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Prometheus - Faust Vergleich
 
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Wimme
Gast





BeitragVerfasst am: 30. Okt 2005 22:22    Titel: Prometheus - Faust Vergleich Antworten mit Zitat

Hallo!

Wir haben aufbekommen zu beantworten inwiefern Prometheus eine Person des Sturm und Drang ist (Prometheus aus dem Gedicht Goethes versteht sich), was ich auch schon einigermaßen hinbekommen habe, denke ich.

Die zweite Aufgabe ist nun allerdings Faust mit Prometheus zu vergleichen. Und dazu fällt mir irgendwie grad nichts ein unglücklich

Ich hoffe jmd. hatte diese Aufgabe auch schonmal und kann mich irgendwie auf die richtige Fährte führen Augenzwinkern

Gruß und Dank im Voraus,
Wimme
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 02. Nov 2005 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du noch was zu „Prometheus“ nachliest – hast du wohl Vergleichspunkte:

Goethe ist im "Prometheus" der naturwissenchaftlich denkende, solidarisch protestierende Mitmensch, der unmittelbar zu Blitz und Gott und Frömmigkeit und Kirchenweihrauch Stellung nimmt; was im mittelalterlichen Faust-Drama so direkt nicht möglich war:

*
Der Hymnus entstand vermutlich im Herbst 1774, der erste Druck erfolgte ohne Goethes Wissen in einem Buch über die Lehren Spinozas im Jahr 1785. Goethe selbst hat das Gedicht, das auch in einer Handschrift für Frau Stein (1777) vorliegt, 1789 mit einigen Änderungen in seine »Schriften« aufgenommen. Prometheus war, nach der griechischen Sage, ein Titanensohn und Halbgott, der Menschen aus Ton bilden und sie beseelen konnte. Für sie holte er das von Zeus noch vorenthaltene Feuer vom Olymp und wurde zur Strafe auf Befehl des Zeus an den Kaukasus geschmiedet. Später durfte Herakles ihn mit der Zustimmung des Göttervaters befreien, und fortan lebte Prometheus als Berater der Götter unter den Olympiern.

Hier ein Tipp:

(Vom 4. März 2004, 02:15, Neue Zürcher Zeitung)

Hannelore Schlaffer: Goethe und der Blitzableiter
Vom Nutzen und Nachteil einer Erfindung für die Poesie


Im Jahre 1751 hatte Benjamin Franklin seine Beobachtungen über die Elektrizität veröffentlicht. Basierend auf Franklins Erkenntnissen, wurde bereits 1770 in Deutschland der erste Blitzableiter installiert, und noch im selben Jahrzehnt pries Goethe in seinem Gedicht «Prometheus» den Naturwissenschafter als Wohltäter der Menschheit.

Bei Goethes «Prometheus» an nichts als an ein Gewitter zu denken, verbietet eine jahrtausendealte Symbolsprache: Der Blitz ist das Zepter des Zeus, im Donner erscheint die Macht des Gottes. Prometheus ist der Rebell, dessen Hybris gegen die Götter aufbegehrt - nur: eigenartigerweise wird er bei Goethe nicht bestraft! Prometheus habe sich, so heisst es, in Goethes Gedicht vom Gotteslästerer zum Genie gewandelt; und dennoch wäre zu fragen, wie es zur Absolution dieses Genies kommen konnte. Der Held des Mythos hat dem Olymp das Feuer entwendet, nie zuvor aber hat er sich angemasst, den obersten Gott einen törichten Knaben zu nennen oder ihn zu verhöhnen:

Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöhn! Musst mir meine Erde Doch lassen stehn, …
Usw...

http://www.nzz.ch/2004/03/04/fe/page-article9FXUM.html

_________________
Stultum deridet stultus nihil callidi cogitans.
Lindenblatt



Anmeldungsdatum: 30.10.2005
Beiträge: 160
Wohnort: Ruhrpott

BeitragVerfasst am: 02. Nov 2005 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ach - die Seite der NNZ ist nicht mehr präsent..::

Hier die Fortsetzung des Aufsatzes von Prof. Dr. Hannelore Schlaffer:

[Vom 4. März 2004, 02:15, Neue Zürcher Zeitung:
Hannelore Schlaffer:
Goethe und der Blitzableiter. Vom Nutzen und Nachteil einer Erfindung für die Poesie)

