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Dani



Anmeldungsdatum: 25.06.2006
Beiträge: 6
Wohnort: Bayern ;-)

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 18:13    Titel: Poetische Texte erschließen Antworten mit Zitat

Wir schreiben nächste Woche eine Schulaufgabe zu diesem Thema, aber unsere Lehrerin hat uns überhaupt nicht darauf vorbereitet, weil wir keine Zeit dazu hatten. Jetzt bin ich natürlich voller Panik, weil ich keine Ahnung habe, wie man soetwas samt Schreibplan, schreibt.
So soll es ungefähr aufgebaut sein:
1. Titel Werk Autor (kurzer Lebenslauf
2. Inhalt und Aufbau
3. Sprachliche Merkmale
4. Interpretation/ Aussage

zu 2. hab ich gar keine Ahnung, was da alles reinmuss (zum Aufbau)

Sie hat gemeint es wird eine Kurzgeschichte von Borchert sein.
Meine Frage ist also, Was muss ich beim 2. Punkt alles reinschreiben, und wie sieht ein Schreibplan aus?????
Eigentlich hab ich keine Ahnung, wie man sowas anpackt traurig traurig
Franziska



Anmeldungsdatum: 02.12.2005
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Lehrer gibt uns immer Handreichungen zu solchen Punkten, die Fragen beinhalten.

Zu Inhalt und Aufbau wären dies:
Welche Erzählschritte gibt es? Gibt es einen Wechsel zwischen Textpassagen, in denen vorwiegend eine äußere Handlung dargestellt wird, und solchen, in denen vorwiegend Gedanken und Gefühle einer Person zur Sprache kommen? Welche Beziehung gibt es zwischen der Ausgangssituation und dem Schluss? Welche Spannungsmomente gibt es? Wo sind Höhe- und Wendepunkte?

Hilft dir das ein wenig weiter?

Viele Grüße
Franziska
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 25. Jun 2006 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hoffe, du hast schon selber gegoogelt; hier aber findest du wenigstens für zwei Geschichten Hilfen; und die Gliederungsgesichtspunkte sind so etwas, wie du es als "Schreibplan" brauchst:

http://teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/bor/bor_nachts0.htm

*
Für die "Küchenuhr":

http://teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/bor/bor_kuech0.htm
*

Schreib selber mal eine Interpretation zur Übung! (Die besten Gedanken kommen beim Schreiben!)

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.
Dani



Anmeldungsdatum: 25.06.2006
Beiträge: 6
Wohnort: Bayern ;-)

BeitragVerfasst am: 26. Jun 2006 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Danke Danke danke Mit Zunge
Ich hab zwar selbst schon gegoogelt und auch was gefunden, aber ihr habt mir trotzdem viel weitergeholfen.
Ich vermute mal, dass die Geschochte mit den Ratten drankommt, da sie sich sehr gut zur Interpretation eignet. Ich werd mal versuchen was zu schreiben. Vielleicht kopier ich sie hier rein und ihr könnt es überfliegen und sagen, was ihr davon haltet.
Dani



Anmeldungsdatum: 25.06.2006
Beiträge: 6
Wohnort: Bayern ;-)

BeitragVerfasst am: 26. Jun 2006 23:04    Titel: Antworten mit Zitat

So, da hab ich mich mal an den Punkten 1 und 2 versucht:

