RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
Hofmannsthal und Stramm: Vorfrühling <- Strukturanalyse
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Textanalysen und Interpretationen
Autor Nachricht
Yoshi
Gast





BeitragVerfasst am: 30. Aug 2005 22:23    Titel: Hofmannsthal und Stramm: Vorfrühling <- Strukturanalyse Antworten mit Zitat

Die beiden haben so ende des 19 Jhds. bzw Anfang des 20 Jhds. ein Gedicht geschrieben, mit dem Namen "Vorfrühling.

Hofmannsthal:

Es läuft der Frühlingswind (a)
durch kahle Alleen, (b)
seltsame Dinge sind (a)
in seinem Wehn. (b)

Er hat sich gewiegt, (c)
wo Weinen war, (d)
und hat sich geschmiegt (c)
in zerrüttetes Haar. (d)

Er schüttelte nieder (e)
Akazienblüten (f)
und kühlte die Glieder, (e)
die atmend glühten. (f)

Lippen im Lachen (g)
hat er berührt, (h)
die weichen und wachen (g)
Fluren durchspürt. (h)

Er glitt durch die Flöte (i)
als schluchzender Schrei, (j)
an dämmernder Röte (i)
flog er vorbei. (j)

Er flog mit Schweigen (k)
durch flüsternde Zimmer (l)
und löschte im Neigen (k)
der Ampel Schimmer. (l)

Es läuft der Frühlingswind (a)
durch kahle Alleen, (b)
seltsame Dinge sind (a)
in seinem Wehn. (b)

Durch die glatten (m)
kahlen Alleen (b)
treibt sein Wehn (b)
blasse Schatten (m)

und den Duft, (n)
den er gebracht, (o)
von wo er gekommen (n)
seit gestern nacht. (o)

Vorfrühling - August Tramm

Pralle Wolken jagen sich in Pfützen
Aus frischen Leibesbrüchen schreien Halme Ströme
Die Schatten stehn erschöpft.
Auf kreischt die Luft
Im Kreisen, weht und heult und wälzt sich
Und Risse schlitzen jählings sich
Und narben
Am grauen Leib.
Das Schweigen tappet schwer herab
Und lastet!
Da rollt das Licht sich auf
Jäh gelb und springt
Und Flecken spritzen –
Verbleicht
Und
Pralle Wolken tummeln sich in Pfützen

Da gibts jednefalsl kein Reimscheme, soviel ist mir klar. Bei "Vorfrühling" von Hofmannsthal hab ich mir mein erdachte Reimschema mal eingetragen. Hoffe es stimmt so. Und nun hoffe ich auf eure HIlfe... Ich brauch ne Strukturanalyse meinte mein Lehrer (bin 12. Kl. LK Deutsch Augenzwinkern ). Das Problem ist ich hab zwra die ganzen Fachbegriffe von wegen Anaphern, Epiphern, metaphern etc etc, kannd as darauf aber irgendwie nich anwenden.. ich bekomm es nicht gebacken. wir sollen ingesamt eine Seite voll gecshrieben haben mit der strukturanalyse beider gedichte... ich brauche jetzt also das reimschema, die stilmittel (alliterationen bekomm ich noch hin Augenzwinkern ) und dann sowas wie kreuzreim und schlag mich tod. er hat ja leider nicht genau gesgat was wir alles raussuchen sollten. meinte eine strukturanalyse der gedichte OHNE inhalt, sondenr nur die form. hab auch schon im netz geguckt wie blöde, aber man findet nix dazu... und bezahlen dafür kann bzw will ich nicht... also hoffe ich, dass ich hier hilfe finde.

cu Yoshi !
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2005 04:53    Titel: Antworten mit Zitat

na, selbermachen ist trumpf
aber nichts zu antworten wär stumpf
vom mir
deshalb helf ich dir...
aber nur ein bisschen!

siehst du, das letzte war ein so genannter waise, ein vers ohne entsprechenden (reimenden!) partner innerhalb eines gedichtes.

eine grobe strukturanalyse beinhaltet vor allem zuerst: analyse des aufbaus!
wie viele strophen zu wievielen zeilen? abweichungen (in der strophen- oder verslänge oder in der anzahl derselben)

ausserdem metrik: (jamus, trochäus, anapest, daktylus - in loser reihenfolge Augenzwinkern) mach dich darüber zum beispiel bei wikipedia.de schlau!
hat das überhaupt ne metrik?