(...) Der Allmacht des Gottes könne, so ging bisher die Interpretation, nur die Allgewalt des Genies widerstehen; die verwerfliche Hybris des Menschen gegen die Götter trete hier als Schöpferkraft und Hochmut des modernen Künstlers auf. Tatsächlich aber handelt es sich bei dem blasphemischen Trotz des Prometheus nicht um Hybris, sondern um Spott, nicht um Vermessenheit, sondern tatsächlich um einen Sieg.
Eine Hymne auf Benjamin Franklin

Goethes «Prometheus» nämlich ist wenige Jahre nach der Erfindung des Blitzableiters und im Jahrzehnt seiner ersten Einrichtung in Deutschland entstanden. Das Gedicht inthronisiert nicht den Künstler als gottgleichen Schöpfer, sondern es preist den Naturwissenschafter als Wohltäter der Menschheit: Goethes Gedicht ist eine Hymne auf Benjamin Franklin. Nachdem Franklin 1751 seine Beobachtungen über die Natur des Blitzes veröffentlicht hatte, wurde in Deutschland der erste Blitzableiter 1770 auf der Jakobikirche in Hamburg installiert. Das Gedicht stellt sich auf die Seite des Fortschritts gegen die ängstlichen Zweifler von der Art etwa Paul Makos, eines Naturwissenschafters, der in seiner «Physikalischen Abhandlung von den Eigenschaften des Donners» 1772 schreibt: «Ich habe es längst gesagt, dass alle die eisernen Spitzen uns zwar ein schon gegenwärtiges oder herzueilendes Ungewitter anzeigen können; aber wenn die Frage nach dem Nutzen ist, da glaube ich, dass sie mehr dazu dienen, den Wetterstrahl auf uns zu ziehen, als ihn von uns abzuleiten.»

Lichtenberg, Kant, Jean Paul lassen sich von der Erfindung zur Diskussion über die Möglichkeit einer Befreiung des Menschen aus der Macht der Natur anregen, zumal kurz zuvor 1755 durch das Erdbeben von Lissabon aller Optimismus der Aufklärung erschüttert worden war. In einer Skizze über den «Naturwissenschaftlichen Entwicklungsgang» setzt Goethe ausdrücklich die Erfindung des Blitzableiters der Enttäuschung über das Erdbeben von Lissabon entgegen: «Kurz vor meiner Geburt erregte die Elektrizität neues Interesse. / . . . Erfindung der Wetterableiter. / Freude der geängstigten Menschen darüber. / Gestört durch das Erdbeben von Lissabon.» Er nutzt den apodiktischen Ton der Hymne, um sich für den Fortschritt zu entscheiden. Prometheus stimmt die Siegerhymne des Erfinders an.

Auch die Zeitgenossen nannten Franklin «ihren Prometheus». Wie dieser mit seiner Fackel an den Himmel reicht und von dort das Feuer holt, so ragt Franklins Blitzableiter, der anfänglich nur auf Kirchturmspitzen angebracht wurde, in den Himmel und zieht von dort die Wetter ab. D'Alembert dichtete daher für eine Büste Franklins das Epigramm: «Er entriss dem Himmel den Blitz und dem Tyrannen das Zepter.»

Goethes Figur ist also weniger die Inkarnation des Künstlergenies als vielmehr die des Naturforschers. Dieser arbeitet nach seiner Erfahrung, das Genie im Sinne des 18. Jahrhunderts hingegen schöpft seine Omnipotenz aus sich selbst. Als Entdecker spricht Goethes Prometheus mit dem Satz: «Musst mir . . . meine Hütte . . . doch lassen stehn» die Tatsache eines gelungenen Experiments aus. Zeus mag Blitze schleudern, so viel er will, mit Feuersbrünsten wird er keinen Christenmenschen mehr strafen können. Prometheus ist nicht hybrid wie die antike Mythenfigur und nicht impertinent wie das moderne Künstlergenie, er ist selbstbewusst aus Erfahrung und Erfolg, wie es dem Naturforscher der Aufklärungszeit geziemt. Mit seiner Kritik des Götterglaubens passt er das Bewusstsein an den neuen Stand der Technik an. Goethe ist damit nur der Vordenker von Karl Marx und sein Gedicht die versifizierte Fassung einer «Politischen Ökonomie»: «Wo bleibt», so schrieb Marx, «Vulkan gegen Roberts und Co, Jupiter gegen den Blitzableiter und Hermes gegen den crédit mobilier?»

