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Interpretation zweier Zitate ( Zweig und Seghers )
 
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couer81
Gast





BeitragVerfasst am: 19. Apr 2006 22:35    Titel: Interpretation zweier Zitate ( Zweig und Seghers ) Antworten mit Zitat

"Man muss daher versuchen, solche Sicherheit außerhalb dieser Welt zu finden, abseits seines Vaterlandes;... Niemand aber haben wir dankbarer zu sein als jenen, die in einer unmenschlichen Zeit wie der unseren das Menschliche in uns bestärken, die uns mahnen, das Einzige und Unverlierbare, dass wir besitzen, unser innerstes Ich nicht preiszugeben." S.Zweig

"Aus Deutschland ist ein furchtbares Unglück herausgewachsen, für Deutschland selbst und für die anderen Völker. Der Faschismus in seiner rohsten Form, unter dem Zeichen des Hakenkreuzes... Deutschland ist unser Land durch jene Männer, die auf den deutschen Schafotten für Deutschland umkamen. Sie sind die Störtebeker, die Florian Geyer unserer Tage." A. Seghers


ich soll diese beiden Zitate vergleichen und interpretieren
kann mir jemand bei ansätzen helfen?
Nach-Leser
Gast





BeitragVerfasst am: 22. Apr 2006 10:23    Titel: Antworten mit Zitat

Wie zwei einander gegenübergestellte Beispiele (... gute Auswahl eines Lehrers..smile

Zweig:

"Man muss daher versuchen, solche Sicherheit außerhalb dieser Welt zu finden, abseits seines Vaterlandes;... Niemand aber haben wir dankbarer zu sein als jenen, die in einer unmenschlichen Zeit wie der unseren das Menschliche in uns bestärken, die uns mahnen, das Einzige und Unverlierbare, dass wir besitzen, unser innerstes Ich nicht preiszugeben."
Stefan Zweig
Sein verzweifelter Freitod eher aus persönlichen Motiven zusammen mit seiner Frau, weit ab der welthistorischen Auseinandersetzungen, in Brasilien 1942)

Seine Gedanken darüber hielt er in seinem Tagebuch fest, in dem sich oft Einträge finden wie am 26. Mai 1940:
„Jedenfalls, man täte gut, ein Fläschchen mit Morphium jederzeit bereit zu haben.“
Kurz darauf liest man: „[…] und als Sechziger ist man ohnehin doch schon unterhöhlt und halb erledigt. Ich will nicht mehr und zögere nur, diesen Willen durchzusetzen, aber von außen wird mir schon dazu geholfen werden […].“

Zweig drückt seine Lebensmüdigkeit z.B. in einer Unterhaltung mit Carl Zuckmayer aus:

„Die Welt, die wir geliebt haben, ist unwiederbringlich dahin. Und zu dem, was später kommt, können wir nichts mehr beitragen. Unser Wort wird nicht mehr verstanden werden – in keiner Sprache. Wir werden Heimatlose sein – in allen Ländern. Wir haben keine Gegenwart und keine Zukunft.“

*

Ganz anders die politisch geschulte, historische denkende Frau Seghers, die schon im Expressionismus wirtschaftliche und soziale Diktate und Zeichen der Zeit erkannt hatte und nicht im Individuell-Psychologischen ihren Schwerpunkt gesehen hatte, z.B. bei Arbeiterdramen und aktive, vorausschauende Auseinandersetzung mit dem Faschismus.

"Aus Deutschland ist ein furchtbares Unglück herausgewachsen, für Deutschland selbst und für die anderen Völker. Der Faschismus in seiner rohsten Form, unter dem Zeichen des Hakenkreuzes... Deutschland ist unser Land durch jene Männer, die auf den deutschen Schafotten für Deutschland umkamen. Sie sind die Störtebeker, die Florian Geyer unserer Tage." Anna Seghers

Sie sieht noch Freiheitshelden für ihre Arbeit und die politische Gesundung in Europa. (Obwohl ihrer Parteinahme für den stalinistischen Kommunismus in der DDR vergeblich und antihuman war; was sie nie mehr erfasste.)
*
Was literarisch und menschlich bei Zweig rasant interessant war, aus seiner Wiener Zeit (und im „Schachspiel“ (1941) auch die politischen Hintergründe beispielhaft einfing – war für mich in Seghers Werk immer eher politisch-schablonenhaft; später gar unsinnig und nicht mehr lesbar.

Das Psychologische bei Zweig und das Politische bei Seghers – beides waren extreme Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmuster der NS- und Kolonialideologien.
Beide ergänzen sich in ihren Werken und Aussagen; bieten aber nur detaillierte, ausschnitthafte humane Beispiele im Kampf um die menschliche Zukunft bis 1945 (für die DDR ja noch länger, leider).
Die Fluchtwege ins Überleben führten weit fort, nachdem in Deutschland (nach 1933) nicht mehr Recht, Bürgerlichkeit, Gesetz und Ordnung und Freiheit das Leben ermöglichten…
*
Wir haben die einmalige Chance - zu lesen, nachzulesen, von diesen Entscheidungen und Tragödien und (selten) von den glücklichen Zufällen oder/und Kämpfen.
Juja



Anmeldungsdatum: 02.04.2006
Beiträge: 115

BeitragVerfasst am: 22. Apr 2006 10:56    Titel: Antworten mit Zitat

zweig bezieht das auf die zeit des nationalsozialismus, wegen dem er sich ja auch umgebracht hat, weil er sich so für sein vaterland geschämt hat
_________________
But, soft! what light through yonder window breaks?
It is the east, and Juliet is the sun.

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