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ExA: Löwenherz & Werther
 
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Zauberwürfel
Ehrenmoderator


Anmeldungsdatum: 05.08.2004
Beiträge: 754
Wohnort: Osnabrück

BeitragVerfasst am: 13. Sep 2006 16:54    Titel: ExA: Löwenherz & Werther Antworten mit Zitat

Auch eine Moderatorin im Deutschboard braucht mal Hilfe Augenzwinkern

Ich schreib gerade meine Examensarbeit über Kinder und JUgendbücher, in denen der Tod thematisiert wird. Dazu gehört natürlich auch das Werk von Astrid Lindgren "Die Brüder Löwenherz". ALs das Buch in den 70ern erscheinen ist, gab es viele Kritiker, die sagten, das Buch sei eine Verherrlichung des Todes bzw. leite zum Selbstmord an.
Nun bin ich auf den Werther gekommen (den ich aber nie gelesen habe), der ja wirklich eine enorme Auswirkung hatte, weil sich viele junge Leute nach der Lektüre umbrachten.

Ist ein Vergleich beider Bücher zu weit hergeholt? Würde dann aber zu dem Ergebnis kommen, dass das Kinderbuch keine Anleitung ist, sondern nur mit rationaler Entschlusskraft in einer Fantasiewelt vor dem Tod geflohen wird, weil Jonathan sonst gelähmt und langsam und qualvoll sterben würde. Die beiden wählen zwar den Selbstmord, aber nur mit der Aussicht auf ein besseres Leben in Nangilima.

Beim Werther geschahen die meisten Selbstmorde, wie im Buch ja auch, aus Liebeskummer bzw. Verzweifelung...

Bräuchte einfach nur mal ein paar Meinungen dazu und wäre für jede Antwort dankbar!!!

_________________
WICHTIG!
1.Wir erledigen hier keine Hausaufgaben!
2.Erwartet nicht innerhalb weniger Minuten/ Stunden eine perfekte Lösung!

Und denkt dran:
http://www.mysmilie.de/smilies/schilder/4/img/022.gif Augenzwinkern
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 14. Sep 2006 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Interessantes Thema; den Aussagen stimme ich zu.

Als Beitrag, zu Lindren:

Astrid Lindgren:
(Die Autorin nimmt Stellung zu der Diskussion um die zwei Jenseits-Welten:)

