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Gast






BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 17:28    Titel: sprachgitter Antworten mit Zitat

hallo ihr lieben Wink

ich schreibe demnächst eine wichtige lk klausur.
und mein lehrer hat gesagt, dass wir über paul celan schreiben werden.und ich habe in den richtlinien fürs abitur 2005/06 gesehen, dass verpflichend von ihm "sprachgitter" behandelt werden muss.
nun meine frage:könnt ihr mir sowohl inhalt als auch sprachliche mittel usw, was allles zu einer guten deutsch-leistungskurs-klausur dazugehört, bitte nennen?
hier einmal das gedicht abgedruckt:
(danke schon mal im vorraus) smile

Sprachgitter
Augenrund zwischen den Stäben.

Flimmertier Lid

rudert nach oben,

gibt einen Blick frei.



Iris, Schwimmerin, traumlos und trüb:

der Himmel, herzgrau, muss nah sein.



Schräg, in der eisernen Tülle,
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 18:07    Titel: Celan: Sprachgitter Antworten mit Zitat

Zuerst musst du das vollständige Gedicht dir vornehmen:

Paul Celan: Sprachgitter

Augenrund zwischen den Stäben.

Flimmertier Lid
rudert nach oben,
gibt einen Blick frei.

Iris, Schwimmerin, traumlos und trüb:
der Himmel, herzgrau, muss nah sein.

Schräg, in der eisernen Tülle,
der blakende Span.
Am Lichtsinn
errätst du die Seele.

(Wär ich wie du. Wärst du wie ich.
Standen wir nicht
unter einem Passat?
Wir sind Fremde.)

Die Fliesen. Darauf,
dicht beieinander, die beiden
herzgrauen Lachen:
zwei
Mundvoll Schweigen.
*
(Aus: P.C.: Sprachgitter. 1959)
*
Das Gedicht bedarf einiger Erläuterungen und Worterklärungen, die ich dir noch schicken kann. (Aus: der "Kommentierten Gesamtausgabe" von Barbara Wiedemann. 2003.)

*
Aber: zur Vorbreitung auf die Celansche Sprache, speziell Metaphorik, hilft dir diese Seite im WWW.:

http://www.celan-projekt.de/materialien-killy.html
*

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.
Gast






BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 19:11    Titel: Antworten mit Zitat

danke, ich hatte wohl zu wenig von dem gedicht kopiert im internet Tanzen

aber das ist ja nur eine biographie von ihm.ich bräuchte eigentlich eine analyse zu dem gedicht Hilfe
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 05. Dez 2005 01:14    Titel: Antworten mit Zitat

Paul Celan.

*schwärm*...

Nächtelang...

Aber interpretieren hab ich den gottseidank nie müssen. Interpretieren sollte man so Stümper wie die Droste von Hülshoff aber nicht Celan.

MMn ist er uninterpretierbar - und zumindest ist es nicht wichtig ihn richtig zu interpretieren.
Paul Celan arbeitet sehr viel mit Bildern und vor allem mit Neologismen, Paradoxen und einfach Unadäquatem.

Ich persönlich fände es furchtbar, ihn in der Schule interpretieren zu müssen - ihr müsstet schon einen irrsinnig guten Deutschlehrer haben, damit das was bringen würde.

Unter uns, Celan zu interpretieren ist keineswegs einfach. Es fängt schon mit der Überschrift an. "Sprachgitter" ist auch die Überschrift für einen kompletten Gedichtband, den ich mein Eigen nenne und der immer neben meinem Bett liegt Augenzwinkern...

Celan hatte ein sehr intensives Verhältnis zur Sprache insgesamt und hat sich auch sehr mit der deutschen Sprache auseinandergesetzt - seiner Muttersprache - gleichzeitig die Sprache derjenigen, die seine Eltern umgebracht haben. Für ihn war es schwer, sie überhaupt wieder - und erst recht für Poesie - zu benutzen. Andere jüdische Dicher, wie Adorno, sprachen nach dem zweiten Weltkrieg von der Unmöglichkeit nach derartigen Ereignissen überhaupt jemals wieder Gedichte - und gar auf deutsch - zu schreiben. Muttersprache - Mördersprache.

Insofern kann der Neologismus "Sprachgitter" auch als eine Art Sprachbarriere angesehen werden. Das Gedicht selbst erzeugt ja auch eine sehr dumpfe und gleichzeitig kristallklare Atmosphäre. Es wirkt sehr dunkel und kalt. Ich finde, sogar leidend.
Zur Vorbereitung auf Deine Klausur wäre es nicht schlecht, wenn Du Dir den Gedichtband mal irgendwoher beschaffen und lesen würdest... überhaupt sollte man den mal gelesen haben...

