Lindenblatt
Anmeldungsdatum: 30.10.2005 Beiträge: 160 Wohnort: Ruhrpott
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Verfasst am: 04. Dez 2006 14:30 Titel: |
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Ich vermute, es ist dieser Text:
Kafkas "Der Geier"
Es war ein Geier, der hackte in meine Füße. Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die Füße selbst. Immer schlug er zu, flog dann unruhig mehrmals um mich und setzte dann die Arbeit fort. Es kam ein Herr vorüber, sah ein Weilchen zu und fragte dann, warum ich den Geier dulde. »Ich bin ja wehrlos«, sagte ich, »er kam und fing zu hacken an, da wollte ich ihn natürlich wegtreiben, versuchte ihn sogar zu würgen, aber ein solches Tier hat große Kräfte, auch wollte er mir schon ins Gesicht springen, da opferte ich lieber die Füße. Nun sind sie schon fast zerrissen.« »Daß Sie sich so quälen lassen«, sagte der Herr, »ein Schuß und der Geier ist erledigt.« »Ist das so?« fragte ich, »und wollen Sie das besorgen?« »Gern«, sagte der Herr, »ich muß nur nach Hause gehn und mein Gewehr holen. Können Sie noch eine halbe Stunde warten?« »Das weiß ich nicht«, sagte ich und stand eine Weile starr vor Schmerz, dann sagte ich: »Bitte, versuchen Sie es für jeden Fall.« »Gut«, sagte der Herr, »ich werde mich beeilen.« Der Geier hatte während des Gespräches ruhig zugehört und die Blicke zwischen mir und dem Herrn wandern lassen. Jetzt sah ich, daß er alles verstanden hatte, er flog auf, weit beugte er sich zurück, um genug Schwung zu bekommen und stieß dann wie ein Speerwerfer den Schnabel durch meinen Mund tief in mich. Zurückfallend fühlte ich befreit, wie er in meinem alle Tiefen füllenden, alle Ufer überfließenden Blut unrettbar ertrank.
(Text aus dem Nachlass)
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J. Breuer (dieser Mann hier bietet eine religiöse Interpretation an):
"Ein religiöser Deutungsansatz bietet sich zu dieser Parabel seht stark an, da durch die namenlose Erzählung alle Menschen gemeint sein können und die Rettung nur durch den "Herrn" (Z.5) erfolgen kann. Der "Herr" steht somit zweifelsohne für Gott und der Ich-Erzähler für einen beliebigen oder sogar für jeden Menschen.
Der Mensch wird sein ganzes Leben von der Sünde in Versuchung geführt, bzw. vom Geier angegriffen, kann oder will sich aber einfach nicht wehren, da die Sünde einfach zu verlockend, bzw. der Geier viel zu stark, ist.
Die Erlösung von den Sünden kann nur durch Gott erfolgen, deshalb fühlt sich der Ich-Erzähler bei seinem Tode auch "befreit" (Z.24), da er weiß, dass mit seinem Tod auch seine Sünden, bzw. der Geier, mit ihm sterben."
Siehe:
http://www.j-breuer.de/schu/kafka/timoreligioes.htm
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... dann eine immanente Analyse:
http://www.j-breuer.de/schu/kafka/timoimmanent.htm
… usw.: als Bericht:
http://www.j-breuer.de/schu/kafka/timobericht.htm _________________ Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans. |
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