Nachts schlafen die Ratten doch

Die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert, der als einer der wichtigsten Vertreter der Trümmerliteratur zählt, handelt, wie es typisch ist für diese Textgattung, vom Thema Krieg.
Wolfgang Borchert, am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren, war im Zweiten Weltkrieg als Soldat beteiligt, wodurch seine Gesundheit nach seiner Flucht aus der französischen Kriegsgefangenschaft und anderen Kriegsstrapazen stark angeschlagen war. So starb er sehr jung im Alter von gerade einmal 26 Jahren.
Bekannte Werke von ihm sind das Drama „Draußen vor der Tür“ sowie seine Kurzgeschichten wie „Das Brot“. In diesen verarbeite er vor allem seine Erfahrungen mit dem Krieg.
Dies gilt auch für die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“. Sie spielt in einer Trümmerlandschaft einer Stadt, die dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen ist. Ein 9- Jähriger Junge will dort seinen kleinen Bruder, welcher unter den Trümmern begraben liegt, davor bewahren, dass Ratten seine Leiche aufessen. Einem Älteren Mann, der des Weges kommt, gelingt es mit Hilfe einer Notlüge, den Jungen von seinem absurden Vorhaben abzubringen.
Der Text lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern, von denen der Mittlere den Längsten darstellt.
Die Geschichte beginnt mit einem unvermittelten Beginn in Zeile 1-2 „ Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer gähnte blaurot...“. Der Leser wird ohne jede Vorbereitung die Geschichte hineingeworfen. Zunächst wird die Umgebung ausführlich beschrieben „ Staubgewölk flimmerte“, „Die Schuttwüste döste“(Zeile 2-3). Dann kommt der Junge ins Spiel. Wer genau dieser Junge ist, erfahren wir im ersten Abschnitt jedoch noch nicht, da Borchert für diesen nur das Personalpronomen „er“ verwendet. Dieser merkt plötzlich, dass jemand auf ihn zukommt. An dieser Stelle ist bereits ein kleiner Höhepunkt eingebaut durch die kurzen Gedanken des Jungen „ Jetzt haben sie mich!“ (Zeile 6), wodurch nicht nur der Bub, sondern auch der Leser glaubt, er sei in Gefahr.
Die Spannung fällt aber bereits in der ersten Zeile des Zweiten Abschnittes wieder ab, indem der Mann ganz salopp fragt „ Du schläfst hier wohl, was?“ (Zeile 13). Mit diesem Satz beginnt schließlich der lange Dialog zwischen den beiden Figuren, welcher diesen Sinnabschnitt ausmacht. Zunächst ist Jürgen, dessen Namen wir hier erfahren, dem Mann gegenüber verschlossen und will ihm nicht verraten, was er an diesem trostlosen Ort macht „ Ich kann es nicht sagen“ (Zeile 27). Doch der Mann gibt nicht auf. Als er seine Kaninchen erwähnt, beginnt Jürgen sich dafür zu interessieren „ Jürgen machte einen runden Mund“ (Zeile 44). Der Mann bietet ihm sogar an, sich eines auszusuchen. Doch auch das kann Jürgen letztendlich nicht von seinem Vorhaben abbringen. In Zeile 63 ist schließlich der Höhepunkt der Geschichte, als der Mann sich umdreht um zu gehen. Dies führt in Zeile 65 den Wendepunkt nach sich, an welchem der Junge dann doch seine Geheimnis verrät „ Es ist wegen den Ratten“. Von diesem Moment an ist alles anders. Jürgen ist offener und hat Vertrauen gefasst. Er erzählt ihm von dem Bombenangriff und dass er hier sei um seinen toten Bruder davor zu bewahren, dass ihn die Ratten fressen ( Zeile 69, Zeile 75-79). Daraufhin erzählt ihm der Mann „Nachts schlafen die Ratten doch“ (Z.86). Natürlich ist dies eine Lüge, aber er will Jürgen von seinem absurden Plan abbringen und auf andere Gedanken bringen. Dies gelingt ihm schließlich auch und Jürgen interessiert sich am Ende fast nur noch für die Kaninchen und will geduldig warten, bis es dunkel wird und der Mann mit diesen wiederkommt „ Ich warte bestimmt“. (Zeile 111)
Im dritten Sinnabschnitt geht der Mann nach Hause und endet ebenso unvermittelt, wie die Geschichte schon anfing „ Grünes Kaninchenfutter, das war etwas grau vom Schutt“ (Zeile 117). Der Schluss ist zudem offen, so dass der Leser nicht weiß, wie die Geschichte ausgeht.
Dani



Anmeldungsdatum: 25.06.2006
Beiträge: 6
Wohnort: Bayern ;-)

BeitragVerfasst am: 27. Jun 2006 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hier ist der Rest ( Punkt 3 und 4)

