RegistrierenRegistrieren   LoginLogin   FAQFAQ    SuchenSuchen   
"Geier" von Theo Schmich
 
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Textanalysen und Interpretationen
Autor Nachricht
Alice1



Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 17. Dez 2013 17:26    Titel: "Geier" von Theo Schmich Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Hallo hier ist die Kurzgeschichte:

Geier waren wir. Unser Opfer war Harold. Manchmal kommt mir alles im Traume wieder. Wir hocken auf dem Rand unserer Büroschränke. Mit kahlen, hässlichen, lauernden Geierköpfen. Unter uns, an seinem Schreibtisch, Harold. Mit seiner Beförderung zum Prokuristen hatte Harolds Ende begonnen. Er strahlte an diesem Tage, schritt energiegeladen durch die Flure. Siegessicher. Er hatte es geschafft, er würde es weiterhin schaffen. Wir, seine Kollegen, waren jenseits allen Neides. Längst schon hatte er uns überrundet, hatte seine Beförderung sich abgezeichnet. Unseren Neid hatten wir hinter uns gebracht, zu einem früheren Zeitpunkt. Und resigniert angesichts Harolds Energie. Jetzt standen wir auf. Nicht gegen Harold, sondern um aus sicherem Abstande seinen Kampf zu beobachten. "Ob er es schafft?" "Kaum. Zuviel Arbeit. Und es wird noch mehr, verlasst euch darauf!" "Abwarten. Harold ist zäh." Die Geier bezogen ihre Posten. Schon bald nach seiner Beförderung erschien Harold verändert. Betont freundlich war er bisher gewesen, frei von Launen. Nun wurde er gereizt, fuhr seine Untergebenen an. Meist zwar fand er hinterher eine Entschuldigung. Doch war dies nur ein Beweis dafür, wie ihm bereits die Kontrolle über sich selbst fiel. "Was habe ich gesagt? Es wird zuviel für ihn." Vielsagend zwinkerten wir uns zu. Harolds rechtes Augenlid begann zu zucken. Bemerkte Harold es nicht? Jedenfalls sah er uns beim Gespräch unbefangen an, während wir Mühe hatten, ihm nicht ins Gesicht zu lachen. Es war zu komisch, dies zuckende Augenlid! Dann wurde Harold wieder stiller. Nicht eigentlich, dass er seine Gereiztheit überwand. Nur ihre "Wogen" schlugen weniger hoch. Harold verlor an Energie. "Er schafft es nicht", urteilten wir einmütig und wiegten dabei unsere Köpfe. Keine schadenfrohe Feststellung! Ein leidenschaftsloses Urteil. Harold hetzte von einer Aufgabe zur anderen, konnte aber nie etwas vollständig erledigen, da sich hinter jeder dringenden Arbeit eine noch dringendere versteckte. Seine Gesichtszüge wurden schlaffer. Die Mundpartie bekam etwas Raubtierhaftes. Der Glanz seiner Augen wurde matter. Doch gleichzeitig verengten sie sich zu lauernden Spalten. "Urlaub!" sagte einer von uns. Mit geringschätzigem Stauen sahen wir ihn an. Erkannte er die Situation nicht? Einen Urlaub konnte Harold sich nicht leisten. Zwar, seinen Posten erobern, hätte keiner von uns vermocht. Aber wir hätten seine Stellung erschüttert während seiner Abwesenheit, ihm Befugnisse entrissen, uns Entscheidungen angemaßt. Geier, die auf eine Schwäche ihres Opfers warteten. "Mein Arm schmerzt, meine Schulter", klagte Harold. Für einen Augenblick empfanden wir Mitleid. Ein klagender Harold, das war neu, das war ungewohnt. Alarmierende! Schmerzen im Arm, in der Schulter. Herz. "Zum Arzt" sagten wir. Harold sah uns an, durch uns hindurch. Nickte schließlich langsam als hätte er begriffen und ging müde zurück an seinen Schreibtisch. Und er hatte begriffen! "Ruhe!" würde der Arzt anordnen. Teure Medikamente, jedes Medikament hätte Harold sich leisten können. Aber keine Ruhe. Eines nur gab es: durchhalten, die Stellung festigen, ausbauen. Dann vielleicht: Ruhe. Andere drängten nach, auch wir Eine Schwäche von ihm hätte uns gestärkt. Harold wusste das. An einem Freitag sahen wir ihn zum letzten Male. Samstags war er zusammengebrochen. Er hatte noch gelebt, als man ihn ins Krankenhaus schaffte. So jedenfalls hörten wir, als wir montags darauf zur gewohnten Arbeit erschienen.





