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"Seine" (eigene) Person vorstellen
 
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Bernardo Stefan
Gast





BeitragVerfasst am: 20. Mai 2017 06:42    Titel: "Seine" (eigene) Person vorstellen Antworten mit Zitat

„Seine“ im Ausdruck „seine (eigene) Person vorstellen“ (synonym zu „sich vorstellen“) ist doch wohl kein Reflexivpronomen, obwohl es von der Bedeutung her (semantisch) reflexiv verwendet wird.

„Seine“ kann wohl aber auch nicht das Possessivpronomen im Akkusativ, feminin sein („vorstellen“ steht mit dem Akkusativ; „Person“ ist feminin), sonst könnte man den Ausdruck „Seine (eigene) Person vorstellen“ nur bei maskulinen Personen gebrauchen, bei femininen Personen müsste man dann sagen: ihre (eigene) Person vorstellen.

Frage: Als welches Pronomen bestimmt sich hier „seine“? Oder: Welchen Analysefehler haben ich hier gemacht?

Im Satz "Er (=Peter) sieht seinen Freund" kann mit „seinen“ Peter selbst gemeint sein: Peter sieht seinen eigenen Freund.

Im Satz "Er (=Peter) sieht seinen (= Karls) Freund" kann mit „seinen“ der Freund einer anderen Person (hier: Karl) gemeint sein: Peter sieht den Freund von Karl.

„Seinen“ ist hier beide Male wohl ein Possessivpronomen. Im ersten Fall jedoch hat „seinen“ eine objektionale Bedeutung. Im zweiten Fall hat es eine reflexive Bedeutung, denn „seine“ bezieht sich auf das Subjekt des Satzes: auf Peter.

Also: „Obgleich das ‚seine‘ im zweiten Satz eine reflexive Bedeutung besitzt, handelt es sich dennoch um kein Reflexivpronomen, sondern um das Possessivpronomen im Akkusativ maskulin, 3. Person maskulin.

Frage: Stimmt meine Analyse?

Danke und lieben Gruß
Bernardo

Zwei Beiträge zusammengefasst, damit es nicht so aussieht, als ob schon jemand antwortet. Steffen
oberhaenslir



Anmeldungsdatum: 20.09.2007
Beiträge: 748

BeitragVerfasst am: 21. Mai 2017 13:45    Titel: Peter sieht seinen Freund. Antworten mit Zitat

Peter sieht seinen Freund.

Peter > Subjekt
sieht > Prädikat
seinen Freund. > Akkusativobjekt

Wer mit dem Possessivpronomen "seinen" gemeint ist, muss aus dem vorangehenden Text hervorgehen, sonst muss es spätestens jetzt ausformuliert werden.

Reflexivpronomen sind die Pronomen "mich/mir, dich/dir, uns, euch, sich". Das Reflexivpronomen gehört eng zu einem echten reflexiven Verb; es bildet mit diesem zusammen als Satzglied ein Prädikat.

Peter beeilt sich.

Peter > Subjekt
beeilt sich. > Prädikat (sich beeilen)
Aracan



Anmeldungsdatum: 07.02.2017
Beiträge: 253

BeitragVerfasst am: 22. Mai 2017 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Zur ersten Frage "seine Person vorstellen" darf ich mit der Gegenfrage eröffnen, warum man das so formulieren sollte.
Weiters ist "seine" in diesem Fall ein Possessivpronomen, wie man unschwer an der analogen Formulierung Ich stelle meine Person vor erkennt.

Das Argument der Genera greift nicht. Erstens stellt sich gar nicht die Frage, ob "seine" im Genus mit "Person" übereinstimmt. Es kann auch ein Mann "seine" Frau vorstellen, bzw. umgekehrt eine Frau "ihren" Mann. Das Genus des Possessivpronomens muss mit dem Besitzer übereinstimmen, nicht mit dem Besessenen.
Zweitens ist "seine Person vorstellen" natürlich nicht für weibliche Personen verwendbar, sondern hier muss "ihre" stehen. Ich verstehe aber nicht, warum "seine" deshalb kein Possessivpronomen sein sollte.
Bernardo Stefan
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Mai 2017 09:32    Titel: Antworten mit Zitat

@ Arcan
Du schreibst:
Zur ersten Frage "seine Person vorstellen" darf ich mit der Gegenfrage eröffnen, warum man das so formulieren sollte.

