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MoHileini



Anmeldungsdatum: 01.07.2005
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 01. Jul 2005 18:48    Titel: Help Me ...!!! Antworten mit Zitat

Hi @ all

bin heut auf das forum gestoßen un ab gleich n rieges problem !!!

Ic brauch für den deutschunterricht (10.klasse gymnasium) ein referat mit einer der 3 themen :

- Rolle/Bild der Großstadt in der Lyrik
- Rolle der Technik in der Lyrik
- Rolle der Natur im 20.Jahrhundert


also wenn jemand schon ein referat oder irgendwelche infos hat.... schreibt es !!

ich brauch es ganz dringend !!! muss bis zum nächsten freitag fertig sein !

PLEASE HELP ME !!!
Zauberwürfel
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 05.08.2004
Beiträge: 754
Wohnort: Osnabrück

BeitragVerfasst am: 01. Jul 2005 19:00    Titel: Antworten mit Zitat

Du wirst dir die Arbeit schon selber machen müssen.
Das ist schließlich Sinn und Zweck der Sache.
Ich glaube kaum, dass dir hier jemand ein fertiges Referat vorhalten wird.

Bis zum nächsten Freitag hast du auch noch genug Zeit, dir selbst Material zu beschaffen und es zu bearbeiten.

Viel Spaß und Glück!

_________________
WICHTIG!
1.Wir erledigen hier keine Hausaufgaben!
2.Erwartet nicht innerhalb weniger Minuten/ Stunden eine perfekte Lösung!

Und denkt dran:
http://www.mysmilie.de/smilies/schilder/4/img/022.gif Augenzwinkern
MoHileini



Anmeldungsdatum: 01.07.2005
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 02. Jul 2005 14:47    Titel: Antworten mit Zitat

aber ich find eleider kein info matrial !!!

ich bin nicht faul oder sonstiges ! wenn mir jemand infos bereitstellt werd ich mich schon an die arbeit machn !!
Zauberwürfel
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 05.08.2004
Beiträge: 754
Wohnort: Osnabrück

BeitragVerfasst am: 02. Jul 2005 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wo hast du dich denn schon informiert?
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MoHileini



Anmeldungsdatum: 01.07.2005
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 03. Jul 2005 16:03    Titel: Antworten mit Zitat

Das Bild der Stadt in der Lyrik





Der Mensch des Expressionismus empfindet Welt und Wirklichkeit oftmals als chaotisch, als fremdartig und bedrohlich. Die Bedingungen, welche das Leben in der Großstadt mit sich bringt, führen nach Ansicht der Expressionisten beim einzelnen Menschen

- zur Entfremdung vom eigenen Ich,
- zur Entfremdung von der Natur und der Natürlichkeit (vielfach wird Natur auch mit Wirklichkeit gleichgesetzt), sowie
- zur Entfremdung vom Nächsten.

Das bedeutet, der expressionistische Mensch erlebt in der Großstadt einerseits den Verfall von Individualität und andererseits die Auflösung jedes funktionierenden Gesellschaftslebens. Durch die zunehmende Reizüberflutung ist er unter einer deutlichen Steigerung des Nervenlebens gezwungen, ihn fast erdrückende Eindrücke zu verarbeiten, was ihn die Großstadt durchwegs mit Abscheu und Verzweiflung erleben lässt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der sich in der konfliktbeladenen Beziehung Mensch - Stadt widerspiegelt, ist die herrschende Anonymität. Obwohl man räumlich gesehen eng beieinander wohnt, herrscht geistige und emotionale Distanz, sowie Kälte zwischen den Menschen.

Im Folgenden werden expressionistische Gedichte zum Thema „Stadt“ vorgestellt, wobei eine Reihung keineswegs nach der Zeit ihres Entstehens, sondern nach der Intensität ihrer Skepsis der Stadt gegenüber vorgenommen wurde, also beginnend mit noch einigermaßen positiv eingestellten Texten bis hin zum generalisierten Ausdruck der Bedrohung, den der Lebensraum Großstadt für den expressionistischen Menschen bedeutet.


















Georg Trakl (1887 – 1914): Die schöne Stadt

Alte Plätze sonnig schweigen.
Tief in Blau und Gold versponnen
Traumhaft hasten ernste Nonnen
Unter schwüler Buchen Schweigen.

Aus den braun erhellten Kirchen
Schaun des Todes reine Bilder,
Großer Fürsten schöne Schilder.
Kronen schimmern in den Kirchen.

