Autor |
Nachricht |
Boerni
Anmeldungsdatum: 05.06.2007 Beiträge: 20
|
Verfasst am: 02. Jan 2008 12:16 Titel: Verständnisproblem bei "Don Carlos" |
|
|
Ein frohes neues Jahr alle zusammen
Ich habe in den Ferien bereits mit meinen Abitur-Vorbereitungen für meinen Deutsch-LK angefangen und habe mir als erstes das Drama "Don Carlos" ausgesucht. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich bei diesem Werk eine kleine Sache nicht verstehe und hoffe, ihr könnt euch noch erinnern.
Ich verstehe nicht, warum Marquis Posa im 5. Akt umgebracht wird. Kurz vorher hat er doch dem König seine Anschauungen von Freiheit und Humanität nahegebracht, wovon Philipp begeistert war, da er in ihm einen Vertrauten gefunden glaubte. Warum erschießt er ihn also? (Oder lässt ihn erschießen?)
Außerdem wollte ich fragen, ob meine Anschauungen über die epochale Zuordnung der Charaktere soweit stimme (habe dazu schon im Forum gestöbert)
Con Carlos -> Sturm und Drang, weil er sich von seinen Gefühlen leiten lässt
Elisabeth -> Klassik, weil sie die Gefahr in der Liebe zwischen ihr und Carlso sieht
Philipp -> Aufklärung, da er sich von jeder "Gefühlsduselei" distanziert
Posa -> Teils Aufklärung, teils Klassik
Außerdem würde mich interessieren, mit welchem Werk man "Don Carlos" am leichtesten/ehesten vergleichen könnte.
Ich hoffe, ihr findet eine freie Minute, um mir zu antworten. Schonmal herlichen Dank! |
|
|
Barium Gast
|
Verfasst am: 02. Jan 2008 14:13 Titel: Re: Verständnisproblem bei "Don Carlos" |
|
|
Hey Boerni, auch dir ein frohes neues Jahr.
Boerni hat Folgendes geschrieben: | Ich verstehe nicht, warum Marquis Posa im 5. Akt umgebracht wird. Kurz vorher hat er doch dem König seine Anschauungen von Freiheit und Humanität nahegebracht, wovon Philipp begeistert war, da er in ihm einen Vertrauten gefunden glaubte. Warum erschießt er ihn also? (Oder lässt ihn erschießen?) |
Grundsätzlich richtig, es fehlt aber etwas Wichtiges: der König erhält die gefälschten Briefe Posas und beginnt daraufhin, Posa zu misstrauen und Alba wieder zu vertrauen. Als er Posa dann bei Carlos trifft und sieht, dass sie sich so gut verstehen, ist er schockiert und gedemütigt, sodass er will, dass Posa stirbt.
Boerni hat Folgendes geschrieben: | Außerdem wollte ich fragen, ob meine Anschauungen über die epochale Zuordnung der Charaktere soweit stimme (habe dazu schon im Forum gestöbert)
Con Carlos -> Sturm und Drang, weil er sich von seinen Gefühlen leiten lässt
Elisabeth -> Klassik, weil sie die Gefahr in der Liebe zwischen ihr und Carlso sieht
Philipp -> Aufklärung, da er sich von jeder "Gefühlsduselei" distanziert
Posa -> Teils Aufklärung, teils Klassik |
Richtig; Zusätze:
- Elisabeth ist klassisch, da edel
- Begründung für Posa als Klassiker: will Freiheiten, ist edel (klassisch)
Boerni hat Folgendes geschrieben: | Außerdem würde mich interessieren, mit welchem Werk man "Don Carlos" am leichtesten/ehesten vergleichen könnte. |
Was mir einfällt:
Speziell fürs Abitur (also muss das zu vergleichende Werk ja jünger sein):
- Woyzeck (alles ist ja anders! => Dramenvergleich (offen - klassisch), Hauptpersonenvergleich (arm - Adel) etc.)