Ich antworte: Ich unterrichte Flüchtlinge in einem Kulturunterricht, der auch ein Spracherwerb ist. (Ich bin kein Deutschlehrer). Hierbei kommt es vor, dass ich an zwei Beispielen erkläre, wie man eine Bewerbung. Dafür gibt es ein Merkblatt: es beschreibt die Struktur einer Bewerbung. Eine Unterpunkt der Strukturmerkmale soll "seine Person vorstellen" heißen. Der Name dieses Strukturmerkmales gilt für männliche und weibliche Personen.
Meine Antwort: In einem praktischen Sprachgebrauch wird "seine Person vorstellen" so formuliert.

Und das ist meine Stolperfalle: Warum heißt es für männliche und weibliche Geschlechter "seine Person vorstellen"? Reflexiv ausgedrückt lautet dieser Sachverhalt "sich vorstellen", "sich namentlich vorstellen" (=Akkusativ, 3. Person Singular, mask., fem. und neutrum: mich, dich, sich, sich, sich, uns, euch, sich.
Frage: Wie wird aus dem Reflexivum "sich" das Wort "seine", womit dann bei "seine" kein wirkliches Possesiv vorläge, sondern ein verkapptes Reflexivum. Oder?

Danke und lieben Gruß
Bernardo
Steffen Bühler
Administrator


Anmeldungsdatum: 26.06.2012
Beiträge: 1006

BeitragVerfasst am: 24. Mai 2017 10:37    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist wirklich eine interessante Frage, die mal wieder zeigt, welche Fallstricke die deutsche Sprache für Lernende bereithält.

Für mich schwingt hier ein verstecktes "man" mit, das ja (Gender hin oder her) maskulin behandelt wird. Also: (man soll) seine Person vorstellen.

Im Netz gibt es ja zahlreiche Ratgeber, da lauten die Titel oft ähnlich. Wir, egal ob Mann oder Frau, lernen da beispielsweise, wie man
  • Seine Arbeit lieben
  • Seinen Hund richtig verstehen
  • Sein Haar auf natürliche Weise färben
kann. Auch hier wird für mich die Konstruktion mit "man" stillschweigend vorausgesetzt.

Somit bleibt das "sein" für mich hier ein Pronomen.

Viele Grüße
Steffen
Bernardo Stefan
Gast





BeitragVerfasst am: 24. Mai 2017 10:42    Titel: Antworten mit Zitat

Für eine weitere Aussage von Arcan:
@ Arcan
Du schreibst:
Es stellt sich „gar nicht die Frage, ob "seine" im Genus mit "Person" übereinstimmt. Es kann auch ein Mann "seine" Frau vorstellen, bzw. umgekehrt eine Frau "ihren" Mann. Das Genus des Possessivpronomens muss mit dem Besitzer übereinstimmen, nicht mit dem Besessenen.

Ich antworte:
Die folgenden Possessivpronomen richten sich im Genus nach dem Genus des Besitzes und nicht nach dem Besitzer, denn „ich“ kann eine Frau oder ein Mann sein:
    Ich stelle meinen Freund vor. (Dies sagt ein Mann oder eine Frau.)
    Ich stelle meine Freundin vor. (Dies sagt ein Mann oder eine Frau.)

Nur in der 3. Person Singular bezieht sich das Genus des Possessivpronomens auf den Besitz und nicht auf den Besitzer:
    Die Frau stellt ihre Freundin vor bzw. ihren Freund.
    Der Mann stellt seine Freundin vor bzw. seinen Freund.

Das stimmt doch wohl.
Frage: Oder ist mein Denken „verhext“?

Danke und lieben Gruß
Bernardo
Aracan



Anmeldungsdatum: 07.02.2017
Beiträge: 253

BeitragVerfasst am: 26. Mai 2017 10:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Bernardo,
zur Frage der Übereinstimmung des Genus hast du die Antwort schon in der Frage versteckt:

"Der Mann stellt seine Freundin vor bzw. seinen Freund."