des weiteren: WICHTIG!
wiederholungen und motive!
werden worte einer bestimmten wortgruppe auffällig oft verwendet?
werden ganze worte oft verwendet oder sätze/abschnitte gar wiederholt? (ist hier der fall!)
motive können dann auch, wenn man die analyse der struktur weit fasst auch auf semantische gruppen ausgeweitet werden, also auf die bedeutungen einzelner worte hin: gibt es mehrere worte, die sich in irgend einen bereich (natur, technik, mensch, gefühle, farben, lokalitäten) einordnenen lassen? (auch das solltest du hier nicht übersehen!)

ebenfalls sehr wichtig (vor allem in der zwölften und dreizehnten!): Enjambements. falls du nicht weisst, was das ist: suchfunktion des forums oder wikipedia.de! (oben in meinen ersten fünf zeilen ist eines zu finden!)

versuche unbedingt (undbeidngt!) das gedicht SEHR SEHR aufmerksam zu lesen und vor allem: leier es nicht runter!
wenn man ein gedicht liest, muss man die metrik beachten! wenn es augenscheinlich keine gibt (gedicht nr2), dann sollte man trotzdem rhytmisch lesen. lies es dir (halb)laut vor und versuch richtig zu betonen und ein bild dessen, was im gedicht passiert in deinem kopf aufzubauen! ich mach das dann immer so, dass ich währenndessen noch den takt durch fußwippen halte (macht die leute in der klassenarbeit dann sicher verrückt! Augenzwinkern)
es wird dir jetzt sicher noch nicht gelingen, alles zu finden - aber lass dich nicht einschüchtern, das ganze ist übungssache! je mehr gedichte du liest und versuchst zu verstehen, desto flüssiger läuft die ganze sache, das ist wie im sport!

wenn ihr 12te klasse lk seid, nehm ich an, euer lehrer will euch auf gedichtvergleiche vorbereiten. kein schlechter ansatz!

was du aber (anscheinend) verlangst, ne fertige strukturanalyse, können wir dir nicht geben!... erstens würde das zu lang dauern (uh, da fällt mir ein, ich sollte ins bett!) und zweitens würde dir das wirklich nicht helfen. wenn du die fachbegriffe nicht anwenden kannst, dann liegt das womöglich daran, dass du das noch nicht geübt hast!
ich geb dir aber nen heißen tipp:
üb es! und zwar langsam und konsequent!
um die rhetorischen stilmittel zu finden, such dir erstmal ne liste der relevanten stilmittel heraus (suchfunktion des forums und wikipedia.de - wie so oft... Augenzwinkern) und dann geh das ganze EINZELN durch!
erstmal schaust du nach aliterationen. (kann auch auf worte angewendet werden, die nicht unbedingt direkt nebeinander stehen!)
dann suchst zum beispiel nach metaphern. (mach dich vorher nochmal GANZ GENAU über die einzelnen sachen schlau und versuch das auch zu begreifen!)
und dann vielleicht nach chiasmen...!
es kann sein, dass du die gedichte dann ungefähr 15 mal gelesen haben wirst! aber so ist das halt am anfang!
mit steigender übung musst du dich nicht mehr streng an deises konzept halten und kannst dann vielleicht beim dritten oder vierten mal durchlesen schon fast alles finden...!

ach ja, ehe ichs vergesse:
IMMER: autoren, entstehungsjahr, epocheneingliederung (und evtl. genre).

ich hoffe, das hat dir geholfen.
falls du noch fragen hast:
zier dich nicht!
falls dus nicht gleich schaffst:
verzweifel nicht.

aller anfang ist schwer
und es ist noch kein meister vom himmel gefallen.
deshalb musst du halt üben!

grüße abraxas

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Yoshi
Gast





BeitragVerfasst am: 31. Aug 2005 07:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ja das ist ja schonmal ein Ansatz. Aber ist das Reimschema, so wie ich es am 1. gedicht eingetragen habe korrekt ? Ich werde mich dann heute mal in meinen 2 Freistunden hinsetzen und das mal versuchen genau zu machen. Ne Übersicht hab ich mir mal besorgt von allen Stilmitteln und ich hoffe ich bekomme das so hin. Werde dann nachher mal posten, wie es mir ergangen ist. Aber nochmal danke. smile

cu Yoshi !

