abraxas Ehrenmoderator
Anmeldungsdatum: 19.07.2004 Beiträge: 870
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Verfasst am: 01. Okt 2005 01:51 Titel: |
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Die ideale Charakterisierung besagt: ALLE Textstellen GENAU analysieren.
Aber wir sind hier nicht beim Staatsexamen!
Prinzipiell lässt sich das nicht pauschal sagen. Es gibt Texte, da steht über sehr, sehr viele Zeilen und Seiten nix oder sich nur wiederholendes (Theodor Fontane - "Effi Briest" ... auch wenn ich mir damit Feinde mache) und dann sind da die KERNaussagen schlechthin. (Auch wenn man die bei Effi Briest sehr leicht übersieht...)
Dann kannst Du natürlich nicht beschreiben, wie die Gartenparty bei der Nachbarin verlief, sondern musst schon herausschreiben, wie die Effi ihren Mann mit dem guten Major Crampas betrügt...
Du musst spontan entscheiden: wieviel Zeit hast Du (Klausursituation?)? Das ist Deine wichtigste Frage. Dann liest Du Dir den Text durch und unterstreichst diejenigen Stellen, die Du für diese Figur entscheidend findest. Sehr wichtige Stellen markierst Du dann herausgehoben.
Jetzt musst Du entscheiden: welche Stellen muss ich wirklich analysieren? Wichtig: Wenn eine Stelle ein Charaktermerkmal ausdrückt, dann muss die auch rein! Wenn sie nur Wiederholung von vorher schon gesagtem ist, dann kannst Du sie unter den Tisch fallen lassen.
Und die goldene Regel: Niemals, (never ever) einfach nur eine Textstelle oder ihre sprachliche Analyse OHNE tatsächliche Bedeutung für Deinen Text!
Mein Motto: lieber weniger Textstellen, dafür mit umfangreicher Analyse und vollständiger Darstellung und Interpretation der Figur als viele nichtssagende und auch noch zusammenhangslos aneinandergereihte Textbelege mit höchstens ein, zwei Sätzen dazu!
Was Deine Reihenfolge angeht:
Die äußere Erscheinung und die soziale Situation sind oft sehr eng miteinander verbunden. Meist wird auch beides sehr früh im Text dargelegt. Also zwei gute Punkte, um damit anzufangen! Versuch nicht, beide nacheinander einfach "abzuhaken" sondern versuche vielmehr ein bisschen Rückschlüsse vom einen aufs andere zu ziehen.
Die nächsten beiden Punkte gehören wieder zusammen. Das Verhalten gehört nun schon zur konkreten inhaltlichen Analyse. Auch hier kannst Du versuchen beide Punkte zu verknüpfen - denn wieder bedingt eins das andere. Du kannst von Handlungen Rückschlüsse auf das psychische Befinden ziehen und umgekehrt darlegen, wie eine bestimmte Gefühlslage auf den Charakter und seine Handlung einwirken.
Was genau Du mit sozialer Bedingtheit meinst, müsstest Du mir noch erklären...
Punkt sechs wiederum spielt stark bei Punkt vier und fünf rein...
Du kannst Dich an diese Aufzählung halten - aber je nach Situation solltest Du flexibel sein - nicht viele Texte lassen eine genaue Abhandlung dieser Punkte durch.
Versuch einfach flexibel zu sein - das geht am Besten mit viel Übung! Ist wie beim Sport oder mit der Musik...
Wenn Du noch Fragen hast -
Wir stehn dir zur Verfügung
grüße abraxas _________________ Stell Dir vor es geht und keiner kriegts hin. |
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