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Interpretation von "Eine größere Anschaffung"
 
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goodasgold
Gast





BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 19:20    Titel: Interpretation von "Eine größere Anschaffung" Antworten mit Zitat

Liebe Literaturbegeisterte!

Ich muss für den Deutschunterricht die Kurzgeschichte "eine größere Anschaffung" von wolfgang hildesheimer nach der aspektorientierten Methode interpretieren.
Falls ihr die Geschichte nicht kennt, habe ich sie unten abgeschrieben..
Der Erzählerposition sollte man auch besonders seine Aufmerksamkeit widmen.

Leider bin ich irgendwie total überfordert und habe keine ideen.. traurig
Bitte helft mir, Interpretationen sind wirklich nicht meine Stärke...

Danke schon jetzt! Mit Zunge

Hier die Kurzgeschichte:

Eine größere Anschaffung
Von Wolfgang Hildesheimer

Eines Abends saß ich im Dorfwirtshaus vor (genauer gesagt, hinter) einem Glas Bier, als ein Mann gewöhnlichen Aussehens sich neben mich setzte und mich mit vertraulicher Stimme fragte, ob ich eine Lokomotive kaufen wolle. Nun ist es zwar ziemlich leicht, mir etwas zu verkaufen, denn ich kann schlecht nein sagen, aber bei einer größeren Anschaffung dieser Art schien mir doch Vorsicht am Platze. Obgleich ich wenig von Lokomotiven verstehe, erkundigte ich mich nach Typ und Bauart, um bei dem Mann den Anschein zu erwecken, als habe er es hier mit einem Experten zu tun, der nicht gewillt sei, die Katz im Sack zu kaufen, wie man so schön sagt. Er gab bereitwillig Auskunft und zeigte mir Ansichten, die die Lokomotive von vorn und von den Seiten darstellten. Sie sah gut aus und ich bestellte sie, nachdem wir uns vorher über den Preis geeinigt hatten, unter Rücksichtsnahme auf die Tatsache, daß es sich um einen second-hand-Artikel handelte.
Schon in derselben Nacht wurde sie gebracht. Vielleicht hätte ich daraus entnehmen sollen, daß der Lieferung eine anrüchige Tat zugrunde lag, aber ich kam nun einmal nicht auf die Idee. Ins Haus konnte ich die Lokomotive nicht nehmen, es wäre zusammengebrochen, und so mußte sie in die Garage gebracht werden, ohnehin der angemessene Platz für Fahrzeuge. Natürlich ging sie nur halb hinein. Hoch genug war die Garage, denn ich hatte früher einmal meinen Fesselballon darin untergebracht, aber er war geplatzt. Für die Gartengeräte war immer noch Platz.
Bald darauf besuchte mich mein Vetter. Er ist ein Mensch, der, jeglicher Spekulation und Gefühlsäußerung abhold, nur die nackten Tatsachen gelten läßt. Nichts erstaunt ihn, er weiß alles, bevor man es ihm erzählt, weiß es besser und kann es erklären. Kurz, ein unausstehlicher Mensch. Nach der Begrüßung fing ich an: „Diese herrlichen Herbstdüfte ...“ – „Welkendes Kartoffelkraut“, sagte er. Fürs erste steckte ich es auf und schenkte mir von dem Kognak ein, den er mitgebracht hatte. Er schmeckte nach Seife, und ich gab dieser Empfindung Ausdruck. Er sagte, der Kognak habe, wie ich auf dem Etikett ersehen könne, auf den Weltaufstellungen in Lüttich und Barcelona große Preise erhalten, sei daher gut. Nachdem wir schweigend mehrere Kognaks getrunken hatten, beschloß er, bei mir zu übernachten und ging den Wagen einstellen. Einige Minuten darauf kam er zurück und sagte mit leiser, leicht zitternder Stimme, daß in meiner Garage eine große Schnellzuglokomotive stünde. „ich weiß“, sagte ich ruhig und nippte von meinem Kognak, „ich habe sie mir vor kurzem angeschafft.“ Auf seine zaghafte Frage, ob ich öfters damit fahre, sagte ich nein, nicht oft, nur neulich nachts hätte ich eine benachbarte Bäuerin, die ein freudiges Ereignis erwartete, in die Stadt, ins Krankenhaus gefahren. Sie hätte noch in der Nacht Zwillingen das Leben geschenkt, aber das habe wohl mit der nächtlichen Lokomotivfahrt nichts zu tun. Übrigens war das alles erlogen, aber bei solchen Gelegenheiten kann ich oft diesen Versuchungen nicht widerstehen. Ob er es geglaubt hat, weiß ich nicht, er nahm es schweigen zur Kenntnis, und es war offensichtlich, daß er sich bei mir nicht mehr wohl fühlte. Er wurde ganz einsilbig, trank noch ein Glas Kognak und verabschiedete sich. Ich habe ihn nicht mehr gesehen.
Als kurz darauf die Meldung durch die Tageszeitung ging, dass den französischen Staatsbahnen eine Lokomotive abhanden gekommen sei, wurde mir natürlich klar, dass ich das Opfer von einer unlauteren Transaktion geworden war.
Deshalb begegnete ich dem Verkäufer, als ich ihn kurz darauf im Dorfgasthaus wieder sah, mit zurückhaltender Kühle.
Bei dieser Gelegenheit wollte er mir einen Kran verkaufen, aber ich wollte mich in ein Geschäft mit ihm nicht mehr einlassen, und außerdem, was soll ich mit einem Kran?
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 19:35    Titel: Antworten mit Zitat

