dann aufschließt, was dieses alles zusammen bedeutet:


Zitat:
1.2 - Interpretationsthese
Obwohl das Lämmlein seine Unschuld gut begründen konnte, hat es dem Lämmlein am Ende nichts genützt. [...]

Luthers Fabel handelt von der Ständegesellschaft im 16. Jahrhundert. Die Rechte der politisch Schwächeren wurden zu der Zeit nicht vertreten und sie waren der Willkür der politisch Mächtigeren unterworfen.


Deine Interpretationshypothese stimmt nicht mit deinem Ergebnis überein.
- Eine Hypothese ist eine Vermutung. In diesem Fall DEINE Vermutung, was du denkst, wie man diese Fabel verstehen kann. Die Aufgabe des Hauptteils deiner Arbeit besteht dann darin, den Text systematisch daraufhin zu untersuchen, ob diese Hypothese erfüllt ist oder widerlegt wird (ja, auch das kann passieren).

Abgesehen davon sieht man sofort, dass der Text rvon woanders stammt, da du in deiner Arbeit ansonsten überhaupt keinen Bezug zum historischen Kontext der Fabel nimmst. Dies ist ein sogenanntes Plagiat (geistiger Diebstahl) und tunlichst zu vermeiden.

Also, nochmal von vorn:
- Nimm dir vielleicht einfach mal ein leeres Blatt Papier und dann schreibe auf, was dir alles zu der Fabel einfällt, ohne eine Struktur oder sonstwas hineinzubringen. Nach 10 Minuten nimmst du dir dann deinen Zettel vor, versuchst die aufgeschriebenen Begriffe etwas zu ordnen, nicht Brauchbares rauszustreichen und dann eine Idee zu formulieren, was die Fabel aussagen könnte.
Wenn du nichts über Luther weißt, brauchst du darauf auch keine Rücksicht zu nehmen, genausowenig, wenn du nichts über die Entstehungszeit oder Umstände des Textes weißt. Die Frage ist ja, was sagt dir der Text gerade jetzt ? (Diese Hintergrundinformationen zu liefern ist mit Einschränkungen Aufgabe deiner Lehrperson).

Dann nimmst du die These und beginnst deine Untersuchung. Die Arbeitsblätter geben dir dabei ein paar Hinweise, was du untersuchen solltest, weil es zB. gattungstypisch ist, zum Beispiel enthält eine Fabel eine "Lehre", "Die Moral von der Geschicht'", das ist ja nicht in jedem Text der Fall.
Aber dabei gilt: Untersuche nicht einfach, um des Untersuchens Willen. Wenn du zum Beispiel feststellst:

Zitat:
b) Erzählweise
Der Erzähler der Parabel ist ein auktorialer Erzähler, was man daran merkt, dass er die Figuren Charakterisiert: "…das unschuldige Lämmlein" (Z. 12). Die Parabel ist zeitdeckend erzählt.


Dann mag das zwar richtig sein, aber was bedeutet das? Dies ist Frage deiner Interpretation. Wie wäre es, wenn der Erzähler neutral wäre? Wenn es keine Bedeutung für deine Interpretation hat, dann braucht man es auch nicht zu erwähnen. Warum ist zeitdeckend erzählt ? Kann überhaupt zeitraffend oder -dehnend erzählt werden bei so einem kurzen Text? Im Übrigen schließen sich zeitdeckendes Erzählen und ein auktorialer Erzähler nahezu aus, denn in der Zeit, wo der Erzähler kommentiert, kann ja gerade nichts innerhalb der Geschichte passieren.

Zitat:
a) Aufbau
Die Fabel beginnt mit der Beschreibung der Situation: Zuerst trinken beide Tiere von dem Wasser im Bach, dann läuft der Wolf hinab zum Lämmlein. Darauf folgt der Dialog zwischen Lämmlein und Wolf im Hauptteil. In dem Dialog beginnt der Wolf einen Streit mit dem Lamm, wobei er ihm verschiedene Vorwürfe macht, die das Lamm jedoch widerlegen kann. Das geschlossene Ende, bei welchem der Wolf das Lämmlein frisst, lässt sich deutlich von dem Hauptteil und der Lehre unterscheiden.

Auch hier gilt, welche Bedeutung hat das für die Interpretation?

Die anderen Punkte, die du aufgeführt hast, finde ich ganz gut gelungen. Da sieht man, deine eigene Leistung und es scheint auch ein wenig deine Interpretation durch, die du aber nicht ausarbeitest. Hast du scheu, dass dein Ergebnis nicht zum Unterricht passt ?
Zitat:
[...]
Das Lamm verdeutlicht seine Überzeugungskraft gegenüber den Anschuldigungen des Wolfs. Allerdings ist das Lamm auch fromm und vielleicht zu gutgläubig, da es dem Wolf ehrliche Antworten gibt, ohne daran zu denken, dass der Wolf sich durch die verbale Überlegenheit nicht davon abbringen lässt, es trotzdem zu fressen.


