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Intention dieser Kurzgeschichte????
 
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deutschschüler/in



Anmeldungsdatum: 10.11.2011
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2011 14:58    Titel: Intention dieser Kurzgeschichte???? Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Wir schreiben morgen ein Klausur 'Analyse einer Kurzgeschichte'
und evtl wird diese hier dran kommen.

Verstehen tu ich sie ja, aber ich weiß nicht welche Intention dahinter steckt.

Der Kontrolleur

Hübsch sah sie aus, die schlanke Medizinstudentin gegenüber, mit dem mädchenhaften blonden Rundpony und den großen, blaugrünen Augen. Sie hatte sich in den Atlas der menschlichen Anatomie versenkt und formte mit gespitzten Lippen schwer verständliche Laute. Hin und wieder schaute sie geistesabwesend aus dem Abteilfenster, ohne mich zu beachten. Nachmittags sind zwischen Gießen und Marburg nur wenige Zuggäste unterwegs.

Ich kramte mein Ringbuch aus der Aktentasche hervor und notierte mit deutlicher Schrift: "Warum hat A mit dem Satz `Oh, du rauchst auch Marlboro!´ Erfolg, B aber nicht? Weil A tatsächlich überrascht ist, B es aber nur spielt. Das Original ist attraktiver als die Kopie."

Das Ringbuch drehte ich so, dass der Text auch von gegenüber zu lesen war. Meinen Jugend-Presseausweis brachte ich wie zufällig in Position, konnte nicht schaden. Kevin Brückner, Campus heute, mehr musste sie nicht wissen von mir. Die überregionale Studentenzeitung, in der ich die Rubrik "Lifestyle" leite, kannte sie ja vielleicht. Ich schloss die Augen und überließ mich dem sanft einlullenden Fahrgeräusch des Regionalexpress.

Mich weckte eine vertraute Frage: "Hier noch jemand zugestiegen?"

Schon wollte ich meinen Fahrschein aus der Jackentasche hervorholen, als ich sah, wie die Studentin verstohlen zu mir herüberschaute und hilflos mit den Schultern zuckte. Ich verstand sofort. Unmerklich nickte ich ihr zu, während sie ihre Handtasche bedächtig zu durchforschen begann.

"Lassen Sie sich Zeit", beruhigte sie der Kontrolleur, ein freundlich über die Lesebrille blickender, fülliger Mann um die Fünfzig. Er blieb neben ihr stehen und schaute diskret zur Seite, während sie ihre aussichtslose Suche fortsetzte. Lange würde sie dieses Spiel nicht durchhalten können, fürchtete ich.

"Liebling", sprach ich meine schöne Unbekannte lächelnd an, "ich schau mal nach, vielleicht habe ich die Fahrscheine ".

Mit offenem Mund starrte sie mich an, dann atmete sie auf. Ich gab ihr meinen Fahrausweis. Glücklich händigte sie ihn dem Schaffner aus, der ihn kontrollierte und zurückgab. Er wünschte ihr freundlich eine gute Weiterfahrt.

Ich schaute verstohlen auf meine Armbanduhr. Noch zehn Minuten bis Marburg, hoffnungslos. Nicht zum ersten Mal im Leben fragte ich mich, ob ich eigentlich noch ganz bei Trost war.

Mein Blick fiel auf den Presseausweis neben mir. Ich reichte ihn dem Kontrolleur, der seine Hand bereits ausgestreckt hatte, um auch meinen Fahrschein entgegenzunehmen. Erstaunt musterte er den Ausweis, den er offensichtlich nicht einordnen konnte. Er überprüfte das Foto und verglich es mit meinem Gesicht.

Ehe er etwas sagen konnte, erklärte ich mit fester Stimme: "Wir recherchieren für ein Feature über Schwarzfahrer. Darf ich Ihnen hierzu ein paar Fragen stellen? Aber nur, wenn Sie fünf Minuten Zeit haben." Dabei deutete ich auf das leere Abteil und den freien Sitzplatz neben der Studentin. Tatsächlich nahm er nach kurzem Zögern Platz. "Aber wirklich nur fünf Minuten, nicht länger."

