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ningen Gast
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Verfasst am: 17. Dez 2014 19:04 Titel: Temporale (und manche andere) Nebensätze |
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Hallo!
Ich komme aus Kroatien. Seit etwa einem Jahr lerne ich Deutsch allein. Jetzt möchte ich mich mit Nebensätzen auseinandersetzen. Zum größten Teil geht es um temporale Nebensätze. Die Konjunktionen sehen mir manchmal ähnlich aus.
1. Während sie kochte, telefonierte sie ständig. (wenn, solange, bis)
2. Ich habe in München gewohnt, bis ich geheiratet habe. (bevor, als)
3. Maria ist glücklich, weil sie Urlaub hat. (wenn)
4. Weil er krank war, blieb er zu Hause. (als, während, wenn, bis, bevor)
5. Die Hausfrau bringt die Küche in Ordnung, während die Kinder ihre Hausaufgaben machen. (bevor, wenn, weil)
6. Er darf fernsehen, bis seine Eltern nach Hause kommen. (wenn, weil, bevor, während)
7. Ich weiß nicht, ob Familie Mayer im Urlaub ist. (dass)
8. Wenn die Oma zu Besuch kommt, ist das Kind glücklich. (weil, solange, bis, während, bevor)
9. Bevor ich zu Abend esse, mache ich noch Ordnung in der Küche. (wenn, bis, während, weil)
10. Solange er lernt und gute Note bekommt, darf er jeden Tag ausgehen. (während, bis, wenn)
11. Die Kinder putzen sich immer die Zähne, bevor sie schlafen gehen. (bis, weil, wenn)
So habe ich die Sätze gelöst. Ich weiß, dass ich viele Beispiele geschrieben habe, aber ich möchte nur wissen, ob manche von in den Kasten angegebenen Konjunktionen in diesen Sätzen gar NICHT vorkommen können. Sie scheinen mir eine mögliche Lösung zu sein.
Wenn das gegen die Regel ist, entschuldige ich mich.
Vielen Dank im Voraus! |
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Steffen Bühler Administrator
Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1006
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Verfasst am: 18. Dez 2014 10:21 Titel: |
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Grammatisch sind all Deine genannten Möglichkeiten in Ordnung.
Nur semantisch, also von der Bedeutung her, klingen manche Sätze "komisch". Ich zähle sie mal auf:
Zitat: | Während die Oma zu Besuch kommt, ist das Kind glücklich.
Während ich zu Abend esse, mache ich noch Ordnung in der Küche.
Während er lernt und gute Noten bekommt, darf er jeden Tag ausgehen.
Er darf fernsehen, während seine Eltern nach Hause kommen.
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Bei während laufen die beiden genannten Vorgänge absolut gleichzeitig ab.
Die Oma kommt also zu Besuch, macht die Tür auf, legt den Mantel ab und ist dann da. Damit ist das "Kommen" für mich beendet. Und nur solange ist das Kind glücklich, danach nicht mehr.
Dasselbe für die Eltern. Er darf nur solange fernsehen, während die Eltern kommen. Sobald sie im Zimmer sind, wird ausgemacht.
Und in der Küche aufräumen, während ich ein Brot esse, ist natürlich möglich, aber zumindest ungewöhnlich.
Die Erlaubnis, dass jemand ausgehen darf, gilt hier nur, während er lernt. Danach vielleicht nicht mehr.
Zitat: | Bis er krank war, blieb er zu Hause.
Bevor er krank war, blieb er zu Hause.
Bis die Oma zu Besuch kommt, ist das Kind glücklich.
Bevor die Oma zu Besuch kommt, ist das Kind glücklich.
Bis er lernt und gute Noten bekommt, darf er jeden Tag ausgehen.
Die Kinder putzen sich immer die Zähne, bis sie schlafen gehen.
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Bei der Verwendung von bis und bevor laufen die Vorgänge streng hintereinander ab.
Es kann schon Leute geben, die zu Hause bleiben, bis sie krank sind. Auch hat man von Omas gehört, die das kindliche Glück stark beeinträchtigen. Und dass mancher Student nach Semesterbeginn erst einmal jeden Tag ausgeht, bis er dann vielleicht mal erfolgreich lernt, soll es auch geben. Genauso wie Kinder, die sich von morgens bis abends die Zähne putzen.
Aber so richtig sinnvoll klingt das alles nicht.
Zitat: | Die Hausfrau bringt die Küche in Ordnung, weil die Kinder ihre Hausaufgaben machen.
Die Kinder putzen sich immer die Zähne, weil sie schlafen gehen.
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Bei weil begründet der Nebensatz den Hauptsatz.
Es gibt ja Wohnküchen, in denen sich das ganze Familienleben abspielt. Dann kann man verstehen, dass da erst aufgeräumt werden kann, wenn die Kinder in ihren Zimmern sind, weil sie sonst andauernd im Weg rumstehen. Aber so ein Grund ist doch recht weit hergeholt.
Im zweiten Beispiel stört das Wörtchen immer. Sonst würde es für mich passen: das Schlafengehen ist durchaus ein Grund, sich die Zähne zu putzen. So aber gehen die Kinder zunächst mal nur schlafen, so wie sie auch atmen und essen. Und das ist der Grund, dass sie sich immer, also wieder von morgens bis abends, die Zähne putzen? Das klingt schon sehr surreal.
Viele Grüße
Steffen |
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ningen Gast
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Verfasst am: 18. Dez 2014 11:46 Titel: |
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Vielen Dank für die umfangreiche Antwort!
Darf ich vielleicht noch eine Zusatzfrage stellen? Ich habe noch manche Lösungsmöglichkeiten aufgedacht.
Solange er krank war, bleib er zu Hause.
Solange sie Urlaub hat, ist sie glücklich.
Solange es sehr heiss war, zog er einen Pullover an.
Die Hausfrau bring die Küche in Ordnung, bis die Kinder ihre Hausaufgaben machen.
Er darf fernsehen, wenn seine Eltern nach Hause kommen.
Ich habe in München gewohnt, wenn ich geheiratet habe.
Sie diese ok, oder gibt es auch hier manche, die semantisch unakzeptabel sind?
Wie immer, ich bin sehr dankbar für deine/ihre Hilfe! |
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Steffen Bühler Administrator
Anmeldungsdatum: 26.06.2012 Beiträge: 1006
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Verfasst am: 18. Dez 2014 12:47 Titel: |
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Hier zucke ich bei zwei Sätzen zusammen.
Zitat: | Solange es sehr heiss war, zog er einen Pullover an.
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Abgesehen davon, dass das nicht viel Abkühlung bringt, wenn es sehr heiß ist, ist das Wörtchen sehr hier irritierend. Das heißt, er zog ihn aus, sobald es nur noch heiß und nicht sehr heiß war? Könnte natürlich sein, so Leute gibt's auch.
Mit sehr kalt wiederum könnte von einem recht harten Kerl die Rede sein, der nur, wenn es so richtig kalt ist, einen Pulli anzieht. Dann müsste beim Sprechen das sehr allerdings stark betont werden.
Zitat: | Ich habe in München gewohnt, wenn ich geheiratet habe.
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Das ist ganz komisch. Da gibt es einen, der jedesmal, wenn er geheiratet hat, in München gewohnt hat. Nur so ist dieser Satz zu verstehen.
Viele Grüße
Steffen |
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