Mermaid Gast
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Verfasst am: 26. Mai 2007 15:16 Titel: Effi Briest |
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Hallo,
schreibe am kommenden Mittwoch eine Klausur zu Effi Briest. Leider haben wir aus verschiedenen Gründen Effi Briest nicht so tiefgehend behandelt.
Meine Frage lautet: Welchen Personen in Fontanes Roman ist die Schuld an Effis Werdegang, sprich an ihrer Isolation, am Ehebruch und am anschließenden Tod zu zuschreiben? Eine konkrete Kritik erfolgt durch Fontane ja nicht, dieser hält sich damit sehr zurück.
Ich persönlich würde sagen, dass sich die Frage nach der Schule auf relativ viele Personen in diesem Stück verteilen lässt bzw. eigentlich alle Hauptpersonen eine gewisse Schuld tragen.
Einerseits betrifft sie Effis Eltern: Ihre Mutter, da diese so sehr gesellschaftskonform ist und Effi geradezu in diese Ehe drängt. Auch im weiteren Verlauf des Romans bestimmt sie nahezu viele Dinge die Effi betreffen und hält die Kontrolle über diese, sei es über die Zimmereinrichtung, die Hochzeitsvorbereitungen etc.
In jedem Fall impft sie Effi nahezu ein, dass diese glücklich über die Wahl des viel älteren Instettens sein müsse, da dieser Geld besäße und zudem eine hohe gesellschaftliche Stellung innehabe. Dies allein zähle, die Liebe jedoch nicht. Durch diese gesellschaftskonforme Sichtweise wird die junge, unerfahrene und siebzehnjährige Effi natürlich geprägt und möchte diesen Erwartungen gerecht werden, um ihre Eltern nicht zu enttäuschen.
Weiterhin betrifft die Schule auch Effis Vater, welcher sich, obwohl der Gesellschaft kritisch gegenüber stehend, doch immer jeder Verantwortung und Schuld entzieht("Das ist ein weites Feld.") und eigentlich dernejenige wäre, der Effi zumindest Teile seines teils gesellschaftskritischen Weltbildes vermitteln könnte. Dies erscheint irgendwie paradox, denn so gesellschaftskritisch ist Herr von Briest dann auch wieder nicht.
Zum anderen ist auch Instetten mitschuldig. Er, der lange Zeit auf Dienstreisen ist, seine gesellschaftliche Stellung wichtiger als die Nähe und Liebe zu seiner Frau nimmt und zudem auch so sehr gesellschaftskonform ist, dass er Crampas zum Duell fordert, obwohl er selbst Zweifel an diesem sinnlosen und zudem verbotenem(!) Ritual äußert. Doch da dies die Gesellschaft von ihm erwartet, ist Instetten quasi gezwungen, seine persönlichen Neigungen und Zweifel dabei jedoch zurückstellend. Die Spukgeschichte Effis tut er nur als Unsinn ab, lässt sie aber immer in dem Gewissen, nciht zu wissen, ob da nicht doch etas Wahres dran sei. Wie Crampas es so deutlich formuliert, wirkt Instetten als Erzieher um Effi hinzuhalten, unter Kontrolle zu halten und ihr zu zeigen: Schau her, so ergeht es untreuen Frauen. Sieh dich vor! Ihre Isolation und die damit verbundene Angst, die zudem auch daraus entsteht, dass ihr Drang nach Abwechslung total vernachlässigt wird, nutzt Instetten schamlos aus.
Sicherlich ist auch der Kessiner Landadel in gewisser Weise mitschuldig, da er Effis Integration um so einiges erschwert und sie teils abwertend betrachtet. Auch Crampas ist schuldig, so nutzt er Effis Isolation schamlos zur Verführung aus, in dem er ihre Sehnsucht nach Freiheit, Abwechslung und Abenteuer erkennt und sich diesen Sehnsüchten etnsprechend konform verhält, so dass Effi gar nicht anders kann als eine Affäre einzugehen.
Schlußendlich ist auch Effi selbst nicht frei von Schuld. natürlich durch ihre Affäre mit Crampas, durch die Verheimlichung dieser all die Jahre, aber auch durch ihr voriges Verhalten. Zwar deutet sie im Gespräch mit ihrer Mutter Zweifel an der Hochzeit mit Instetten an und macht klar, dass sie nicht so sehr der Musterehe entspricht. Aber etwas dagegen unternehmen tut sie nicht. Ihr Protest gegen die gesellschaftlichen Normen, das ist einzig und allein ihre heimliche Affäre. Nach all ihren Äußerungen darüber, wie unwohl, wie gefangen sie sich in Kessin fühlte, lehnt sie sich nicht auf, protestiert nicht lautstark.
Doch andererseits ist auch zu sagen, dass Effi aufgrund der strengen, prinzipienorientierten Gesellschaft da sehr strikt eingebunden ist, ihre Möglichkeit zu protestieren sind nicht groß und zudem ist ihr gesamtes Gewissen und Denken damit verbunden, die Erwartungen der Gesellschaft, in der sie aufgewachsen ist, und ihrer Eltern zu erfüllen. Eine solche prägung ist nicht einfach zu überwinden. Und man sollte ebenso bedenken: Bei ihrer Hochzeit war Effi siebzehn - und sehr kindlich.
Meint ihr, dass wäre so korrekt und gut argumentiert? Fällt euch noch etwas ein? Oder meint ihr, dass etwas falsch wäre?
Danke,
Mermaid |
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