Frage zu 'Die Räuber' - Amalia

Sunny · Anmeldungsdatum: 09.10.2005 Beiträge: 92

Hi!
Heute im Unterricht meinte unsere Lehrerin, dass viele Literaturkrtiker und so meinen, Schiller hätte in Amalia in seinem Stück 'Die Räuber' so etwas wie eine Traumfrau gesehen. Sie wäre sozusagen ein perfektes Bild, das gar nicht mehr ausbesserungsfähig ist. Sie ist ja so gutmütig, verzeiht sogar dem Vater, als er Karl verstößt, obwohl sie Karl liebt und sie haltet immer zu Karl, auch wenn solche Geschichten über ihn erzählt werden...doch dann meinte ich, dass bei dem Gespräch von Amalia und Franz, Amalia ja anfangs die Lügenmärchen von Franz glaubte. Sie war sich für einen kurzen Augenblick nicht sicher, ob Karl nun dazu imstande war oder nicht.
Meine Lehrerin meinte dazu nur, dass das eben nur ein kurzer Augenblick war und deswegen nicht schlimm.
Was haltet ihr davon? Lässt mich nämlich irgendwie nicht los Augenzwinkern

Grüße,
Sunny

Gast

Hi Sunny!

Ich denke, dass das mit der Traumfrau sehr wohl stimmen könnte, da sie ohne freien Willen, ohne Ziel, treu und hübsch dargestellt wird. Sie duldet und wartet auf ihren Traummann, Karl, der ihr ganzes Leben ist. Bei der Auseinandersetzung mit Karl zeigt sich aber, dass sie innerlich ins Schwanken gerät, einerseitz möchte sie Franz Vertrauen schenken, er gibt ihr Hoffung in der Liebe zu Karl, obwohl sie sich bewusst ist, dass er sie betrügen könnte. Andererseits verteidigt sie ihr Ideal (Karl), da Franz ihr nach dem Zuspruch ein schlechtes Gewissen machen möchte, er erzählt Lügen über Karl, macht ihn schlecht.

Sie ist die einzige Frau im Stück, was ihr eine dramatische Funktion zukommen lässt, obwohl sie sich im Laufe des Stückes nur außerlich, aber sonst nicht weiterentwickelt. Dass sie dem alten Moor verzeit soll zeigen wie naiv (Vorurteil) Frauen sind, Männer haben das sagen über sie, sie haben keine eigene Entscheidungskraft. Genau diese Wünsche, von eben einer solchen Frau, geben männliche Autoren dieser Zeit, verborgen, dennoch offenbar wieder. Beweis hierfür ist die Ermordung Amalias, sie bittet die Räuber darum, anstatt, dass sie es eigenhändig verrichtet. (Warum sie sich nicht schon früher selbst umgebracht hat, als sie von Karls Tod erfahren hat kann auch nur darauf hinzuführen sein, dass sie es nicht selbst verrichten kann, da ein Mann darüber zu bestimmen hat (treu und duldent eben =)) Indem sie die Räuber um ihren Tod bittet, vordert sie ihren geliebten dazu auf es selbst zu erledigen, was ihr die Sicherheit gibt, dass ihr Karl ihr in den Tod folgen wird, da er sie auf dem Gewissen hat, ihre Liebe sich dort vereinen wird.

Ich für meinen Teil denke, dass sie Karl, da sie ihn auch nicht als den Fremden erkannt hat (da sie nur den tollen, guten Karl kennt und ihn nie als den bösen sehen will, kann), um den Tod bittet, da er nicht für sie frei ist, da er den Räubern ewige Treue geschworen hat, und wie man im Laufe des Buches merkt, früher sehr viel Wert in Vertrauen, Treue und Schwüre usw. gelegt wurde!

Hier mal meine ganz persönliche Sichtweise... Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen, dich von meinem Standpunkt aufzuklären....

Bist auch in der 10. Klasse Real und hast bald Prüfungen?

Wie gefällt dir das Buch persönlich so, was nicht, welche Person besonders??!!

Würde mich interessieren....

Gruß Fabio Wink

Sunny · Anmeldungsdatum: 09.10.2005 Beiträge: 92

Hi!
Erstmal danke für die Antwort, sie war echt interessant! Ja, also ich bin gerade in der 10. Klasse und mache dieses Jahr meine Prüfungen (und wir haben heute übrigens 5 Stunden lang einen Aufsatz über die Räuber geschrieben... ;o)). Mir gefällt das Buch eigentlich ganz gut...wirklich. Was mir nicht gefällt ist, dass es eben scheint, dass Amalia keine Ecken und Kanten hätte...joah, aber sonst ein echt schönes Stück. Grüße

Edit: Übrigens hast du mir gleich noch auf eine weitere Frage, die sich mir aufdrängte, geantwortet und zwar habe ich mich eben gefragt, warum Amalia sich denn nicht umbrachte, als sie erfuhr, dass Karl angeblich tot war.