PS. Ich hab nicht erwartet, dass ihr hier meine HAs macht, sondern hatte eher auf n Beispiel für bestimmte sachen gehofft. Und die hast du mir ja schonmal gegeben, zumindest schonmal ein paar denkanstöße. Augenzwinkern
Soleil



Anmeldungsdatum: 09.02.2005
Beiträge: 22
Wohnort: Aachen

BeitragVerfasst am: 31. Aug 2005 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

"und den Duft, (n)
den er gebracht, (o)
von wo er gekommen (n)
seit gestern nacht. (o)"

So, ich hab mal kurz das Reimschema überflogen. "Duft" reimt sich ja nicht auf "gekommen", daher ist das hier falsch.
Ansonsten müsste es richtig sein. Eine Analyse der Form kannst du, was das Reimschema betrifft, also schon vornehmen. Klar ist: wenn ein Gedicht ein regelmäßiges Reimschema hat, und dann eine Unregelmäßigkeit vorkommt, wird die Zeile hervorgehoben. Das kannste ja schonmal feststellen und die Fachbegriffe nennen. Wenn du noch Hilfe brauchst, dann stell konkrete Fragen, dann hilft man dir gerne smile.
LG und Gutes Gelingen smile
Soleil
Yoshi
Gast





BeitragVerfasst am: 31. Aug 2005 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

sorry, hatte das nur so überflogen... ist mir vorhin auch aufgefallen. korrigiert ist es und so das wichtigste hab ich jetz raus und zusmamen geschrieben.. mal gucken was mein deutschlehrer sagt... aber danke für die hilfe.. n paar tipps konnte ich gut umsetzen smile

cu Yoshi !
abraxas
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 19.07.2004
Beiträge: 870

BeitragVerfasst am: 03. Sep 2005 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
PS. Ich hab nicht erwartet, dass ihr hier meine HAs macht, sondern hatte eher auf n Beispiel für bestimmte sachen gehofft. Und die hast du mir ja schonmal gegeben, zumindest schonmal ein paar denkanstöße.


hehe, sorry, aber wir sind hier schon ein bisschen sensibilisiert was das angeht... da kommen öfters mal so sachen wie:
"gedicht I, gedicht II, bitte vergleicht mal..."
auch mit zauberwort geht da gar nix.

na also, dann bin ich froh, dass es dir ein bisschen geholfen hat. nicht verzweifeln, du stehst erst am anfang der oberstufe - da ist noch ne menge zeit bis zum abi!

wir stehn natürlich bereit für etwaige fragen.
grüße, abraxas

_________________
Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin.
Lefork



Anmeldungsdatum: 14.01.2007
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 14. Jan 2007 16:59    Titel: Interprtation "Vorfrühling" von Hofmannsthal und v Antworten mit Zitat

Huhu!!
Also ich weiß das Thema hier ist schon alt... aber ich musste auch nen Gedichtsvergleich zu Stramm und von Hofmannsthal schreiben und da es keine Interpretationen im Internet gab, will ich anderen zumindest ein paar Ideen zur Interpretation liefern. Daher nun meine Interpretion zu den beiden Gedichten.. ich übernehme keine Garantie auf Richtigkeit, aber was ist bei Interpretation schon richtig und was falsch, also wenn euch meine Interpretation schlüssig vorkommt, könnt ihr gerne Elemente übernehmen und euch inspirieren lassen.


Gedichtsvergleich – „Vorfrühling“ von Hugo von Hofmannsthal (1892) u.
„Vorfrühling“ von August Stramm (1914)

"Vorfrühling" von Hofmannsthal:

In dem Gedicht „Vorfrühling“, das im Jahr 1892 von Hugo von Hofmannsthal verfasst worden ist, werden die Veränderungen die der Frühling bringt thematisiert.

