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Die Schachnovelle
 
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vito



Anmeldungsdatum: 12.05.2008
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 12. Mai 2008 20:42    Titel: Die Schachnovelle Antworten mit Zitat

Hallo

Ich wollte kurz eure Meinungen einholen bzgl. eines Textes den Ich geschrieben habe. Es ist ein Vortrag, deshalb nicht auf die katastrophale Rechtschreibung achten. Passt die Eröterung mit der Problemstellung überein?

Zitat:

Problemstellung: Die spezifischen Unterschiede zwischen DR. B und Czentovic aufzeigen, diese auf die damalige Zeit projizieren und Parallelen zu Heute ziehen und persönlich bewerten.

Die Schachnovelle ist das letzte Buch von Stefan Zweig, das er kurz vor seinem Selbstmord fertiggestellt hatte. Obwohl der Titel auf ein Sach- oder Fachbuch vermuten lässt, ist das eigentliche Schachspiel darin nur Mittel zum Zweck und wird recht dilettantisch beleuchtet. Ich möchte ihnen nun die spezifischen Unterschieden zwischen DR. B und Czentovic aufzeigen, diese auf die damalige Zeit projizieren, Parallelen zu Heute ziehen und diese persönlich bewerten.

Obwohl das Buch nicht aus einer auktoralen Perspektive geschrieben wurde, sondern in der Ich-Form, ist der Erzähler doch nicht die Hauptperson. Der Protagonist ist Dr. B, sein Antagonist der amtierende Schachweltmeister Czentovic.

Zuerst etwas kurz zu den einzelnen Figuren.
Mirko Czentovic ist ein Ungarischer Jüngling im Alter von 21 Jahren und ist trotz seines jungen Alter und seines eingeschränkten Intellekts bereits Schachweltmeister. Eine kurze Textstelle (s.9), schon im frühen Alter konnte man sein Unvermögen an Mentalen Fähigkeiten ausmachen. Durch das Schachspiel kam er nur per Zufall und wurde seitan gefördert. Schach ist alles was er kann, aber obwohl er ein Schachweltmeister ist, kann er kein einziges Schachspiel Blind spielen (das heisst, dass er es nicht vor seinem geistigen Auge kann). Er ist auf seinem Fachgebiet unschlagbar, aber sonst kann er nichts. Schach spielt er nicht aus Freude, sondern lediglich des Geldens willen und um seine Macht zu demonstrieren.

Dr. B ist das genaue Gegenteil von Czentovic. Er ist intellektuel, kultiviert und gut Bürgerlich aufgewachsen, ist mit der Königsfamilie verwandt und regelte adelige Vermögensverwaltungen. Deshalb nahmen in die Nazis auch in Isolationshaft und versuchten ihn in endlosen Verhören seinen Willen zu brechen. Das einzige was er seiner Gefangenschaft hatte, war ein leeres Zimmer, nichts zu schreiben, nichts zu lesen. Eines Tages konnte er einem Soldaten ungesehen ein Schachbuch entwenden. Da es seine einzige Beschäftigung war, die er während seiner Gefangenschaft tun konnte, spielte er die Schachpartien im Buch nach. Nach und Nach konnte er alle im Buch aufgezeigten Situationen auswendig, und spielte schlussendlich gegen sich selbst. Dazu spaltet er seine Persönlichkeit in Schwarz und Weiss und vervällt am Ende dem Wahnsinn. Dieser Tritt dann auch auf, als er gegen Czentovic Schach spielt.