Rösser tauchen aus dem Brunnen.
Blütenkrallen drohn in Bäumen.
Knaben spielen wirr von Träumen
Abends leise dort am Brunnen.

Mädchen stehen an den Toren,
Schauen scheu ins farbige Leben.
Ihre feuchten Lippen beben
Und sie warten an den Toren.

Zitternd flattern Glockenklänge,
Marschtakt hallt und Wacherufen.
Fremde lauschen auf den Stufen.
Hoch im Blau sind Orgelklänge.

Helle Instrumente singen.
Durch der Gärten Blätterrahmen
Schwirrt das Lachen schöner Damen.
Leise junge Mütter singen.

Heimlich haucht an blumigen Fenstern
Duft von Weihrauch, Teer und Flieder.
Silbern flimmern müde Lider
Durch die Blumen an den Fenstern.

Dieser berühmte Text des österreichischen Frühexpressionisten Georg Trakl (geb. 1887 in Salzburg, gest. im Herbst 1914) soll die Reihe expressionistischer Stadtgedichte eröffnen, wobei Trakls ganz eigene Sicht der Stadt besonders bemerkenswert ist.

Sein Gedicht ist zumindest auf den ersten Blick - tatsächlich einer „schönen“ Stadt gewidmet (gemeint ist vermutlich Salzburg, Trakls Heimatstadt), wenn auch diese Stadt eben nur auf den ersten Blick „schön“ ist.

Liest man diesen relativ frühen Text Trakls nämlich etwas aufmerksamer durch, erkennt man bereits Spuren von Trakls späterem Hauptthema, dem Verfall. Jedoch ist das Verfallsthema hier noch bei weitem nicht so ausgeprägt wie in seinen späteren Gedichten, sondern eingebettet in fast traumhaft anmutende Bilder. In „Die schöne Stadt“ sind es in expressionistischem Reihungsstil flüchtig hingeworfene Eindrücke von Plätzen, Kirchen, Brunnen, Bäumen, Gärten, Blumen und Fenstern, Geruchsassoziationen („Duft von Weihrauch, Teer und Flieder“, letzte Strophe Z. 2), Klänge von Glocken, Orgeln, Instrumenten, Lachen und Farben (Gold, Blau, Hellbraun, Silber). Und doch – es sind „des Todes reine Bilder“ (2. Strophe, Z. 2), die der Dichter hier zeichnet. Alle Eindrücke zusammen münden in einen seltsam schläfrig schwermütigen, aber dennoch schwülen, bedrohlichen Gesamteindruck, der hinter den vordergründig schönen Bildern dieser Stadt lauert.




Alfred Lichtenstein (1889 – 1914): Gesänge an Berlin

O du Berlin, du bunter Stein, du Biest.
Du wirfst mich mit Laternen wie mit Kletten.
Ach, wenn man nachts durch deine Lichter fließt
Den Weibern nach, den seidenen, den fetten.

So taumelnd wird man von den Augenspielen.
Den Himmel süßt der kleine Mondbonbon.
Wenn schon die Tage auf die Türme fielen,
Glüht noch der Kopf, ein roter Lampion.

Bald muss ich dich verlassen, mein Berlin.
Muss wieder in die öden Städte ziehn.
Bald werde ich auf fernen Hügeln sitzen,
In dicke Wälder deinen Namen ritzen.

Leb wohl, Berlin, mit deinen frechen Feuern.
Lebt wohl, ihr Straßen voll von Abenteuern.
Wer hat wie ich von eurem Schmerz gewusst.
Kaschemmen, ihr, ich drück euch an die Brust.

In Wiesen und in frommen Winden mögen
Friedliche heitre Menschen selig gleiten.
Wir aber, morsch und längst vergiftet, lögen
Uns selbst was vor beim In-die-Himmel-Schreiten.

In fremden Städten treib ich ohne Ruder.
Hohl sind die fremden Tage und wie Kreide.
Du, mein Berlin, du Opiumrausch, du Luder.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.


In diesem Text des Expressionisten Alfred Lichtenstein (1889 – 1914) ist noch eine recht intakte Beziehung zu einer ganz bestimmten Stadt, nämlich Berlin, vorhanden. Alfred Lichtenstein, der bereits 1914 an der Westfront fiel, lässt das lyrische Ich seine Beziehung zu der deutschen Großstadt schlechthin, nämlich zu Berlin, ausdrücken, in einem teils „schnoddrigen“ Umgangston, angelehnt an die „Berliner Schnauze“.