Sekundärliteratur zu Celan ist problematisch - ich hab's schon ein paar Mal versucht und bin leider zu häufig auf Dummschwätzer gestoßen.

Ich würde mir ehrlich gesagt nicht anmaßen, das Gedicht komplett vorzuinterpretieren - Celangedichte sind irgendwie so zerbrechlich und man tappt ganz schnell irgendwo rein, wo man nicht sollte.
"Augenrund zwischen den Stäben." Das Fenster zur Seele zwischen Gitterstäben der Sprache?... Dei Begegnung mit jemand fremdem? Eisiges, steinkaltes, fliesenkaltes Lachen... Ein klares Paradox - die Erstarrtheit des Frohen zu Stein.

Tut mir leid - nachts um eins und vertrippte 70er Musik im Hintergrund ist nicht der richtige Kontext um Verständliches zu schreiben.
Ich hoffe, Du blickst trotzdem noch einigermaßen durch Augenzwinkern

Was mir jedoch immer geholfen hat, ihn *für mich* zu verstehen, war, mir das beschriebene wirklich bildlich vorzustellen - und erst danach in den tieferen Sinn zu gehen.
Naja - Hals und Beinbruch für die Klausur!

... Grüße, abraxas

PS... ich hab's im Netz gefunden. Komplette Bibliographie Celans. Hier der Eintrag für "Sprachgitter". Viel Spaß beim Lesen (keine Ahnung ob man das Zeug da so veröffentlichen darf... distanziere mich also von den Inhalten!)
http://www.geocities.com/Athens/Chariot/3474/sprachgi/inhalt.htm

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.


Zuletzt bearbeitet von abraxas am 05. Dez 2005 23:21, insgesamt einmal bearbeitet
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 05. Dez 2005 10:23    Titel: Antworten mit Zitat

Die ausführlichste, aber auch zickenreichste Interpretation ist von Gerhard Kaiser; absolut nicht zu empfehlen für fleißig, froh lebende Schüler; der Meister muss erst alle andern Interpreten niedermachen, um bei Benn zu "landen".
Sein Text: G.K.: Augenblicke deutsche Lyrik. it 978. 1987. S. 373-391.
*
Man kann auch aus dem Philologen-Text nix Wichtiges oder Hilfreiches kürzen, um es hier einzustellen.
Tut mir leid!
Diesen Celan-Text kann man nicht mehr- oder eindeutig interpretieren. Man darf ihn als opto-psychologische Gebets- oder Kommunikations-Verhinderungsmystik (samt weinendem Flimmertier) ein Leben lang -neben sich - unvollendet scheitern lassen.

*
Wenn's noch hilft:
So schreibt ein verstehend mitleidiger Zeitgenosse:

„Es dichtet in Ihm. Sein "Sprachgitter" beschliesst Paul Celan mit "zwei Mundvoll Schweigen". "Am Lichtsinn errätst du die Seele", sagt er darin und ergänzt: "Wär ich wie du. Wärst du wie ich. Standen wir nicht unter einem Passat? Wir sind Fremde."

Celan hat aufgehört: keine Erklärung der Dinge, kein Zuwortkommen des Bildes in menschlichen Vorstellungen würde ihm gerecht.

Die Segmente sauberer logischer Klärung gleichen den vielen Gliedern der nackten listigen Schlange. Das Eindeutige ist fad wie der Tod, es ist die Todsünde einer meisterhaften Leistung, wohl kaum prägnanter geschehen, als in der deutschgeschichtlichen Rezeption des aristotelischen Weltbildes. "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" kommt ihm, dem jüdischer Wurzeln entstammenden Celan immer wieder über die Lippen, denen das frühgelernte Hebräisch intime Vatersprache ist, die er in seine deutsche Muttersprachlichkeit eindichtet.

Sein Dichten schöpft aus dieser Beziehung. Im Zwischen, im Nichts fruchtet die Begegnung dieser beiden Sprachen. Deutsche Tradition: Eine horizontale Schlange. Hebräisches Beten: Die aufgerichtete, vertikale Schlange. Das Spiel mit den Schlangen kann beginnen, wenn dieses Kreuz-Tor der Begegnung sich öffnet. (…)“

Weiter unter:
http://www.w-studio.ch/paulcela.html

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