Meine Ideen:
Ich habe den Text jetzt so intepretiert das Harald eigentlich gesund ist und seine Arbeitskollegen sich seine Schwächen nur einbilden weil sie immer darauf hoffen seine Leistung lässt nach und er ist überfordert weil sie ihm die Beförderung nicht gönnen. Zum Beispiel als sein Auge zuckt deuten sie dies sofort als Stress oder als er in den Urlaub möchte behaupten seine Kollegen er sei überfordert. Am Ende heißt es ja dann Harold sei an einem Samstag zusammengebrochen und gestorben. Aber da es Samstag war und sie Harold Samstags gar nicht sehen kann es doch auch nur ein Gerücht sein und weil er am Montag nicht erscheint kann er doch auch nur in den Urlaub gefahren sein? Im Internet habe ich andere Interpretationen gesehen die davon ausgehen, dass Harold tatsächlich krank geworden ist. Habe ich die Kurzgeschichte komplett falsch verstanden?
Neue Frage »
Antworten »
    Foren-Übersicht -> Textanalysen und Interpretationen

Verwandte Themen - die Neuesten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Theo Schmich: Geier 1 Gast 5433 06. Apr 2022 15:24
Steffen Bühler Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge geier 2 Gast 4219 23. Apr 2010 12:33
Aua Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Textanalyse "Geier waren wir" Theo Schmich 2 Jeanie K 110232 17. Nov 2008 06:46
Jeanie K Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Geier 0 gifti 4534 27. Feb 2008 15:17
gifti Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Theo Schmich "Geier" 0 gifti 6587 25. Feb 2008 08:13
gifti Letzten Beitrag anzeigen
 

Verwandte Themen - die Größten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Theo Schmich "Geier" brauche ganz dringend Interpr 6 Joina 31317 29. Feb 2008 23:15
Niemand01 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge geier 4 puma016 9114 04. Dez 2006 14:30
Lindenblatt Letzten Beitrag anzeigen
Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten. Wichtig !!! Interpretation von Theo Schmich "Geier" 3 dany 17848 06. Okt 2007 15:25
Barium Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge geier 2 Gast 4219 23. Apr 2010 12:33
Aua Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Textanalyse "Geier waren wir" Theo Schmich 2 Jeanie K 110232 17. Nov 2008 06:46
Jeanie K Letzten Beitrag anzeigen
 

Verwandte Themen - die Beliebtesten
 Themen   Antworten   Autor   Aufrufe   Letzter Beitrag 
Keine neuen Beiträge Textanalyse "Geier waren wir" Theo Schmich 2 Jeanie K 110232 17. Nov 2008 06:46
Jeanie K Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Theo Schmich "Geier" brauche ganz dringend Interpr 6 Joina 31317 29. Feb 2008 23:15
Niemand01 Letzten Beitrag anzeigen
Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten. Wichtig !!! Interpretation von Theo Schmich "Geier" 3 dany 17848 06. Okt 2007 15:25
Barium Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Textinterpretation "Die Kündigung" von Theo Schmic 1 Taz 14000 14. Okt 2004 19:07
Zauberwürfel Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge geier 4 puma016 9114 04. Dez 2006 14:30
Lindenblatt Letzten Beitrag anzeigen