Die berühmte Gewitterszene des «Werthers» ist die prosaische Replik der Hymne. Auch diesmal beschreibt Goethe einen Wendepunkt in Bewusstsein und Verhalten seiner Figuren, wie ihn eine neue Entdeckung immer auslöst.

Der Tanz war noch nicht zu Ende, als Blitze, die wir schon lange am Horizonte leuchten gesehen, viel stärker zu werden anfingen. Drei Frauenzimmer liefen aus der Reihe. Die Klügste setzte sich in eine Ecke, mit dem Rücken gegen das Fenster, und hielt die Ohren zu. Eine andere kniete vor ihr nieder und verbarg den Kopf in der ersten Schoss. Eine dritte schob sich zwischen beide hinein und umfasste ihre Schwesterchen mit tausend Tränen. Einige unserer Herren hatten sich hinab begeben, um ein Pfeifchen in Ruhe zu rauchen, und die übrige Gesellschaft schlug es nicht aus, als die Wirtin auf den klugen Einfall kam, uns ein Zimmer anzuweisen, das Läden und Vorhänge hätte.

Das unterschiedliche Verhalten der Mädchen und Jünglinge ist nur aus der unterschiedlichen Informiertheit über die Entdeckung des Blitzableiters zu erklären. Die Mädchen halten das Gewitter noch immer für das Strafgericht Gottes. Sie sind jene «Kinder und Bettler», jene «hoffnungsvollen Toren» der Prometheus-Hymne, die aus Unwissenheit «ängstliche Gebete» hervorstammeln. Sie folgen nicht einmal den Vernunftregeln für das Verhalten bei Unwettern, die damals in veralteten Lehrbüchern verbreitet wurden. Diese empfahlen etwa, und da verhalten sich die verschreckten Mädchen ganz falsch, nicht eng beieinander zu sitzen. Die «Theorie der Ausdünstungen» nämlich besagte, dass vor Angst schwitzende Personen den Blitz anzögen.
Lottes gebändigte Angst

Die Gelassenheit der Männer hingegen beruht auf einer Informiertheit, wie sie dem männlichen Geschlecht ansteht. Nicht nur, dass sie sich wenig beunruhigt zeigen, sie handeln auch ausdrücklich gegen die veralteten Verhaltensregeln, die es ausdrücklich verboten, beim Gewitter zu rauchen - die Herren aber zünden sich in aller Ruhe ihr Pfeifchen an.

Lotte bewegt sich zwischen den Parteien: Angst hat sie wie ein Mädchen, Kenntnisse wie ein Mann. In der ihr eigenen Entschlossenheit bändigt sie ihre Angst und dämpft das unvernünftige Geschrei ihrer Kameradinnen. Sie bringt den Donner, der immer noch so tut, als sei er gefährlich, zum Schweigen - nicht aber durch Angstgeschrei, sondern durch ein Spiel, in dem sie laut schallende Maulschellen austeilt. Lottes Erwähnung von Klopstocks «Frühlingsfeier» nach Abzug des Gewitters kann Gebet und ästhetisches Vergnügen zugleich sein: «Seht ihr den fliegenden Blitz? / Hört ihr hoch in den Wolken den Donner des Herrn? / Er ruft Jehovah! / Jehovah! / Jehovah! / Und der gesplitterte Wald dampft! // Aber nicht unsre Hütte! / Unser Vater gebot / Seinem Verderber / Vor unsrer Hütte vorüberzugehn!»

Goethe übernimmt diese Stelle in seine Prometheus-Hymne und passt sie dem neuen naturwissenschaftlichen Bewusstsein an. In Klopstocks Ode, 1751 entstanden, wird der Mensch durch die Gnade Gottes gerettet. Seinem Gebot gehorchen noch immer die Blitze, auch wenn sie die Hütte verschonen.
Goethes Prometheus hingegen schützt seine Hütte selbst - und da ihn kein Gott mehr bedroht, hat er auch keinen mehr anzubeten.

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