Das Gedicht besteht aus 9 Strophen, die je 4 Verse umfassen. Es weist kein stringentes Metrum auf, dennoch zeichnet sich das Gedicht bedingt durch den Kreuzreim, der in allen Strophen (mit der Ausnahme der 9. Strophe) zu finden ist, als relativ ruhig und gleich klingend aus.
In dem ersten Vers wird bereits der Akteur des Gedichts genannt, der „Frühlingswind“; dieser wird durch die Endstellung des Wortes besonders betont. Die Ausgangsituation wird durch die Bezeichnung „ kahle Allen“ (Vers 2) beschrieben, die Natur ist in einem noch unverändertem Zustand im Vergleich zum Winter.
Die „seltsamen Dinge“ (Vers 3), die der Frühlingswind mit sich führt und die in der 1. Strophe angesprochen werden, werden in den folgenden Strophen expliziter ausgeführt. Dabei ist die Wahl des Tempus sehr interessant, denn die Taten des Frühlingswindes werden im Perfekt und im Präteritum geschildert, dass heißt, die Taten sind bereits getätigt worden.
Bei der Darstellung der Geschehnisse mit dem Frühlingswind werden Naturbilder (zum Beispiel Vers 10 „Akazienblüten“; Vers 19 „dämmender Röte“) und den menschenbetreffende Bilder (zum Beispiel Vers 13 „Lippen“; Vers 22 „Zimmer“) verwendet.
In der 2. Strophe wird dargelegt welchen Zustand der Frühlingswind bei den Menschen vorgefunden hat. Der Frühlingswind, der nur noch mit dem Personalpronomen „er“ (zum Beispiel V 5 oder auch Vers 9) gekennzeichnet wird, ist auf traurige, weinende und zerrüttete Menschen gestoßen. Hierbei ist das „zerrüttete Haar“ (Vers 8) als ein pars pro toto zu verstehen. Die Signifikanz der 2. Strophe wird anhand der Lautmalerei (Vers 5-6: „Er hat sich gewiegt / Wo Weinen war“, die den Wind nachahmt, und durch die Alliteration verstärkt wird zum Ausdruck gebracht. Der Frühlingswind ist jedoch nicht nur auf traurige Menschen gestoßen, sondern er hat auch „Lippen“ berührt, die mit dem Wort „im Lachen“ beschrieben werden (Vers 13). Dies wird mithilfe der Alliteration „Lippen im Lachen“ besonders betont. Das sprachliche Mittel des Gleichklangs lässt sich mehrmals finden, so zum Beispiel in Vers 15: „Die weichen und wachen“ oder auch in Vers 18: „Als schluchzender Schrei“.
Die vom Frühlingswind herab geschüttelten „Akazienblüten“ (Vers 10), weisen auf eine Entwicklung hin, von den „kahle[n] Alleen“ (Vers 2) hin zu „Akazienblüten“ (Vers 10).
Dieser Prozess des Vordringens des Frühlings wird auch in der 6. Strophe aufgegriffen, wenn von der „Ampel Schimmer“ (Vers 24), also der Blüte, die Rede ist.
Die 7. Strophe stellt einen Einschnitt dar, die näheren Erörterungen zu den „seltsamen Dingen“ (Vers 3) sind zu Ende und die 1. Strophe wird wiederholt. Dies führt zu einer starken Betonung von eben dieser.
Das in der 1. und demnach auch in der 7. Strophe verwendete Präsens wird auch in der folgenden Strophe benutzt, so dass die aktuelle Tätigkeit des Frühlingswindes dargestellt wird. Dieser „treibt“ durch die „kahlen Alleen“ (Vers 30-31), das heißt die oben beschriebene Entwicklung zum Frühling ist an einem anderen Ort bereits vollzogen und in den Alleen, in der sich der Frühlingswind aktuell aufhält, beginnt diese Entwicklung erst.
Diese Annahme wird durch die Aussagen der 9. Strophe verifiziert, da geäußert wird, dass der Frühlingswind erst „seit gestern Nacht“ (Vers 36) von einem unbestimmten Ort der durch das Interrogativpronomen „wo“ (Vers 35) beschrieben wird, gekommen sei.

Somit beschreibt das Gedicht „Vorfrühling“ von Hugo von Hofmannsthal die Veränderungen die der Frühlingswind sowohl für die Menschen, als auch für die Natur mit sich bringt.