- Faust (Gretchentragödie - Elisabeth&Carlos, aufklärerische Elemente) |
|
|
Boerni
Anmeldungsdatum: 05.06.2007 Beiträge: 20
|
Verfasst am: 02. Jan 2008 15:45 Titel: Re: Verständnisproblem bei "Don Carlos" |
|
|
Barium hat Folgendes geschrieben: | der König erhält die gefälschten Briefe Posas und beginnt daraufhin, Posa zu misstrauen und Alba wieder zu vertrauen. |
Oh, da hab ich scheinbar etwas überlesen: Welche gefälschten Briefe Posas? Was stand denn da drin? Das mit den Briefwechseln fand ich ohnehin ziemlich verwirrend
Hast du vielleicht ein Tip für mich, welche Zitate ich mir deiner Meinung nach auf jedenfall anmarkern sollte? |
|
|
Barium Gast
|
Verfasst am: 03. Jan 2008 11:49 Titel: |
|
|
Ja, das mit den Briefen ist wirklich schwierig - auch ich hab nicht den kompletten Durchblick, da es Briefe von Eboli, Carlos, Elisabeth und Posa gibt.
Posa hat auf jeden Fall den Plan gehabt, Briefe zu schreiben, um Carlos zu helfen. In den Briefen steht, dass er eine Affäre mit Eboli hat (um Carlos zu entlasten)...
Die wichtigsten beiden Zitate:
- Posa zu Philipp: "Geben Sie Gedankenfreiheit!"
- Posa zu Carlos: "Seien Sie ein Mensch auf König Philipps Thron."
Mehr fallen mir spontan nicht ein. |
|
|
Boerni
Anmeldungsdatum: 05.06.2007 Beiträge: 20
|
Verfasst am: 03. Jan 2008 13:12 Titel: |
|
|
Ah, und Philipp hat dann getobt, weil er ja eine Affäre mit Eboli hatte oder wie? aber das war doch "nur" eine affäre, warum war er dann so wütend und hat posa umgebracht? er hätte doch froh sein können, wenn eboli jetzt aus seinem leben tritt, weil was wäre gewesen, wenn die affäre ans licht gekommen wäre? |
|
|
Barium Gast
|
Verfasst am: 04. Jan 2008 13:30 Titel: |
|
|
Nein. Philipp liebt Eboli ja nicht. Die Affäre mit ihr ist ja auch nur ein Plan, um Elisabeth eifersüchtig zu machen, da Philipp selbst ja eifersüchtig wegen der Beziehung Elisabeth-Carlos ist.
Philipp ist sauer, dass sein engster Vertrauter, der edle Marquis de Pose, ihn dermaßen hintergeht und mit seinem Sohn intrigiert.
Philipp wird klar, dass Posa gar kein Vertrauter ist; Posa interessiert nicht, ob es Philipp gut geht: Posa will nur die Freiheit für die Niederlande. Philipps Liebesprobleme mit Elisabeth oder sein schlechtes Verhältnis zu seinem Sohn interessieren Posa nicht - das wird ihm klar, als er Posa bei Carlos sieht und das verletzt den Despoten zutiefst. |
|
|
Boerni
Anmeldungsdatum: 05.06.2007 Beiträge: 20
|
Verfasst am: 15. Jan 2008 19:47 Titel: |
|
|
danke schonmal soweit für die wirklich hilfreiche erläuterung. Um den thread abzurunden, hab ich hier mal eine kleine zusammenfassung für die einleitung meines essays in der Klausur am DO geschrieben. Wie findest du (ihr) ihn?
(Das Drama) „Don Carlos“ spielt am spanischen Königshofe im 16. Jahrhundert während der absolutistischen Regentschaft König Philipps, unter dessen Willkür nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Sohn Carlos, Infant von Spanien, zu leiden haben. Im Gegensatz zu seinem kalten Vater ist Carlos weniger in weltlichen Angelegenheiten interessiert, sondern grämt sich vielmehr aufgrund seiner hoffnungslosen Liebe zu Königin Elisabeth, Philipps Gemahlin. Dank des Marquis von Posa, Carlos’ einstiger Jugendfreund, wird der Infant zum Kampf für ein humanitäres Spanien angestiftet, womit sich die Lage am spanischen Hofe zu ändern beginnt.
Ist doch eigentlich erstmal alles wichtige drin, oder nicht? Vllt gibt es einen besseres Adjektiv als kalten Vater, mir ist nur keins eingefallen auf die Schnelle... |
|
|
Barium Gast
|
Verfasst am: 15. Jan 2008 20:17 Titel: |
|
|
Gelungene Einleitung! (Es heißt aber "an etwas interessiert sein". Da hat dich wohl das Englische beeinflusst. ) |
|
|
|
|