Obwohl der Autor seine Stadt an mehreren Stellen sogar mit Schimpfwörtern bedacht hat („du Biest“, „du Luder“), ist das Gedicht immer noch eine Art Liebeserklärung an eine faszinierende, schillernde Stadt; selbst da noch, wo ein negativer Beigeschmack erkennbar ist: „Du mein Berlin, mein Opiumrausch“ (letzte Strophe, Z. 3).

Das bekannte Zitat der Mignon aus Johann W. v. Goethes Roman „Wilhelm Meister“, das den Abschluss von Lichtensteins Text bildet, verkehrt Goethes ursprüngliche Aussage ins Gegenteil: „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide“ (letzte Strophe, Z. 4). Nicht mehr die Ferne wie bei Goethe ist es nämlich, welcher die Sehnsucht des lyrischen Ichs gilt, sondern das an und für sich ja vollkommen unlyrisch – prosaische Objekt Stadt. Berlin wird zum Ausdruck von Geborgenheit und Heimat für die Stadtmenschen, die, wenn auch der Natur entfremdet, nichts desto weniger ihre Stadt lieben: „Wir aber, morsch und längst vergiftet“ (5. Strophe, Z. 3). Vergleicht man diese Sicht etwa mit der Rainer Maria Rilkes im „Stundenbuch“, so wird deutlich, dass die Menschen diese Entfremdung, die Rilke heftig kritisiert, durchaus akzeptiert haben. Sie sind sich ihrer Dekadenz zwar bewusst, nehmen sie aber an. Die Entfremdung von der Natur wird hier durchaus nicht als besonders negativ empfunden, sondern ist einfach eine Gegebenheit, mit der man sich achselzuckend abgefunden hat. Das lyrische Ich geht sogar so weit, dass es der Stadt Berlin sogar verspricht, es werde in „dicke Wälder deinen Namen ritzen“ (6. Strophe, Z. 4), so wie es Liebende in Baumrinden tun.




Paul Boldt (1885 - 1921): Auf der Terrasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll
Vergletschert alle hallenden Lawinen
Der Straßentakte: Trams auf Eisenschienen,
Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt,
Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.
Stirne und Hände, von Gedanken blink,
schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen – bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen.–
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pe



Wieder handelt es sic um die Großstadt Berlin, genauer den Potsdamer Platz im Herzen der Stadt. Das lyrische Ich sitzt als Cafébesucher bis in die späten Abendstunden auf einer Terrasse inmitten des belebten Platzes und betrachtet das Menschengewühl um sich her, wobei es selbst nicht in Erscheinung tritt.


In der ersten Strophe wird der Leser vor allem mit laut tönenden Geräuschen konfrontiert: dem „Gebrüll“ des Potsdamer Platzes, welches den Verkehrslärm der „Trams auf Eisenschienen“ (Z. 3) und der „Automobile“ (Z. 4), die zusammen mit dem unablässigen Menschenstrom, dem „Menschenmüll“ (Z. 4) zu „Lawinen“ (Z. 2) werden, „vergletschert“ (Z. 1), das heißt, zu einer nicht mehr unterscheidbaren Geräuschkulisse verdichtet. Die Szene auf dem Potsdamer Platz bleibt also unverändert, gerade so, als wäre sie eingefroren.

Im zweiten Quartett , in der es um die Menschen selbst geht, „rinnen“ diese „über den Asphalt“ (Z. 5), Assoziationen zu Abwässern, Kloaken tun sich auf bei dieser Formulierung. Die Menschen sind bloß eine gesichtslose, homogene Masse, in der es keine Individuen mehr gibt. „Ameisenemsig“ und „wie Eidechsen flink“ (Z. 2) sind Metaphern für geschäftiges, vitales Tun, das allerdings vergeblich und sinnlos ist. „Stirne und Hände“ stechen, da sie unbekleidet sind, durch ihre helle Farbe „wie Sonnenlicht“ (Z. 4), das durch den Wald dringt, ins Auge.

Spielen sich die beiden Quartette noch am frühen Abend ab, so ist in den Terzetten die Zeit fortgeschritten, „Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle“ (3. Strophe, Z. 1), und weiße Fledermäuse (sich bewegende Lichter) und gallertartige „lila Quallen“ (Z. 3), die als Ölpfützen auf der Straße liegen, sind zu sehen.