"Vorfrühling" von Stramm
In dem Gedicht „Vorfrühling“ von August Stramm, das im Jahr 1914 verfasst worden ist, wird das Erleben des Frühlingswerdens in dem Kontext der Kriegserlebnisse beschrieben.

Das Gedicht hat einen formlosen Aufbau, kein Reimschema und kein stringentes Metrum.
In dem ersten Vers wird das Kriegsgeschehen anhand von Naturdarstellungen beschrieben („Pralle Wolken jagen sich in Pfützen“), lediglich das Verb zeugt von einer kriegerischen Handlung, Die sehr bildliche und metaphorische Sprache wird auch im folgendem sichtbar, so beispielsweise in dem 2. Vers, indem der Schmerz der Verwundeten zum Ausdruck gebracht wird.
Die Soldaten, die als „Schatten“ (Vers 3) bezeichnet werden, sind niedergerungen und „erschöpft“. Diese Aussage wird durch das sprachliche Gestaltungsmittel der Alliteration („Die Schatten stehen erschöpft“) besonders betont.
Mithilfe der Darstellung der Luft, die personifiziert wird (Vers 4: „kreischt die Luft“), wird die Geräuschkulisse des Kriegsfeldes beschrieben. Durch die syndetische Reihung (Vers 5: „weht und heult und wälzt sich“) wird die Schilderung „verlängert“ und es wirkt, als ob unglaublich viele Geräusche aufeinander treffen. Diese Wirkung wird mithilfe der Anapher „und“ (Vers 6 und 7) von den Geräuschen auch auf die Kriegsverletzungen (vgl. Vers 6-8) ausgeweitet.
Das „Schweigen“ (Vers 9) der Menschen belastet diese sehr, dies wird durch die Alliteration „ Das Schweigen tappet schwer herab“ (Vers 9) verdeutlicht.
In Vers 11 ereignet sich eine Wende, welche durch das„da“ zum Ausdruck gebracht wird. Nun beschreiben positiv konnotierte Worte (beispielsweise Vers 11: „Licht“; Vers 12: „gelb“) den Einzug des Frühlings; es gibt mehr „Licht“, die Sonne kommt zum Vorschein (Vers 11-12: „Da rollt das Licht sich auf / Jäh gelb und springt“), die Pflanzen blühen (Vers 13: „Und Flecken spritzen“). Diese Schilderungen stehen im Gegensatz zu den vorausgegangenen Schilderungen der Kriegserlebnisse.
Das „Und“ (Vers 15), welches das einzige Wort des Verses ist, und damit stark betont wird, verdeutlicht, dass zwei Geschehnisse parallel ablaufen; zum einen der Einzug des Frühlings in all seiner Schönheit und zum anderen das „tummeln der prallen Wolken in Pfützen“ (vgl. Vers 16), also das Kriegsgeschehen. Die Wiederholung des ersten Verses mit dem veränderten Verb zeigt, dass sich der Krieg von den natürlichen Gegebenheiten und Veränderungen kaum mehr beeinflussen lässt, der Krieg nimmt seinen eigenen Lauf.

Das Gedicht „Vorfrühling“ von August Stramm zeigt verdeckt die wahren Kriegsgeschehnisse auf. Stramm versucht somit also der vorherrschenden Kriegseuphorie entgegenzuwirken. Die in der Überschrift angedeutete Thematik ist nur ein Randaspekt und fungiert vermutlich als eine Art „Tarnung“.