FRAGE: Unter w e l c h e n “Aspekten“ denn interpretieren?
**
URL.:
http://www.guentherneumann.de/2SAGKD01.htm

Wenn du hier im Internet suchst, findest du folgende Hilfe eine schule, die diesen Text als Aufgabe gestellt hat:

Aufgabenstellung, Erwartung…

Aufgabe: Interpretieren Sie den Text „Eine größere Anschaffung“ von Wolfgang Hildesheimer!

Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren und verlebte seine Kindheit in Hamburg, Berlin, Cleve, Njimegen und Mannheim.
1950 wurde er ziemlich unvermittelt zum Schriftsteller. Bereits Hildesheimers erste Kurzprosasammlung "Lieblose Legenden" (1952) ein großer Erfolg.
1966 erhielt Hildesheimer den Georg-Büchner-Preis. Zu den weiteren Literaturpreisen gehören der Hörspielpreis der Kriegsblinden (1954). Außerdem wurde er 1982 Ehrendoktor der Universität Gießen. Bereits 1983 hatte der Hildesheimer, der Mitglied der Gruppe 47 war, bewusst aufgehört, literarische Texte zu schreiben ("Das Ende der Fiktionen und andere Reden", 1984). Danach widmete er sich vorwiegend seinen Graphiken und Collagen. Am 21. August 1991 verstarb Wolfgang Hildesheimer in seiner Wahlheimat Poschiavo (Graubünden, die ihn inzwischen zum Schweizer Ehrenbürger ernannt hatte.

Erwartungshorizont zu dieser Aufgabe:

Mustergliederung:
Leben in der Konsumgesellschaft
Eine größere Anschaffung
Beispiele für irrationales Konsumverhalten [Inhaltsangabe]
Eine kurze Geschichte zwischen absurder Parabel und Kurzgeschichte [Gattungsmerkmale]
Der Erzähler als Identifikationsfigur des konsumorientierten Normalbürgers [Hauptfigur 1]
Die Funktion des Vetters als Zeuge und Maßstab der scheinbar normalen Gesellschaft [Figur 2]
Die sachliche Sprache des Berichts und die Täuschung über die Tatsachen [Sprachliche Merkmale]
Hildesheimers Ahnung der Konsumgesellschaft zur Entstehungszeit 1952 [Zeitliche Einordnung]
Aktualität der Kritik Hildesheimers an der „Festung Europa“

**

Hier fehlt allerdings, dass diese Geschichte auch als eine Satire der zeitlichen wirtschaftlichen Bedingungen gelesen werden kann.
Wie kannst du dann die Intention der Erzählers Hildesheimer formulieren?
Was kritisiert er durch Humor und aggressive Übertreibung?

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.
goodasgold
Gast





BeitragVerfasst am: 02. Dez 2005 19:52    Titel: .. Antworten mit Zitat

Zuerst möchte ich mich für die rasche antwort bedanken..
smile Diese Seite hab ich schon besucht, das ist zwar eine ganz gute gliederung, aber ich komme damit auch nicht weiter.
Mir fehlen einfach die ansätze, ich kann die notwendigen informationen aus dem text irgendwie nicht so richtig herauslesen
Aspektorientiert soll bedeuten Erzählerposition, Charaktere, äußer Umstände, Erzählzeit, erzählt Zeit, gattungsspezifisch, sprache und stil, schauplätze und natürlich auch den Inhalt zu berücksichtigen.

Es wäre nett wenn ihr mir weiter ideen liefern könntet, denn ich hab schon das ganze internet durchsucht, aber leider erfolglos... traurig
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