In beiden Fällen hast du das männliche Possessivpronomen gesetzt, weil es mit dem "Mann" übereinzustimmen hat. Nur dekliniert es eben unterschiedlich, je nachdem, ob es ein männliches oder weibliches Objekt näher bestimmt.
Die Übereinstimmung ist, wie du richtig bemerkst, nur in der 3. Person Singular sichtbar, weil nur hier das Possessivpronomen in unterschiedlichen Genera existiert. Aber das Prinzip ist immer dasselbe, ob ich von meinem Mann oder meiner Frau rede, er von seinem Hund oder seiner Katze oder sie von ihrem Hut oder ihrer Mütze.

Du hast in deiner Frage zwei Dinge vermischt: die weiblichen und männlichen Formen der Pronomina einerseits und die weiblichen und männlichen Deklinationen dieser Pronomina andererseits. (Wobei, wie schon gesehen, weibliche Pronomina männlich deklinieren können und umgekehrt.)

Im Übrigen teile ich die Ansicht von Steffen Bühler, dass hier ein "man" mitgedacht ist und dass im herkömmlichen (nicht bewusst gegenderten) Sprachgebrauch im Zweifelsfall die männliche Form gesetzt wird, solange nicht geklärt ist, dass explizit die weibliche benötigt wird.

Warum man im praktischen Sprachgebrauch "seine Person" vorstellen soll anstatt "sich", das verstehe ich immer noch nicht.[/b]
Steffen Bühler
Administrator


Anmeldungsdatum: 26.06.2012
Beiträge: 1006

BeitragVerfasst am: 26. Mai 2017 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Aracan hat Folgendes geschrieben:

Warum man im praktischen Sprachgebrauch "seine Person" vorstellen soll anstatt "sich", das verstehe ich immer noch nicht.


Mir kommt da gerade der Gedanke, dass eine Überschrift "Sich vorstellen" vielleicht falsch verstanden werden kann, nämlich im Sinne von "sich etwas vorstellen". Eventuell hat der Schreiber dies vermeiden wollen.
Bernardo Stefan



Anmeldungsdatum: 10.06.2017
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 18. Jun 2017 10:18    Titel: @ Arcan Antworten mit Zitat

@ Arcan
Lieber Arcan
Ich habe unter folgenden beiden Links
( https://drive.google.com/open?id=0B-kq8Y-m3uW5dDBvakZPY19UanM )
und
( https://drive.google.com/open?id=0B-kq8Y-m3uW5Z3RiQ3lvSWdscjA )
übersichtlich dargestellt und beschrieben, dass
a) dass die Endungen des Possessivums (-e, -es, -er, -em, -en) sich sehr wohl nach den Endungen des Artikels des Besitzes richten,
b) hingegen richten sich die Formen des Possessivums (mein, dein, sein, ihr, sein, unser, euer, ihr) nach dem Besitzer.

Ich hatte bei meinen Aussagen den Sachverhalt a) im Blick, daher sah ich b) nicht bzw. deshalb wurde mein Aussagen-Blick „verhext“.
Danke für deine Kritik.

Zu deiner Anmerkung, dass du immer noch nicht verstehst, warum man im praktischen Sprachgebrauch „seine Person vorstellen“ statt „sich vorstellen“ sagt, weise ich auf Folgendes hin.
„Sich vorstellen“ meint semantisch wohl eher „seinen Namen vorstellen“, während „seine Person vorstellen“ meint: Namen, Geburtsdatum, Geburtsort, Beruf… nennen.

Lieben Gruß
Bernardo Stefan
Aracan



Anmeldungsdatum: 07.02.2017
Beiträge: 253

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2017 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Bernardo,
wir sind einer Meinung, was den Unterschied zwischen den Formen der Possessivpronomina (sein, ihr etc.) einerseits und deren Deklination andererseits betrifft!
Zum Unterschied zwischen "sich vorstellen" und "seine Person vorstellen": Mir ist sich "vorstellen" durchaus in einem umfassenderen Sinne geläufig und nicht nur mit Bezug auf die Nennung des eigenen Namens. Aber das ist wohl Geschmackssache. Steffen Bühler hat ja auch recht mit seinem Hinweis, dass "sich vorstellen", wenn es allein steht, missverstanden werden kann.
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