Das Lila der Quallen weckt die Assoziation der Bedrohung, denn die Berührungen der Quallen sind giftig. Beide genannten Tierarten erwecken Abscheu. (Man denke an die Vorstellung von Quallen, die von Autos überfahren werden!)

Im zweiten Terzett werden die Ekel erregenden Konnotationen noch verstärkt: „Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest“ (Z. 2) nun, da es Nacht geworden ist, „wie Eiter einer Pest“ (Z. 3). Es ist, als ob eine eiternde Beule platzen und all ihren ekelhaften Inhalt herausschleudern würde. Was die glitzernde Stadt bei Tag verbergen kann hinter ihren trügerisch glänzenden Fassaden, offenbart sich in der Nacht: Krankheit und Elend sind hier zu Hause - ein gewaltiger Kontrast der beiden Bilder!





Georg Heym (1887 - 1912): Berlin VIII

Schornsteine stehn in großem Zwischenraum
Im Wintertag, und tragen seine Last,
Des schwarzen Himmels dunkelnden Palast.
Wie goldne Stufe brennt sein niedrer Saum.

Fern zwischen kahlen Bäumen, manchem Haus,
Zäunen und Schuppen, wo die Weltstadt ebbt,
Und auf vereisten Schienen mühsam schleppt
Ein langer Güterzug sich schwer hinaus.

Ein Armenkirchhof ragt, schwarz, Stein an Stein,
Die Toten schaun den roten Untergang
Aus ihrem Loch. Er schmeckt wie starker Wein.

Sie sitzen strickend an der Wand entlang,
Mützen aus Ruß dem nackten Schläfenbein,
Zur Marseillaise, dem alten Sturmgesang.




Zunehmend groteske entwickeln sich in der expressionistischen Betrachtungsweise der Stadt in den verschiedenen Fassungen der „Berlin“ - Gedichte Georg Heyms (1887 – 1912). In ihnen erscheint immer dringlicher neben den Motiven der Einsamkeit und des emotionalen Rückzugs des Individuums auch das Motiv des Untergangs, das sich in „Berlin VIII“ (entstanden innerhalb einer ganzen Reihe von weiteren Stadtgedichten Georg Heyms im Dezember 1910) schließlich mit dem Großstadtmotiv verbindet.

Auch Georg Heyms Sonett "Berlin VIII" befasst sich mit der menschlichen Existenz in der Großstadt. Wieder bildet die klassische Sonettform einen äußeren Rahmen, ein Korsett beinahe für das Chaos in der Metropole.

Im ersten Quartett entwirft das - im gesamten Gedicht im Hintergrund bleibende - lyrische Ich ein präzises, realistisches, wenn auch bereits mit recht düsteren Eindrücken behaftetes Bild der Großstadt. Die Silhouetten der Schornsteine ragen in einen winterlichen Abenddämmerungshimmel, der bedrohlich schwarz erscheint., während die Sonne noch ihr letztes Leuchten über den Horizont ergießt: „Wie goldne Stufe brennt sein niedrer Saum“ (1. Strophe, Z. 4). Diese Untergangsstimmung, das beginnende Ertrinken der Stadt in Finsternis, wird von Heym noch durch den gehäuften Einsatz der dunklen Vokale „o“, „au“ und „u“ intensiviert.

Im zweiten Quartett lässt das lyrische Ich seinen Blick vom Stadtzentrum weg über die noch nicht völlig denaturalisierten Randgebiete schweifen, dorthin, „wo die Weltstadt ebbt“ (Z. 6) und ein Güterzug „auf vereisten Schienen mühsam“ (Z. 3) sich aus den Randbezirken der Stadt hinausbewegt. Auch hier finden wir ein durchaus noch realistisches Bild. Die Schwere der ersten Strophe wird jedoch hier noch verstärkt durch den zähen, schleppenden Rhythmus der Sprache, mit dem Heym Inhalt und Form verknüpft.

Nun aber folgt die für das Sonett typische inhaltliche Zäsur. In den beiden Terzetten wechselt das lyrische Ich aus seiner ursprünglichen distanzierten Beobachtung zu visionären, ja fast apokalyptisch anmutenden Bildern. Im ersten Terzett wird ein Armenkirchhof geschildert. Die Toten betrachten von ihren Gräbern aus den "roten Untergang" (Z. 3) der Sonne, der auf sie berauschend wie „starker Wein“ (Z. 3) wirkt. Die Grabsteine sind in fast militärischer Ordnung aneinandergereiht, vielleicht schon eine Vision des Dichters vom drohenden, unvermeidbaren Krieg.

