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Heinrich von Kleist
 
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Romantiker
Gast





BeitragVerfasst am: 14. März 2011 20:35    Titel: Heinrich von Kleist Antworten mit Zitat

Meine Frage:
Weiß man warum sich Heinrich von Kleist das Leben nahm?
Und noch dazu zu zweit mit Henriette Vogel?
Und warum waren genau die Romantiker oftmals depressiv, hat das etwas mit der Literaturepoche zu tun?

Würde mich echt interessieren, danke!

Meine Ideen:
--
Gast11022013
Gast





BeitragVerfasst am: 14. März 2011 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte Dir gerne mit einem Buchtipp antworten. Lies mal "Kein Ort. Nirgens" von Christa Wolf; Deine Frage, warum sich Heinrich von Kleist das Leben genommen haben könnte, wird dadurch auf sehr lyrische und eindrucksvolle Art beantwortet, zumal es ohnehin keine eindeutige Antwort geben kann.

Die Romantik war ein Zeitalter, das vor allem geprägt war durch hohe Ideale, die oftmals fern der Wirklichkeit und ihrer banalen Zustände angesiedelt waren; kein Wunder, wenn geistvolle Menschen wie Heinrich von Kleist daran unglücklich werden. Gerade das Werk Heinrich von Kleists ist geprägt von philosophischen Überlegungen, oftmals abstrusen Vorstellungen und Fantasien und lässt erkennen, wie es einem Menschen gehen kann, der überaus genial und zugleich unglaublich naiv und unbeholfen ist.

Thomas Mann hat das so formuliert und es wird klar, wie "verloren" Heinrich von Kleist in seinem Umfeld gewesen sein muss, wie aus allem herausstechend:
"Er war einer der größten, kühnsten, höchstgreifenden Dichter deutscher Sprache, ein Dramatiker sondergleichen - überhaupt sondergleichen, auch als Prosaist, als Erzähler - völlig einmalig, aus aller Hergebrachtheit und Ordnung fallend, radikal in der Hingabe an seine exzentrischen Stoffe bis zur Tollheit, bis zur Hysterie, allerdings tief unglücklich, mit Ansprüchen an sich selbst, die ihn zermürbten, um das Unmögliche ringend, von psychogenen Krankheiten niedergeworfen alle Augenblicke und zu frühem Tod bestimmt."(1954)

Von Heinrich von Kleist stammt folgende Aussage:
"Ich trete vor einem zurück, der noch nicht da ist, und beuge mich, ein Jahrtausend im voraus, vor seinem Geiste." [Diesen Ausspruch hat später Martin Heidegger gerne zitiert, wenn er die Größe und Zukünftigkeit Heinrich von Kleists betonen wollte.]

Ich meine damit einfach nur, dass ein Mensch wie Heinrich von Kleist das Leben einfach nicht erträgt und daran zu Grunde geht. Dass er den Freitod wählt und das Ganze sozusagen noch als großen symbolischen Freundschaftsakt arrangiert, indem er gemeinsam mit Henriette Vogel in den Tod geht, fügt sich in das Ganze irgendwie ein, finde ich.

Zum Schluss noch
Das letzte Wort an Ulrike
"An Ulrike von Kleist, 21. November 1811.

An Fräulein Ulrike von Kleist Hochwohlgeb. zu Frankfurt a. Oder.

Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, mit Dir versöhnt zu haben. Laß sie mich, die strenge Äußerung, die in dem Briefe an die Kleisten enthalten ist laß sie mich zurücknehmen; wirklich, Du hast an mir gethan, ich sage nicht, was in Kräften einer Schwester, sondern in Kräften eines Menschen stand, um mich zu retten: die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge Dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß."


Ich hoffe, das trägt ein bisschen zur Beantwortung Deiner Frage bei. Man kann darüber natürlich viele Meinungen haben, ich halte es jedenfalls für zu einfach, wenn man sagt: Die Romantik war eine Zeit voll depressiver Stimmungen und Heinrich von Kleist litt unter manisch depressiven Zügen. Das wird vielfach gesagt, aber ich denke, das trifft es nicht. Ich denke, es lag vielmehr in der Natur von Heinrich von Kleist angelegt, dass er aufgrund sehr hoher Ansprüche an sich (und andere Menschen) und aufgrund einer sehr außergewöhnlichen Begabung und Geistigkeit - scheitern musste. Das steckt ja in der Aussage Thomas Manns, die ich deswegen oben zitiert habe, weil ich finde, dass man es zutreffender eigentlich nicht ausdrücken kann.

Dass es zudem in der Romantik solche Phänomene von Überforderung und Verzweiflung desöfteren gab und dass bestimmte romantische und wohl auch literarische Züge und Ideale existierten, die diese Lebensschicksale befördert haben, ist aber natürlich unbestritten.


Wink
Romantiker
Gast





BeitragVerfasst am: 14. März 2011 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die ausführliche Antwort und den Buchtipp, werde es mir zulegen.
MfG Wink
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