Nachdem ich das Buch gelesen habe, habe ich mir zuerst Gedanken gemacht, wie ich es denn nun interpretieren könnte. Ich habe das Verhalten und die Erlebnisse der beiden Protagonisten auf Gefühle abstraiert und kam schlussendlich zum Schluss, dass Czentovic eine einseitige Art List besass, Dr. B die Kontinentalbegabung, die aber gegen Czentovic in dessen Bereich nutzlos war. Als ich dann im Internet nach Interpretationsansätzen recherchierte, wurde das Buch oftmals auch auf Ideologien abstraiert und zwar, das Czentovic den Faschismus räpräsentiert und Dr. B. das zum Untergang verurteilte Bilgerbürgertum. Dieser Ansatz hat mir gefallen und hat mich auch überzeugt, dass Zweig durchaus auf das raus wollte. Schliesslich nahm er sich wegen dem Natzionalsozialismus das Leben. Während Czentovic dumm und klein an Geist ist, ist er auf seinem Gebiet doch ein Spezialist. Dr. B. hingegen ist ihm beinahe überall überlegen, dennoch kann er sich nicht durchsetzten. Czentovic erkennt das Dr. B. eigentlich der bessere Schachspieler ist, erkennte jedoch als Schwäche von ihm, dass er ihn psychisch in den Wahnsinn treiben kann, wenn er seinen Zug erst nach 10 Minuten ausführt. Dr. B. ist dabei ein niemand, Czentovic ist in aller Munde und ist hoch angesehen. Czentovic der den Faschismus verköpert, unterdrückt die Intelligenz mit Gewalt, Dr. B. kann sich mit Intelligenz und Vernunft nicht gegen rohe Gewalt verteidigen. Er unterliegt in der finalen Partie Czentovic, Zweig hat damit vor dem Sieg des Faschismus warnen wollen. Das ganze Buch ist sehr symbolisch zu handhaben, schon nur diese Spielwahl, die den Unterschied zwischen Schwarz und Weiss, zwischen Gut und Böse kaum besser verdeutlichen könnte. Der Mensch ist ein emotionelles Wesen, das sehr schnell von Populismus verblendet werden kann und die Vernuft aussen vor lässt. Dr. B. wird nicht wegen seines Verstandes besiegt, sondern durch seine Schwäche, die der Stärkere, der aber mental benachteiligt ist, gnadenlos ausnützt. Das ist auch heute noch so, wenn man sieht wie manche Politische Parteien ihre Wähler gewinnen. Die Isolationshaft ist auch ein zentraler Bestandteil des Buches, und wird noch heute von vielen Staaten angewendet. Auch heute werden psychische und physische Folterungen (Beispiel Guantananome) einfach so hingenommen und die Genfer Konvention übergangen. Die Stärke einer verblendeten Ideologie ist also genau so Kernausage wie die unhumanen Methoden die zwangsläufig daraus folgen. Und die Idee des Faschismus wird immer eine Chance haben, z.b. der aktuell in den Kinos laufende Film die Welle zeigt das. Ich bin der Meinung, dass Zweig uns damit darauf aufmerksam wollte, wie schnell man sich von Dummheit verlbenden lassen kann und dass Gewalt und Populismus effektiver ist, als gesunder Verstand. Schlussendlich gewinnt nicht der Verstand sondern die Stärke.
hemue



Anmeldungsdatum: 15.05.2008
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 15. Mai 2008 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

Wow
Wahnsinnsthema, ich habe Zweig gelesen, ist allerdings eine Weile her und ich spreche aus dem Gedächtnis.
Ich weiss nicht, ob Du das Thema nicht zu sehr interpretierst. Vielleicht habe ich die "Schachnovelle" aber einfach nur gelesen. Ich erinnere mich nicht an die Macht nach Geld des Einzelhäftlings, eher eine Macht des Wissens und anschliessend an eine betroffen machende Hilflosigkeit, alsbald "die Regeln" vom Gegenpart verlassen wurden. Alles in allem ein Sonderfall und zugleich Synonym für Entfremdung in Isolationshaft? Weiss ich nicht! Wahrscheinlich hast Du Deinen Vortrag schon gehalten, wenn nicht, kann ich Dich an einen echten Schachfreak und Historiker weiterleiten...
Grüsse H.

_________________
Tanzen
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