Das zweite Terzett hat beinahe gespenstische, alptraumhafte Züge an sich. Die Toten „sitzen strickend an der Wand entlang“ (Z. 1) und fertigen zum Klang der Marseillaise, des Symbolliedes der Französischen Revolution, „Mützen aus Ruß“ (Z. 2).




Georg Heym (1887 – 1912): Der Gott der Stadt

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybantentanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt.



Den Inbegriff aller expressionistischen Gedichte, die sich um das Motiv der Stadt ranken, bildet Georg Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“. Es ist wie das besprochene Gedicht „Berlin VIII“ im Dezember 1910 entstanden.

In fünf jambischen Vierzeilern aufgebaut, also fast in der Form eines klassischen Dramas, richtet der Text den Blick des Lesers auf die zentrale Figur des Gottes Baal als den Beherrscher aller Städte. Nicht mehr um einen Aspekt oder einen Ausschnitt städtischen Lebens geht es in diesem Gedicht, um die Einsamkeit des Individuums oder irgendein anderes menschliches Detail, das den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens rücken könnte, sondern um die Generalität einer zerstörerischen Willkürherrschaft, die kein Gegenprinzip und keinen Widersacher mehr duldet.

Der Leser erhält in der Einleitungsstrophe die Vorstellung eines sichtbaren Gottes. Baal gleicht einem bösen Dämon, einem brutalen Monster von ungeheurer Größe; ein Häuserblock dient ihm als Thron, auf dem er „breit“ sitzt (1. Strophe, Z. 1). Die ihm zugeordneten Farben sind Schwarz und Rot: „Die Winde lagern schwarz um seine Stirn“ (1. Strophe, Z. 2).

Die großen Städte werden personifiziert, sie ehren den Baal mit der Proskynese, sie „knien um ihn her“ (2. Strophe, Z. 2), sie beten ihn an. Der Rauch der Fabrikschlote wird zum Weihrauch, er „blaut“ (Neologismus!) und – ein christliches Motiv - „der Kirchenglocken ungeheure Zahl / Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer“ (2. Strophe, Z. 3 – 4). Nirgends aber sind konkrete Menschen zu finden, durch die Diskrepanz der Größenverhältnisse sind sie nur mehr ein Nichts.

In der dritten Strophe, gleichsam der Mittelachse des streng aufgebauten Gedichts, greift Heym neuerlich auf ein Element aus der vorchristlichen, heidnischen Zeit zurück, die ekstatische Priesterschaft der Korybanten. Durch das Wort „dröhnt“ (3. Strophe, Z. 1) erhält die kultische Handlung eine negative Konnotation, das in Zeile 2 derselben Strophe durch die Worte „Millionen“ und „laut“ noch intensiviert wird. Der gefräßige Gott erwartet nun ein Opfer, der Bauch des Baal glänzt rot im Abendlicht.

Von der Gedichthandlung her scheint nun die Wendung zum Guten erfolgen zu müssen, doch in der vierten Strophe wird die Peripetie eingeleitet. Es ist inzwischen Nacht geworden: „Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt“ (4. Strophe, Z. 2). Wieder wird der Blick auf den Gott gelenkt, dem das Knien der Städte, das Weihrauchopfer und das Glockengeläute offenbar nicht genügt haben. Baal hat das Opfer der Städte verworfen, er ist maßlos erzürnt. Aus den Winden der ersten Strophe sind nun Stürme geworden, Ausdruck der unmittelbaren Bedrohung. „Die Stürme flattern, die wie Geier schauen / Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.“ (4. Strophe, Z. 3 – 4) Gott zürnt, er wird die Menschen strafen.

In der fünften Strophe werden die Strafe des Gottes und ihre Auswirkungen auf die Menschenmassen beschrieben. Durch das Bild der riesigen „Fleischerfaust“ (Alliteration!) wirkt dies wie eine gnadenlose und brutale Verurteilung, und Baal schickt „ein Meer von Feuer“ durch die Straßen, durch das Verb „jagt“ wirkt dies noch intensiver, und vor dem geistigen Auge des Lesers entsteht förmlich ein alles verschlingender Feuerball. Der „Glutqualm“ kennzeichnet nochmals die Auswirkungen („Und der Glutqualm braust / Und frisst sie auf“, Z. 3 - 4). Erst am Morgen ist der Spuk zu Ende.
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