Jetzt schreibe ich an alle Kinder

Jetzt schreibe ich an alle Kinder, die mir zu dem Buch Die Brüder Löwenherz einen Brief geschickt haben. Ich kann nicht jedem einzeln antworten, denn dann würde ich zu nichts anderem mehr kommen. Aber natürlich habe ich mich über eure Briefe gefreut und auch darüber, dass euch das Löwenherzbuch gefallen hat; sehr gefreut habe ich mich. Ihr wünscht euch, dass ich noch ein Buch schreibe und darin erzähle, was in Nangilima geschah. Nein, ein neues Buch von Jonathan und Krümel wird es leider nicht geben.
Aber ich kann euch - nur euch und nur hier in diesem Brief - erzählen, wie es den beiden auf dem Apfelhof in Nangilima erging:
Als sie gegen Abend auf Matthias' Hof geritten kamen, freute Matthias sich so sehr, dass er weinte. »Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass ihr so bald kommt«, sagte er. »Mein lieber kleiner Junge«, sagte er zu Krümel, »nun darf ich also wieder dein Großvater sein!« Rings um den Matthiashof lag ein großer Obstgarten und dort wuchs ganz hinten in der Ecke ein riesiger alter Apfelbaum. Krümel baute sich hoch oben im Baum eine Hütte und Jonathan half ihm natürlich dabei. Es war ein feiner Kletterbaum, auf den man leicht hinaufkommen konnte. Sogar Matthias kletterte einmal hinauf, aber er kletterte bald wieder hinunter. Grim und Fialar durften in Matthias' Stall wohnen, denn einen Pferdestall hatte er natürlich. Er hatte auch ein Pferd, das Sturkas hieß. Ein komischer Name, nicht? Das Pferd war grau und lammfromm, konnte aber nicht so gut springen wie Grim und Fjalar. Aber aus dem Springen machte sich Matthias sowieso nicht allzu viel. Er hatte das Pferd nur um ins Dorf hinunter zu reiten und so.
Jonathan und Krümel ritten durch die Wälder, genauso wie Jonathan es vorhergesagt hatte, sie machten sich bald hier und bald dort ein Lagerfeuer und blieben tage- und nächtelang fort und schwammen und tauchten in den Seen, aber sie kehrten immer wieder nach Haus zu Matthias zurück. In Nangilimas Wäldern gab es keine Wölfe, aber es gab dort Wildhunde.
Eines Abends, als Jonathan und Krümel an ihrem Feuer lagerten, kam ein Wildhund angeschlichen. Anfangs wagte er sich nicht nahe heran, aber schließlich ließ er sich neben Krümel nieder und als Krümel ihn streichelte, wedelte er mit dem Schwanz. Es war ein Wildhund, den es zu den Menschen hinzog. Und er wurde Krümels Hund und bekam den Namen Mecke. Ritten Jonathan und Krümel durch die Wälder, lief er nebenher, er wollte immer bei Krümel sein.
Nein, Tengil und Katla sind nicht nach Nangilima gekommen. Tengil kam an einen Ort, der Lokrume hieß. Ich glaube nicht, dass es ihm dort besonders schlecht ging, aber nie wieder konnte er Menschen quälen und unterdrücken. jossi kam ebenfalls nach Lokrume und als er und Tengil sich trafen, blieben sie beide stehen und starrten sich nur an. Doch dann machten sie hastig kehrt und gingen ihre Wege. Wo Katla und Karm gelandet sind, das weiß niemand. Krümel fragte Jonathan danach und Jonathan sagte: »Vielleicht sind sie nach Sorokaste gekommen.« Doch er erzählte nichts von Sorokaste. Und deshalb weiß weder ich noch Krümel, was für ein Ort das ist.
So, nun wisst ihr so ungefähr, wie alles wurde. Vielen Dank, dass ihr mir geschrieben habt. Hei, Hej!
(Zuerst 1975 veröffentlicht; aus: A.L.: Zum Donnerdrummel! Ein Werk-Porträt. S. 551ff.)
*

Astrid Lindgren zeigt hier den Weg der Menschheit - von der abrahamitischen Vorstellung, dass Kinder durch die Rute er-zogen werden müssen, dem männlich-kräftigen-lieblosen Verständnis von männlicher Anmaßung und Herrschaft - hin zu einem weiblich-positiven Einfühlung in Kinder- (ja, vorläufig und für lange Zeit auch in Männer-)Seelen.
'Schau'n wer mal' nach, was sich so gehört, in einer Männerwelt; die Wahlkampfzeiten zeigen’s uns ja allzeit:

»Wer die Rute schont, verdirbt den Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.« (Buch der Sprüche, 13,24; und dort ebenso: 29,15: "Rute und Rügen verleihen Weisheit, ein zügelloser Knabe macht seiner Mutter Schande.")
Wieviele Männer haben .... den Müttern "Schande" bereitet: alle von ihren Herren Vätern und ihren Vatergottheiten Gedemütigte, Verprügelte, die zusätzlich zu ihrer Schmach auch noch lernten, die Schmähenden, die Prügelnden, die schon von ihren Vätervätern Traktierten zu lieben, zu loben und schönfärberisch darüber zu labern; s. Buch der Sprüche, s. die Zeiten und Welten (alle Erdteile seit ihrer Entdeckung durch Weiße) voller Krieg, voller Hohn - aber mit dem Segen von Gottes Sohn - wenn Vätermänner es als ihre christliche Aufgabe (Befehl vom Herrenvater) es so für richtig hielten - und alles verrieten, was sich so an Liebesgeboten und Vorstellungen angesammelt hat: S. 3. Buch Mose Buch (Leviticus), 19,18: "Du sollst deine Nächsten nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selber. Ich bin der Herr..."

*
Aufgabe (für eine Religionsgruppe):
Setze dich mit der Rede und den Erläuterungen auseinander.

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.
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