Daraus lese ich, dass du die Fabel so auslegst, dass das Lamm beinahe selbst schuld an seinem Schicksal ist, was verhält es sich auch so naiv und berücksichtigt die Gefahren nicht?

Bei der Analyse von Sprache, Stil und Motiven solltest du dich auch noch etwas "lösen". Also, wofür steht ein Lamm?
zB. für die Unschuld, für was noch? Es ist allgemein flauschig, weich, ungefährlich, etc.

Die Stelle mit der Unschuld ist dir ja auch schon aufgefallen.
Ich würde daraus kein auktoriales Erzählverhalten ableiten, denn in der restlichen Fabel bemerkt man den Erzähler ja gar nicht. Stattdessen würde ich darauf eingehen, dass die "Unschuld" des Lammes hier noch einmal besonders betont wird, obwohl so ein Lamm doch sowieso immer unschuldig ist. ?!

Was vielleicht auch noch interessant ist: Die Vorwürfe, die der Wolf dem Lamm macht... Ist der Wolf dumm? Es ist doch sofort klar, dass gar nicht stimmen kann, was der Wolf sagt, wie das Lamm dann ja auch mit seinen klugen Antworten bestätigt. Warum also fragt der Wolf so?

Ich hoffe, du nimmst dir meine Kritik nicht zu Herzen. Es ist alles nur gut gemeint!

Liebe Grüße.

_________________
* bedeutet "ungrammatisch". Dh., dass ein Satz grammatisch falsch ist.
vs. bedeutet "steht in Opposition zu, die Minimalpaarbildung ist eine gebräuchliche Methode in der Linguistik.
Sprache ist toll, nicht unterkriegen lassen ! :-)
Struppi



Anmeldungsdatum: 28.08.2010
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 22:20    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank, TiH, das hat mir sehr geholfen. Allerdings hab ich jetzt immer noch Probleme mit dem Schlusswort, dieser Antwort auf die Hypothese. Was kann ich dazu schreiben?
Dem Lamm hat es ja am Ende tatsächlich nichts gebracht, dass es seine Unschuld beweisen konnte; dem Wolf ist es zwar klar geworden, dass keiner seiner Vorwürfe realistisch ist, dass das Lamm wirklich unschuldig ist, und er das spätere Fressen nicht rechtgfertigen kann, hat es aber trotzdem getan.
...
lG
TiH



Anmeldungsdatum: 17.06.2010
Beiträge: 58

BeitragVerfasst am: 28. Aug 2010 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Struppi hat Folgendes geschrieben:
Vielen Dank, TiH, das hat mir sehr geholfen. Allerdings hab ich jetzt immer noch Probleme mit dem Schlusswort, dieser Antwort auf die Hypothese. Was kann ich dazu schreiben?
Dem Lamm hat es ja am Ende tatsächlich nichts gebracht, dass es seine Unschuld beweisen konnte; dem Wolf ist es zwar klar geworden, dass keiner seiner Vorwürfe realistisch ist, dass das Lamm wirklich unschuldig ist, und er das spätere Fressen nicht rechtgfertigen kann, hat es aber trotzdem getan.
...
lG


Fragen über Fragen!

Also zunächst einmal gibt es für einen "gelungenen" Schluss mehrere Möglichkeiten:
a) Man fasst die vorher gewonnen Ergebnisse nochmal kurz und bündig zusammen. (Zusammenfassung)
b) Man nimmt selbst Stellung dazu, was denkst du über den Wolf (oder das wofür er stehen könnte?) und das Lamm ? Wie würdest du das Verhalten der Tiere bewerten ? (kritische Stellungnahme zum Text)
c) Was wäre noch interessant, in der Zukunft zu untersuchen ? (Ausblick)

In jedem Fall sollte am Schluss aber beantwortet werden, ob sich die Interpretationshypothese bestätigt hat (Konntest du deine Vermutung am Text belegen?) oder ob sie widerlegt wurde (Wie gesagt, das ist auch möglich.).

Ich empfehle dir fürs Erste, deine Ergebnisse kurz zusammenzufassen und dann vielleicht noch ein- zwei Sätze darüber zu schreiben, ob du dich eher mit dem Schaf oder eher mit dem Wolf identifizieren kannst. Wichtig ist, dass der Schluss "rund" wird, also dass man wirklich das Gefühl hat, dein Text ist hier zuende und es ist alles wichtige gesagt.

Und keine Sorge, Übung macht den Meister.

Kannst es auch gerne nochmal reinstellen, dann schau ichs mir mal an.

P.S.: Ich glaube ja, dass der Wolf ne fiese Socke ist und das Lamm solange aufhalten will, bis es gar nicht mehr merkt, dass er Hunger hat. Big Laugh

_________________
* bedeutet "ungrammatisch". Dh., dass ein Satz grammatisch falsch ist.
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Struppi



Anmeldungsdatum: 28.08.2010
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 30. Aug 2010 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

noch mal ganz vielen lieben dank, habe die interpretation jetzt fertig gemacht und hoffe das passt so.
Dankedankedanke! (;
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