Ich wollte wissen, ob die Aufklärungsquote bei Schwarzfahrten tatsächlich bei sechs Prozent liegt. "Ich kenne mich mit solchen Statistiken nicht aus", war die Antwort des Kontrolleurs. Dann fragte ich, was die häufigste Ausrede wäre, wenn Schwarzfahrer erwischt würden. "Ganz klar: Der Automat war defekt, aber das ist mittlerweile aussichtslos. Das wird auf der Stelle überprüft." Ich notierte das sorgfältig in mein Ringbuch und gewann dadurch Zeit für die nächste Frage.

"Gibt es eine besonders originelle Ausrede, die Sie erlebt haben?"

Längeres Nachdenken. "Ja, doch, einmal hat mich eine ältere Dame aus weit aufgerissenen Augen angestarrt und mit den Händen durch die Luft gefuchtelt. Und dann ist sie in schrilles Gelächter ausgebrochen, das nicht enden wollte. Ich kriege heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Genutzt hat es ihr aber nicht. Noch eine letzte Frage?"

Die Studentin schaltete sich ein: "Und was ist, wenn ich mich weigere, Ihnen meinen Fahrschein zu zeigen oder meinen Personalausweis? Was tun Sie dann? Verhaften Sie mich? Oder durchsuchen Sie meine Sachen?"

Nachdenklich musterte sie der Kontrolleur. "Meine Tochter hätte das auch gefragt, sie ist so alt wie Sie", sagte er, mehr zu sich selbst. "Es wäre Sache der Polizei, Ihre Personalien festzustellen. Ich könnte Sie bis zu ihrem Eintreffen vorläufig festhalten. War bei Ihnen ja zum Glück nicht nötig."

Noch fünf Minuten bis Marburg. Ich merkte, wie mein Puls anstieg und meine Hände feucht wurden. Ich schaute auf meine Uhr, und der Beamte machte es mir nach. "Oh, gleich sind wir in Marburg. Jetzt muss ich aber gehen", wurde er plötzlich energisch und wuchtete sich mit einem kurzen Nicken aus dem Sitz. "Lassen Sie die Schwarzfahrer in Ihrem Artikel nicht zu gut wegkommen", bemerkte er noch beiläufig und strebte in Richtung Ausgang.

Auch ich stand nun auf und empfing einen befreiten Blick meiner Nachbarin. "Danke, Kevin." Sie reichte mir einen Zettel. "Heute Abend im Storchennest? Julia Freudenstein", las ich.

"Oh ja, unbedingt, Julia!" Mein Herz hüpfte vor Freude.

"Übrigens rauche ich keine Marlboro, auch bin ich lieber A als B ." Sie lachte, und ich stimmte in ihr Lachen ein.

Der Kontrolleur stand vor dem Zug auf dem Bahnsteig, als ich im Vorbeigehen grüßend die Hand hob. Julia ging neben mir. Der Kontrolleur erwiderte meinen Gruß nicht, schaute mich nur an und sagte leise und ernst: "Machen Sie das nie wieder!"

Meine Ideen:
Ich vermute, dass es eventuell was mit der Hilfe zu tun hat.
Oder mit dem Schwarzfahren.

Kann mir bitte jemand so schnell wie möglich helfen?
oder kennt ihr noch andere Kurzschichten mit der Überschrift "der Kontrolleur"?? Bitte um schnelle Hilfe!
Xabotis



Anmeldungsdatum: 29.12.2010
Beiträge: 848

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2011 18:37    Titel: Re: Intention dieser Kurzgeschichte???? Antworten mit Zitat

Diese anekdotische Kurzgeschichte hat mit Hilfestellung in der Tat zu tun. Hierbei ist es besonders zu bemerken, dass sowohl der Mann der Frau erst helfen möchte, dann die Frau dem Mann und am Ende der eigentliche Problemfall, der Kontrolleur zur obersten Hilfsperson aufsteigt.

Damit stellt sich die Frage, wann Hilfsbereitschaft notwendig ist, aus welchen Motiven sie heraus entsteht und was wahre Hilfe ist.

Hilfe aus Eigennutz bestimmt nicht. Augenzwinkern

Wink

_________________
There is nothing, neither good nor evil, but human thinking makes it so. (W. Shakespeare)
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