In stilistischer Hinsicht lässt sich sagen, dass „ Nachts schlafen die Ratten doch“ von äußerster Nüchternheit und Kargheit ist. Die Sätze sind vorwiegend kurz und enthalten kaum Ausschmückungen.
Dies ist wegen dem vorherrschenden parataktischen Satzbau, der vor allem im Dialog zwischen den beiden Figuren die Bedrückung und Distanz verdeutlicht. Ferner ist der Stil geprägt durch Ellipsen, die Sätze atmosphärisch verdichten und so den Leser unmittelbar in den Bann zieht. So gestaltet Borchert auch den Höhepunkt in Zeile 64 „ Wenn du hier bleiben musst- schade“.
Zudem verwendet der Autor eine Alltagssprache mit umgangssprachlichen Wendungen wie in Zeile 13 „ Du schläfst hier wohl, was?“.
Interessant ist auch, auf welche Weise der Mann mit Jürgen spricht. Die Sprache ist der des Jungen angepasst, nämlich sehr kindlich, sodass er ein Gleichgesinnter Kamerad zu sein scheint. So kann er schließlich auch das Vertrauen des Buben gewinnen
Bereits im ersten Absatz fällt das Stilmittel der Personifikation auf. „ Das hohle Fenster gähnte“ und „ Die Schuttwüste döste“. Dadurch erreicht der Autor eine eindrucksvolle, bildhafte Beschreibung der Umgebung, welche sich der Leser dadurch sehr gut vorstellen kann. Zudem verstärken sie die anfängliche triste Stimmung.
In Zeile 78 findet man eine Anapher mit dem Wort „er“ und gleichzeitig eine Wiederholung des gleichen Satzes „Er war viel kleiner als ich. Er muss ja noch hier sein. Er ist doch viel kleiner als ich.“ Dies verdeutlicht in eindrucksvoller Weise die Verzweiflung des Jungen und zudem, dass er es immer noch nicht fassen kann, was passiert ist und sein Bruder tot ist. Auch in Zeile 86 finden wir eine Anapher und Wiederholung „ Nachts schlafen die Ratten doch. Nachts kannst du ruhig nach Hause gehen. Nachts schlafen sie immer“. Dies verstärkt die Eindringlichkeit, mit welcher der Mann den Jungen überzeugen, und so dazu bringen will wenigstens nachts die Wache zu beenden.
Auch was die Wortwahl betrifft, gibt es ein paar Besonderheiten. So verwendet Borchert zu Beginn statische Verben wie „gähnen, flimmern, dösen“ und „schlafen“ während er am Schluss dynamische Verben wie „rufen, laufen und aufgeregt hin und her schwenken“ (Z.114) heranzieht. Daran sieht man, wie sich die Situation seit dem Wendepunkt verändert hat.
Diese Veränderung wird auch erkennbar durch die verwendeten Adjektive. Zu Beginn sind es Wörter wie„ dunkel und grau“, während es später „weiß und grün“ heißt. In diesen Worten ist eine Farbsymbolik enthalten, mit grau als Farbe der Trauer und Düsterheit im Gegensatz zu weiß, der Farbe des Friedens und des Lichts sowie zu grün, der Farbe der Hoffnung.
In der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ zeigt Borchert die Situation der Menschen in den ausgebombten Städten anhand des Schicksals eines kleinen Jungen. Viele verloren, wie Jürgen, ein oder mehrere Familienmitglieder und sahen ihr Haus in Trümmern liegen. So bekommt die Nachwelt einen kleinen Einblick in den Schrecken des Zweiten Weltkrieges, welcher dem Individuum widerfahren ist
Die in den ersten Zeilen geschilderte Trümmerlandschaft, zeigt auch den inneren Zustand des Jungens und der Menschen der damaligen Situation auf.
Doch es stellt sich die Frage, weshalb der Mann Jürgen anlügt. Sicherlich nicht aus Boshaftigkeit, sondern nur, um ihn von seinem Plan abzubringen. Es hat nämlich keinen Sinn, die Leiche vor Ratten zu bewahren, da dies nichts an der eigentlichen Situation ändert und den Bruder nicht wieder lebendig macht. Die Wahrheit, hätte Jürgen aber wohl noch nicht ganz verstanden. Der Junge soll lernen Schicksalsschläge zu verkraften und erkennen, dass das Leben weitergehen muss, auch wenn man einen geliebten Menschen verliert. Die „Trümmer“ müssen wieder aufgebaut werden.
Schließlich hat der Mann Erfolg und der Junge verdrängt den Gedanken an die Ratten, als ein Symbol für Tod und Verderben und wendet seine Gedanken schließlich dem Kaninchen, ein Symbol des Lebens zu.
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