Die Gedichte „Vorfrühling“ von Hugo von Hofmannsthal und von August Stramm besitzen zunächst einmal dieselbe Überschrift, dies ist die markanteste Gemeinsamkeit.
Beide Dichter arbeiten mit einer bildlichen Sprache, jedoch arbeitet Stramm mit einer deutlich höheren Anzahl von Übertragungen und Metaphern. Denn nur so kann er Naturbilder verwenden und in Wahrheit über den Krieg schreiben.
Bei Hofmannsthal ist eine solche Übertragung nicht intendiert. In dem Zusammenhang ist die Divergenz des eigentlich Themas noch einmal zu nennen, Hofmannsthal schreibt über die Entwicklung von Winter zu Frühling, Stramm über den Krieg.
Als weiterer Vergleichsaspekt bietet sich die äußere Gestaltung an, hier differenzieren die Darstellungsweisen stark. Hofmannsthal verwendet eine gebundene Form mit 9 Strophen, die sich durch eine gleiche Anzahl von Versen und ein stringentes Reimschema auszeichnen. Stramms Gedicht hingegen weist eine ungebundene Form (keine Stropheneinteilung und kein Reimschema) auf. Einzige Gemeinsamkeit in der äußeren Form ist das Fehlen eines stringenten Metrums bei beiden Gedichten.
Somit lässt sich sagen, dass sich die Gedichte sowohl im Inhalt als auch in der äußeren Gestaltung massiv unterscheiden.
Pointiert lässt sich also festhalten, dass den beiden Gedichten nicht mehr als die Überschrift gemeinsam ist.


Das ist also die Interpretation, bin auch so für Rückmeldungen ganz dankbar...
vorfrühlingstochter
Gast





BeitragVerfasst am: 21. März 2009 12:18    Titel: stramm's vorfrühling Antworten mit Zitat

hallo zusammen,
ich bin gerade dabei, dieselben gedichte zu bearbeiten. mir wurde jedoch vom lehrer die aufgabe gestellt, die beiden gedichte zu vergleichen und gleichzeitig zu zeigen, weshalb von hoffmannsthals "vorfrühling" dem symbolismus und stramms "vorfrühling" dem expressionismus angehört. aber wie kann ich zwei gedichte miteinander vergleichen, wenn sie gar nicht zur selben strömung zählen?
auch den beweis zu erbringen, dass die beiden gedichte den jeweiligen strömungen angehören, bereitet mir etwas mühe... typisch für die symbolisten ist ja die abwendung von der wirklichkeit, das geheimnisvolle/ morbide, artifizielle schönheit usw. aber ich kann das einfach nicht am text festmachen.. das geheimnisvolle könnte dem ersten vers zugeordnet werden, "seltsame dinge sind in seinen wehn" (wiederholung in vers 7) und dem vers 8, wo es um "blasse schatten" geht. den rest sehe ich aber nicht...
dasselbe bei stramm, den bruch mit dem traditionellen erkennt man sicher in der nicht einheitlichen form der verse, ... aber wortneuschöpfungen oder die darstellung der gefühle & reaktionen der menschen kann ich auch nicht so recht zuordnen...
ich hoffe ihr könnt mir helfen...
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Textanalysen und Interpretationen

Verwandte Themen - die Neuesten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Hugo von Hofmannsthal DIE BEIDEN Interpretation 0 Hantz, Rainer 12888 04. Nov 2012 10:39
Hantz, Rainer Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Regen in der Dämmerung von Hugo von Hofmannsthal 0 Satansbraten 7991 15. Jan 2010 17:07
Satansbraten Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal - Regen in der Dämmerung 2 Help_please 5961 09. Jan 2010 15:10
Dart_Vadder Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal: Ein Brief 0 Gast 2978 07. März 2006 18:56
Gast Letzten Beitrag anzeigen
 

Verwandte Themen - die Größten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal - Regen in der Dämmerung 2 Help_please 5961 09. Jan 2010 15:10
Dart_Vadder Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hugo von Hofmannsthal DIE BEIDEN Interpretation 0 Hantz, Rainer 12888 04. Nov 2012 10:39
Hantz, Rainer Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Regen in der Dämmerung von Hugo von Hofmannsthal 0 Satansbraten 7991 15. Jan 2010 17:07
Satansbraten Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal: Ein Brief 0 Gast 2978 07. März 2006 18:56
Gast Letzten Beitrag anzeigen
 

Verwandte Themen - die Beliebtesten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Hugo von Hofmannsthal DIE BEIDEN Interpretation 0 Hantz, Rainer 12888 04. Nov 2012 10:39
Hantz, Rainer Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Regen in der Dämmerung von Hugo von Hofmannsthal 0 Satansbraten 7991 15. Jan 2010 17:07
Satansbraten Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal - Regen in der Dämmerung 2 Help_please 5961 09. Jan 2010 15:10
Dart_Vadder Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Hofmannsthal: Ein Brief 0 Gast 2978 07. März 2006 18:56
Gast Letzten Beitrag anzeigen