Substantive als Eigenschaft kleingeschrieben?

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Wenn Substantive adjektivisch (das geht doch, oder?) verwendet werden, werden die doch kleingeschrieben, oder? Zum Beispiel:

Windows ist einfach schrott. Das ist scheiße / müll.

oberhaenslir · Anmeldungsdatum: 20.09.2007 Beiträge: 748

Das ist scheiße. > Adjektiv (ugs.)

Das ist Müll. > Nomen (ugs.)
Das ist Schrott. > Nomen (ugs.)

Beides ist also nicht Standarddeutsch.

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Vielen Dank!

Ich verstehe nicht, warum hier "scheiße" kein Nomen ist (oder sein kann), "Müll" und "Schrott" hingegen schon bzw. daß "Müll" und "Schrott" nicht Adjektive sind oder sein können bei diesen Beispielen. Warum ist das so?

Aracan · Anmeldungsdatum: 07.02.2017 Beiträge: 253

Das ist durch den Sprachgebrauch begründet. Es hat sich umgangssprachlich eingebürgert, beispielsweise zu sagen: "Das finde ich scheiße."
Der Satz ist nur haltbar, wenn "scheiße" ein (nicht flektierbares) Adjektiv ist. "Das finde ich Scheiße" wäre grammatisch nicht möglich.
Analoge Wendungen mit "müll" oder "schrott" sind nicht gebräuchlich. Diese Adjektive existieren nicht, weil sie niemand verwendet. Man kann zwar sagen "Das ist Müll", doch hier lässt die Konstruktion offen, ob am Ende des Satzes ein Adjektiv oder ein Substantiv steht. Anstatt "Das ist scheiße" ginge auch "Das ist Scheiße". In "Das finde ich scheiße" muss hingegen ein Adjektiv stehen.

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Ah ja, verstehe wohl, durch die Umgangssprache können also aus Substantiven Adjektive entstehen, eben weil sie als solche einfach verwendet werden. Jedenfalls in "offizieller" Weise, wenn sie (statistisch) gebräuchlich werden im allgemeinen Volkssprachgebrauch.

Steffen Bühler · Administrator Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1008

Aracan · Anmeldungsdatum: 07.02.2017 Beiträge: 253

Interessante Frage. Ich bin einfach dem Duden gefolgt, als ich "scheiße" als nicht flektierbares Adjektiv bezeichnet habe. Es tritt aber, soweit sich das feststellen lässt, nur in Konstruktionen auf, in denen es durch ein Adjektiv ersetzt werden könnte, nicht durch ein Adverb. Die Verwendung scheint mir so wie bei "schade" oder "egal" zu funktionieren, die ebenfalls als indeklinable Adjektive kategorisiert sind. "egal" ist außerdem eines der wenigen Wörter, die nur als Prädikativ vorkommen, vielleicht passt "scheiße" hier dazu?

Steffen Bühler · Administrator Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1008

Ah, Prädikative kannte ich noch nicht und musste mir erst einmal die entsprechende Canoo-Seite durchlesen.

Ja, das sieht sehr danach aus. Man braucht also ein Kopulaverb (auch neu für mich), dazu gehören neben sein, werden, bleiben noch z.B. aussehen, wirken, scheinen, erscheinen, dünken, heißen.

Und neben der ursprünglich genannten Wendung "das ist scheiße" passen die alle! Wobei ein "dies dünkt mich scheiße" schon eigenartig klingt.

Aracan · Anmeldungsdatum: 07.02.2017 Beiträge: 253

Mich dünkt "dies dünkt mich scheiße" großartig!

Steffen Bühler · Administrator Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1008

"Ich heiße dies scheiße" reimt sich sogar. Wobei Fasching ja eigenlich rum ist...

Bum-baaf
Steffen

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Mir dünkt "dies dünkt mich scheiße" geht aber auch, oder?

Steffen Bühler · Administrator Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1008

Ja, der Duden erlaubt beides.

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Und ist aber kein Unterschied in der Bedeutung bei beiden Varianten, nehme ich an.

Vielen Dank!

Steffen Bühler · Administrator Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1008

Ich bevorzuge den Akkusativ, warum, weiß ich nicht. Interessanterweise schlug Johann August Eberhard bereits 1802 dasselbe vor und kritisiert den von Goethe gerne verwendeten Dativ.

Dengel · Anmeldungsdatum: 03.09.2018 Beiträge: 156

Danke für den Link.

Ich finde beide Versionen irgendwie gut, "gewohnter" klingt...nein, kann ich gar nicht sagen.