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Vergleichsgedicht "An die Nachgeborenen"
 
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Sasu
Gast





BeitragVerfasst am: 22. Feb 2011 17:16    Titel: Vergleichsgedicht "An die Nachgeborenen" Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo,
ich suche ein Vergleichsgedicht zum Gedicht "An die Nachgebornenen" von Brecht. Es sollte aus der Zeit der Romantik sein. Fällt da jemand eventuell eins ein?

Danke & Grüße

Meine Ideen:
Ich habe schon an Heine gedacht, aber bis jetzt noch kein passendes gefunden.
Gast11022013
Gast





BeitragVerfasst am: 22. Feb 2011 18:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, Sasu!

Heine ist eine ausgezeichnete Wahl!

Ich würde Dir gerne zwei Möglichkeiten vorschlagen:

1. aus "Deutschland - Ein Wintermärchen": "Caput I"
2. "Die schlesischen Weber"

zu 1.

Brecht beschreibt ja die beklagenswerte Situation, in der sich die Menschheit befindet (etwas vereinfacht gesagt) und etwas Ähnliches findet sich zum Beispiel in "Deutschland - Ein Wintermärchen", beispielsweise "Caput I". Dort wirkt alles zwar im Ganzen vielleicht hoffnungsvoller und zukünftiger, aber der Grundtenor (nämlich der Wunsch nach besseren Zeiten und das Verzweifeln über die schlimmen geistigen und materiellen Zustände) ist vergleichbar:

Dort heißt es etwa:

"Ein schöneres, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

[Brecht dichtet ja auch ein besseres und schöneres Lied, indem er die Misstände anprangert und ahnen lässt, was alles so dringend verbesserungswürdig ist. Bei Heine wird das natürlich an dieser Stelle direkter ausgesprochen.]

Wir wollen auf Erden glücklich sein
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

[...]

Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen!

Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.

[...]


Hier der Link zum ganzen Werk:
http://www.hagalil.com/buch/heine/winter-1.htm


zu 2.

Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne,
sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt,
Wir weben, wir weben!

[...]

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh knickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt,
Wir weben, wir weben!


Hier kannst Du das ganze Gedicht einsehen:
http://www.literaturwelt.com/werke/heine/weber.html




Diese beiden Gedichte könnten Dir nützlich sein, denke ich.

Viel Erfolg!
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